Der König der Narren
Numfar führte. N a türlich kehrten sie hierfür nicht zur Obe r fläche zurück; es gab schließlich Verbindungsgänge. Erst als sie vor einem lockeren Erdwall Halt m achten, steuerte Res m ehr als »Ja, wirklich ? « oder »H m « z u den Monologen des Grottengängers bei.
»Haben wir die falsche Abzweigung genommen ? «, fragte sie.
Der Lohani rieb sich z w ei seiner Hände. »Nein«, entgegnete er in offenkundigem Entzücken. »Der Gang ist verschüttet!«
Begeist e rt warf er sich in die weiche Erde. Bald waren nur noch seine hintersten Beine zu sehen. Yen Tao-tzu begann erst zu su mm en, dann leise zu singen. »Gang… ein Gang… zwei Gänge… Enge… fort… an einen andern Ort… Essen… vergessen…«
Konnte er nicht stumm bleiben?, fragte die Katze.
Die du m pfe Stim m e des Grotteng ä ngers rief ihnen zu, sie könnten ihm jetzt folgen, Res begutachtete das recht sch m ale neu gebohrte Loch, gab sich einen Ruck und zwä n gte sich hindurch. Für die Katze war es wesentlich leichter. Yen Tao-tzu blieb auf der anderen Seite.
Lass ihn dort, bettelte die Katze, bitte lass ihn dort!
»Misstraut Ihr Gefährte m einen Tunnelsicherungskünsten ? « erkundigte sich der Lohani, und soweit sich das in der schwachen Glühkäferbeleuchtung erkennen ließ, wurden seine Farben dunkler.
»Nein, nein. Er ist nur… nicht ganz bei sich.«
Sich durch die enge, warmfeuchte Erde, die den Eindruck machte, sie könne jeden Augenblick wieder zusam m e nstürzen, zurückzuzwängen war kein Vergnügen. Yen Tao-tzu kniete auf der anderen Seite und m alte wieder seine Zeichen in den Boden.
»Komm schon«, sagte Res ein w e nig ungeduldig und zog ihn m itten in einer Zeichnung am A r m . Auf das, was als Nächstes geschah, war sie nic h t gefas s t. I h r eige n er Arm wurde umgedreht, und ehe sie wusste, was ihr geschah, fand sie sich an die Höhlenwand gedrückt wieder, ihr A r m schmerzhaft ge g en ihren Rücken gepresst. Das Narbengewebe an ihrem klein e n F i nger brannte w i e Feuer.
»Du wagst es, m i ch zu stören, Geschöpf ? «, fragte eine ungeduldige, kalte Stimme, die weder dem verrückten Sühneträger noch dem höflichen Yen Tao-tzu von Kading zu gehören schien. » W as glaubst du, wer du bist ? «
»Res«, erwiderte sie beunruhigt. »Ich bin Res. Yen Tao-tzu, was hast du ? «
Er ließ sie los. Res drehte sich um und rieb sich die Schulter. In dem d ä m m r igen Licht kam es ihr vor, als sehe sie Yen Tao-tzus Gesicht zerfließen, wie das der L e onesen, und einen Augenblick lang ergriff sie blinde Angst. Unwillkü r lich strec k te sie die Hand aus und berührte ihn an der W ange, die a u s Fleisch und Blut bestand, nicht aus festem Sand. Ihre F i ngerspitzen stießen auf Feuchtigkeit, und sie begriff, dass er weinte. Er trat einen Schritt zurück.
»Kum m er«, sagte er und war wie d er der Mann, den sie in Sto-Vo-Kor kennen gelernt hatte. »Reue im Dunkeln.«
»Schon gut.«
Sie hi e lt ihn an der Ha n d f est, als si e zum dritt e n Mal dur c h die frisch geschaffene Erdspalte kro c h. Dahinter wurde der Tunnel zum
Glück wieder breiter; der Lohani b e m erkte enttäuscht, hier sei offensichtlich seit seinem letzten Besuch nichts mehr geschehen, und Numfar sei zu bedauern, weil sei n e Tunnel so langweilig a usf ielen.
In Nu m f ars Hügel rochen sie schon von weitem den feuchten, erhitzten Gestank von zu vielen Besuchern.
»Die Flüchtlinge«, m einte ihr Lohani, und seine A r m e schaufelten durch die L uft, als fächele er den Geruch weg von sich. »Da kann m an nichts m achen. Die ar m en Kerle, ihre Hei m at wurde v o m Nichts verschluckt, und sie sind das L e tzte, was von ihr übrig ist.«
Der Tunnel weitete sich zu einer Halle, und Res erkannte kleine Gestalten, die um eine Art Tisch kauerten. Etwas an ihnen war ihr vertraut. Sie hatten sehr spitze N a sen, und ihre fedrigen Kleider…
»Numfar!«, rief der Grottengänger. »Ich bringe dir noch ein paar Gäste!«
Ein zweiter Lohani schob sich du r ch die Gestalten zu ihnen. Einige blickten kurz auf und ließen dann wieder die Köpfe sinken. Nur eine von ihnen erhob sich langsa m . Mit einem sinkenden G efühl erkannte Res sie.
»Ihr!«, zischte Guin aus Sto-Vo-Kor.
Tut mir Leid, m einte die Katze. Ich hätte den Geruch erkennen sollen, aber anderersei t s musste ich draußen bleiben und durfte das verflixte Dorf überhaupt nicht betreten.
Guins Ausruf hatte auch die übri g en Besucher auf m erksam ge m acht. Sie schauten erneut
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