Der Koenig der Schmuggler
oder Schattenhüter, der sich eine Ebene weiter vorgewagt hatte, um dort zu jagen, sowie den Katarn. Chewie hielt daher stets die Augen offen und alle Sinne wach.
Alte Gewohnheiten meldeten sich zurück, als er die Waldwege beschritt. Er sah Brautschleierzehrer, breitblättrigen falschen Shyr und Kshyy-Ranken in Hülle und Fülle. Die Flora hier unten war nicht eigentlich grün, sondern wirkte bleich und irgendwie ausgewaschen. Es gab hier nicht genug Sonnenlicht.
Chewbacca marschierte über breit angelegte Pfade und spürte die harte Borke der Wroshyräste unter den Füßen. Seine Augen waren beständig in Bewegung und hielten Ausschau nach den Fährten der Stachelratten, seine Nüstern bebten, sie filterten und erkannten die Gerüche, die er seit über fünfzig Jahren nicht mehr gewittert hatte.
Da wurde der Blick des Wookiee von einer winzigen Scharte in der Wroshyrborke und einem kleinen Riß im Filigranmuster der Brautschleierpflanze daneben angezogen und gebannt. Die Höhe stimmte… ja, das hatten die Stacheln einer Stachelratte getan, und – Chewie ließ sich auf ein Knie sinken, um die Spur aus der Nähe zu studieren – es war noch nicht lange her.
Das Tier hatte sich offenbar über diesen weitaus dünneren Zweig davongemacht. Chewbacca schritt vorsichtig einen Baumpfad hinab, der nicht viel mehr als zwei Meter breit war. Auf beiden Seiten gähnten die grünbraun-grauen Abgründe des Waldes. Der Wookiee hielt sämtliche Sinne in Alarmbereitschaft, seine Augen durchdrangen das Dunkel, die Ohren lauschten auf das leiseste Rascheln, die Nüstern zuckten. Stachelratten war ein unvergleichlicher und für Wookiees verlockender Geruch eigen.
Seinen ›Schild‹, der aus geflochtenen Borkenstreifen auf einem zusammengebundenen Rahmen bestand, hielt er vor dem linken Unterarm in Bereitschaft. Chewies Schritte wurden langsamer… dann blieb er stehen. Jeder Muskel war gespannt. Da! Zwischen diesen Blättern!
Die Stachelratte erstarrte, als sie die Gefahr witterte. Chewie sprang mit vorgehaltenem Schild. Im nächsten Augenblick war die Luft vor ihm von einem Schauer aus Stacheln angefüllt. Die meisten schlugen dumpf in den Schild, während einige sich in Schulter und Brust des Wookiee bohrten.
Chewbaccas rechte Hand schoß vor, packte den mit Dornen ausgerüsteten Schwanz der Stachelratte und vollführte aus dem Handgelenk eine spezielle Drehung, so daß die Stacheln flach in seiner Hand zu liegen kamen.
Das entsetzte Tier kreischte protestierend und versuchte zu beißen, aber es war bereits zu spät. Chewie hob es in die Höhe und schmetterte es dann brutal gegen den Ast zwischen seinen Füßen. Das Tier war sofort betäubt und erschlaffte. Ein zweiter schneller Schwinger machte ihm den Garaus.
Erst dann nahm sich Chewbacca einen Augenblick Zeit, sich die Stacheln aus Brust und Schulter zu zupfen und eine Salbe auf die kleinen brennenden Wunden zu streichen. Seine Rechte hatte einen kleinen Einstich abbekommen, den er gleichfalls behandelte. Dann verstaute er die Stachelratte in dem Tuchbeutel, den er mitgebracht hatte, und machte sich an den triumphalen Rückmarsch nach Rwookrrorro.
Er brauchte eine Weile, bis er endlich auf Mallatobuck stieß. Er wollte niemanden fragen, wo sie war, da jeder seiner Freunde (ebenso wie seine Familie) unweigerlich den Geruch der Stachelratte in seinem Beutel identifiziert hätte. Und Chewie stand der Sinn nicht nach guten Ratschlägen und Scherzworten.
Doch schließlich fand er sie, als er einen selten benutzten Pfad einschlug. Die drei kleinen Monde Kashyyyks waren unterdessen aufgegangen, und das Mondlicht färbte ihr Fell silbern, während sie ihrer Wege ging, ohne zunächst zu bemerken, daß sich ihr jemand näherte.
Sie hatte Kolvissh-Blüten gepflückt und ihre Stengel zu einem Kranz geflochten. Während Chewie sie heimlich beobachtete, setzte sie sich den Blumenkranz auf den Kopf und rückte die zerbrechliche weiße Blütenpracht hinter das linke Ohr.
Chewbacca verharrte auf dem Pfad und blieb, in das Wunder ihrer Schönheit versunken, stehen. Im Unterschied zu seiner Annäherung lenkte sein stummes Abwarten ihre Aufmerksamkeit auf ihn. Sie hielt inne, blickte auf und sah ihn.
[Chewbacca], sagte sie leise, [ich habe dich gar nicht gesehen.]
[Malla], erwiderte Chewie, [ich habe etwas für dich. Ein Geschenk, das du hoffentlich annehmen wirst…]
Sie erstarrte. Ihre Augen weiteten sich – aus Bestürzung oder aus Hoffnung –, als er mit dem Beutel in der Hand
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