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Der König der Narren

Der König der Narren

Titel: Der König der Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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die der Großen Sp r ache m ächtig waren oder jedenfalls die Gedanken der Katze hören konnten. Oder der W asserspeier auf Res’ Schoß las die Absichten der Katze einfach an deren zurückgelegten Ohren, dem träge hin und her schnellenden Schwanz und den zuckenden Pfoten ab. W ie dem auch sein m ochte, gerade als Res die Mondschei n saftflasche wieder schließen wollte, quäkte er u nd m achte einen gewaltigen Satz in die W ildnis.
    »Jag ihn j e tzt«, sagte Res ent s etzt, »aber tu ihm bloß nichts, sonst…«
    Die Katze war bereits fort, als sie vollendete: »… m uss einer von uns ohne seinen Schatten weiterleben.«
    Sie hoffte nur, dass die Katze das nicht vergaß.
    Yen Tao-tzu hielt den anderen W asserspeier ein wenig fester. »Ich dachte, die s e Tiere wären glit s chi g «, b e m erkte er, »und stattdessen fühlen sie sich trocken und warm an.«
    »Das m acht der Sandstein.«
    Eine W eile warteten sie, währ e nd Res, die kein Risiko m ehr eingehen wollte, den verbliebenen W a s serspeier in seiner F lasche fütterte und danach den ersten zu seinem Gefährten setzte. Sie schloss die Flasche m it dem Korken, verstaute sie zusam m en m it d e r Mondscheinsaftflasche wieder im Gepäck und versuchte die Gestalt der Katze im Dunkeln auszu m achen oder sie zu m indest zu hören, wenn sie m it dem W asserspeier im Maul zurückka m . Schließlich war der Teppich i n m itten von Schilfrohren gelandet, d ie la u t und verneh m lich geraschelt hatten, als der W a sserspeier und die Katze weggelaufen waren. Doch nichts rührte sich.
    »Viell e icht ist i h r etw a s passi e r t u nd sie bra u cht unsere Hil f e«, sagte Res unruhig. »Ach, was m ache ich m ir vor? Bei unserem Glück ist i h r m it Sicherh e it e t was passiert.«
    Yen Tao-tzu bot an, die Katze zu suchen, aber Res konnte sich nur allzu gut vorstellen, wie auch er n i cht m ehr zurückkehrte und sie a m Ende alle be ide r e tten m usste.
    » W ir gehen zusam m en«, entschied sie, rollte den Teppich ein und gab Yen Tao-tzu das Gepäck zum T r agen. Da m it sie wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückfanden und die Katze wusste, wohin sie gegangen waren, falls sie inzwischen hier aufkreuzte, nahm Res ein Wollknäuel, legte ein F adenende u n ter einen Stein und wickelte das Knäuel m it jedem Schritt weiter ab.
    Zwischen Schilfrohren hindurchz u laufen, die fast so groß waren wie sie selber, und dabei m ehr schlecht als recht zu erkennen, was sich jenseits ihrer A r m reichweite be f and, ließ die Tage im A r achnion wie ein Kinderspiel wirken. Laut rief sie »Katze!« und in Gedanken »Schnurrspitz!«, während sie m it einem A r m vor sich hin- und herwedelte, um das Schilfrohr zu teilen und sicher zu sein, dass sie nicht gegen etwas prallte, dessen Sch a ttierung sie übersehen hatte.
    Eine leichte Brise strich über das Schilf hinweg, und es kam ihr so vor, als singe es in zarten, kaum w a hrneh m baren Tönen. Aber keiner davon klang wie die Katze. Die Töne for m ten sich zu einem Lied, das an ihr H erz rührte, von Verlust zu klagen schien und den Frieden ewiger Nac h t vers p rach.
    » W äre es nicht wunderbar«, sagte Res m it gespielter Munterkeit, um den Zauber zu brechen, »wenn wir nicht nur die Katze fänden, sondern auch gleich den Alten und seinen W a ndernden Berg? Ich m eine, wenn er überall in Phant á sien sein kann, dann doch auch hier, nicht wahr?«
    »Un m öglich ist es nic h t«, erwiderte Yen Tao - tzu und klang so abgelenkt, als spreche das Lied der S c hilfrohre a u ch zu ihm und ziehe ihn in seinen Bann.
    Sie ka m en zu einer Lichtung, auf der die Gestalt eines kleinen, schlanken Mannes eine Reihe fließender Bewegungen ausführte. Seine Ar m e bewegten s i ch se h r langsa m , wie bei einem Storch, der seine Schwingen ausbreitete, und e i n Knie war gerade erhoben, als sie ihn erspähte. Kurze Z eit s p äter s t and er m it beiden Füßen fest auf dem Boden und hielt die A r m e ang e winkelt, und doch hatte sie nicht sagen können, wann er seine Stellung verändert hatte.
    Yen Tao-tzu hinter ihr sog h ö rbar den Atem ein. »T’ai Chi ch’uan«, flüsterte er ehrfürchtig. » D as habe ich nie m anden m ehr tun sehen, seit ich das Reich der M i tte verlassen habe. Der Mann m u s s aus m einer Hei m at stam m en.«
    So leise er gesprochen hatte, d e r Mann auf der L i chtung hatte ihn doch gehört und hielt inne. Dann wandte er sich ihnen zu, bog die Finger seiner rechten Hand zurück und winkte sie näher. N ach ein

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