Der König der Narren
ich gewesen wären, säße ich im m er noch in Siridom und wäre auch nicht hier!«
»Das war ein ganz schön langer S a tz, Mädchen. Du sprichst noch viel zu gut. Trink m eh r «, ordnete der W i rt an.
»Auf den Mönch von Lung- m en«, rief Yen Tao-tzu und schenkte sich den l e t z ten Rest des Krugs ein, worauf der W i rt eilig einen neuen holte. »W enn er m i r nic h t p ro p hezeit hätte, m eine Gedanken würden m i ch in den W ahnsinn führen, falls ich sie je W i rklichkeit werden lasse, w äre ich m it Sicherheit auch nicht hier!«
Res be m ächtigte sich des neuen Kruges und goss sich nach. »Aber wir werden es ihnen allen zeigen!«
Yen Tao-tzu nickte. »Das werden wir, das werd e n wir.« Er riss i h r den Krug beinahe aus der Hand.
Die Zwerge klopften in seltener Ein m ütigkeit m it ihren Bechern auf den Tis c h. » W ettt r i n ken, W ettt r inken!«
Das Letzte, woran sich Res von die s em Tag noch erinnerte, war, dass sie auf den Tisch geklettert war und die Gä s te der Mörderschenke für die freundlichsten W esen von ganz Phantásien erklärt hatte. Danach verschw a mm alles in einem trägen, roten Strudel.
KAPITEL 1 1
Ein Schwall kalten W assers wec k te Res zu ei n em B e wusstsein auf, das sich anfühlte, als häm m erten Riesen auf ihrem Kopf heru m .
»Auf, auf, neues Syndikats m itglied«, forderte eine Stim m e in unerträglich fröhlichem Tonfall. » E in neuer Tag m it möglicher Arbeit ruft!«
Unwillig hob sie ein Augenlid und sah einen Himmel aus Kristallsplittern über sich. Neben ihr stöhnte je m and. S i e öffnete auch noch das andere Auge und s ah den Rand eines Holztischs in ihr Blickfeld hineinragen. Erst als sich ein gewaltiger Bauch über sie beugte und ein zw e it e r Schwall W asser ihr Gesic h t traf, begriff Res, da s s sie auf dem Boden der Mörderschenke in Kading liegen m us s te. Sie schreckte hoch, sprang auf, und ihr wurde sofort übel. W ürgend lehnte sie sich über den Tisch, aber e i ne Hand hielt ihr hilfreich einen Ei m er hin, in dem i mm e r noch etwas W asser war.
Während sie sich erbrach, hörte sie den W i rt kommentieren: »Du m eine Güte, du bist im Zechen w i rklich nicht erfahren, Mädchen, was ? «
W i eder k a m ein tiefes Stöhnen vom Boden.
»Und du auch nicht. Nun kom m t s c hon, ihr beiden. Ein neuer Tag, ein neues Geschäft, wie m an bei uns zu sagen pflegt. Schließlich müsst ihr euren ersten B eitrag abarbeiten.«
»Beitra g ?«, fragte Res s chwach, als sie von dem E i m er zurücktau m elte, wo sie u m gehend von einem würgenden Yen Tao-tzu abgelöst wurde.
»Tja, ihr habt beide bei Halbe r t unterschrieben und gehört da m i t zu unserem Syndikat. Keine Sorge, der erste Auftrag kommt bestim m t, und eure Schulden hier könnt ihr da n n auch gleich bezahlen.«
Yen Tao-tzu hob den Kopf aus dem Ei m er. »Seit dem Tod meines ehrenwerten Vaters bin ich das O b erhaupt des Hauses Yen«, erklärte
er. »Ich bin Mitglied der Dichtergilde von der Brücke über dem See und erster Alche m ist von Lo-yang. Der Sohn des Himmels selbst h a t geruht, Neugier hinsichtlich m einer Theorien zu zeigen. Aber ga n z gewiss bin ich kein Mitglied e i ner V ereinigung von Mördern.«
»Halbert hat sich schon gedacht, dass einer von euch zweien oder ihr alle beide da Zweifel haben w ü rdet«, entgegnete der W i rt, schob zwei Finger zwischen d i e Lip p en u nd pfiff. Eine Spinne, die bis zu Res’ Knie reichte, tanzte auf acht Beinen her b ei. Auf dem Rücken trug sie einen runden Kristall. Der W irt legte einen Dau m en darauf.
»Die Verträge der Mitglieder 98 und 99 bitte«, sagte er för m lich.
In dem Kr i stall erschienen zwei eng beschriebene Doku m ente. Auf ein e m erkannte Res etwas, das eindeutig wie ihre Untersc h ri f t aussah. Auf d e m anderen waren ein paar von den Bau m zeichen m i t wenigen Ästen, die der Sühneträger hin und wieder vor sich hin gezeichnet hatte.
»Die Originale sind natürlich b e i Halbe r t u n ter Verschl u s s «, ergänzte der W i rt beiläufig.
Res wandte sich ab. Das Ganze war lächerlich, a b er sie hatte k eine Lust, deswegen zu streiten. Sie m u sste nur die Fürstin finden und befragen, dann konnte sie Kading wieder verlassen. Es sei denn… Schlagartig fiel ihr ein, dass sie ihren W eidenkorb am Vortag in einer Ecke der Schenke abgestellt und sei t her nicht mehr angerührt hatte. Sie schaute sich hastig um und ent d eckte ihn. E ilig stürzte sie zu ihm und riss den Deckel
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