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Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition)

Titel: Der König ist tot: Roman (Fortune de France) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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sie selbst darum einkäme und nicht eine dritte Person schickte. Leider begriff Marie-Thérèse den feinen Unterschied nicht.Fortan grollte sie Mazarin und versöhnte sich mit ihm sozusagen erst nach seinem Tod, als sie erfuhr, daß er ihr höchst galant ein Bouquet von fünfzig spitzig geschnittenen Diamanten vermacht hatte.
***
     
    Als der König aus seinem Pariser Palast auszog und sich in Versailles niederließ, verstand jedermann, daß er den Parisern die Fronde nicht vergessen hatte und sich samt seiner Familie davor bewahren wollte, noch jemals vom Volk in Bedrängnis gebracht zu werden. Dennoch sollte das Schloß nicht etwa einen kriegerischen Anblick mit Zinnen und Pechnasen bieten. Vielmehr wollte er es zu einem so schönen Kunstwerk machen, daß Europa geblendet wäre und sein Name die künftigen Jahrhunderte überdauern würde. Um das Schloß zu erbauen, setzte Ludwig viel Geld, Zeit, Träume und Studien daran, und leider auch Menschenleben, denn zig Handwerker fanden bei diesem gigantischen Unternehmen den Tod. Schließlich ließ Ludwig noch Flüsse umleiten, um Versailles zugleich glitzernde Wasserspiele und eine üppige Vegetation zu bescheren. Doch erleichterte er jenen, die ihm dienten, nicht gerade das Leben, denn die Entfernung zwischen Paris und Versailles erforderte ein langes und kostspieliges Hin und Her. Ich muß sagen, daß Monsieur de Guron, dem überhaupt immer der Kopf goldrichtig auf den Schultern saß, mir einen sehr vernünftigen Rat gab.
    »Mein lieber Herzog«, sagte er, »wenn Ihr Euer weiteres Leben nicht damit zubringen wollt, von Paris nach Versailles und von Versailles nach Paris zu jagen, noch dazu in einem unentwirrbaren Gedränge von Karossen, wenn man die Anzahl der Höflinge und Offiziere Seiner Majestät bedenkt, die denselben Weg nehmen, werdet Ihr einen für Euch dramatischen Entschluß fassen müssen, nämlich Euer Pariser Hôtel zu verkaufen und Euch ein schönes Hôtel in Versailles zu kaufen, bevor die Preise ins Unermeßliche steigen.«
    Er hatte recht, und obwohl der Verkauf meines Pariser Hôtels mir das Herz zerriß, und erst recht Catherine und den Kindern, entschied ich mich für diese Lösung.
    Sie können sich jedoch denken, Leser, daß die Hausherrin auf diesem Gebiet ihr Wort mitzureden hatte. Und Catherine sagte nicht eins, sondern viele, und das mit Vehemenz.
    »Es ist die reine Narretei«, sagte sie, »zuerst Euer Pariser Hôtel zu verkaufen und dann ein Haus in Versailles zu suchen. Umgekehrt wird ein Schuh draus, kauft zuerst das Haus in Versailles, und zwar so schnell wie möglich, denn es werden doch eine Menge königliche Offiziere und hohe Bedienstete auch dort wohnen wollen, und am Ende findet Ihr überhaupt nichts mehr.«
    Bei diesen ihren Worten fragte ich mich wieder einmal, ob die Frauen für die Dinge des Lebens nicht viel begabter sind als wir. Und mir kam der Gedanke, daß sie es genauso für die Geschäfte der großen Politik sein könnten, wenn wir nur bereit wären, sie darin zu unterrichten.
    Ich befolgte also Catherines Rat, und nicht ohne daß auch sie es vorher besichtigt hatte, kaufte ich ein reizendes Anwesen in Viroflay, eine Meile von Versailles entfernt.
    Selbstverständlich hütete ich mich aber, einen der erwähnten Gedanken über das
gentil sesso
in der Öffentlichkeit zu äußern, zu sehr fürchtete ich den Hofklatsch über so unsinnige Reden, und natürlich sagte ich auch meinem Beichtvater kein Wort davon. Er hätte mich daran erinnert, daß der Herrgott die Frauen erschaffen habe, damit sie »unter Schmerzen gebären«, und sonst gar nichts.

SIEBZEHNTES KAPITEL
     
    »Monsieur, auf ein Wort, bitte. Ich möchte, daß Sie mir die Krönung Ludwigs XIV. schildern, falls Sie dabei waren.«
    »Als Herzog und Pair konnte ich nicht anders, als dabei zu sein.«
    »Und Ihre Gemahlin?«
    »Meine Gemahlin wurde am Tag vor der Krönung vorsorglich krank, was ihr eine furchtbar lange und langweilige Zeremonie ersparte.«
    »Monsieur! So reden Sie über die Krönung Ihres Königs?«
    »Dem ich einer seiner treuesten Diener bin.«
    »Es hört sich aber so an, als ob Ihnen die Krönung sehr gegen den Strich ging.«
    »Nein, nein. Ich halte sie für unabdingbar. Der Dauphin wird in derselben Minute König, in der sein Vater stirbt, die Krönung jedoch verleiht seinem Königtum ›erst den erhabenen, unantastbaren und heiligen Charakter‹.«
    »Ist diese Formulierung von Ihnen, Monsieur?«
    »Nein, vom König selbst.«
    »Also, warum sind

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