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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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geschah es nicht unter Eurer Ägide?«
    »Das ist in der Tat so, Dubois. Und wir müssen gegen die Unruhe im Land vorgehen. Flagellanten, Ketzer und Büßerorden ziehen umher und verkünden das Ende der Welt. Sie sagen, im Jahr des Herrn 1315 werde Gott sein Strafgericht halten und alle zu sich rufen. Wir müssen also die Macht des katholischen Glaubens stärken. Aber wie, das ist die Frage. Und wird unsere Sicherheit wirklich von den Juden bedroht? Sind nicht vielmehr die letzten überlebenden Templer in ihrem hochfahrenden Machtanspruch allein schuld an allem?!«
    Enguerrand schwieg zu alldem. Er erinnerte sich, dass er vor Wochenfrist selbst erlebt hatte, wie sich Einsiedler in Chartres steinigen ließen, weil sie Stimmen gehört hatten, die ihnen sagten, das Ende der Welt sei nahe, und die deshalb einen gerechten Märtyrertod hatten sterben wollen. Wenn das Schule machte, dann war das Gebäude der abendländischen Christenheit in höchster Gefahr! Mord, Totschlag und Selbstmord lösten dann alle Grenzen auf. Entsetzt über diesen Gedanken, schüttelte sich der Minister des Königs. Wenn doch die Kirche Schutz und Sicherheit böte gegen solche Gefahren! Aber die Juden brachten Geld ins Land!
    »Alle Juden sind Gottesmörder. Das haben wir allzu lange vergessen. Wir dürfen hier nicht wanken. Sie müssen draußen bleiben! Und ich verlange, dass man die Konvertierten zusammen mit den übrig gebliebenen Juden ebenfalls hinauswirft! Alle Christen jüdischen Ursprungs vergiften in unserem Land die Seelen der Gläubigen!«
    »Seid Ihr wahnsinnig, Dubois?! Das ist eine persönliche Drohung gegen mich!«
    Charles von Valois legte die Hände vor die Brust und sagte mit betont gleichmütiger Stimme: »Langsam, Schatzmeister! Wir können nicht auf die Juden verzichten, Dubois. Denn das würde bedeuten, willfährige Steuerzahler zu verlieren. Der Steuerdruck auf den Gebliebenen ist hoch, sie zahlen, ohne zu murren. Ohne diese Einnahmen wäre unsere Staatskasse noch leerer, als sie schon ist. Die Ausweisung dieser Restjuden oder gar der Konvertierten wäre in finanzieller Hinsicht unklug! Unser blinder Glaubenseifer darf nicht unseren staatsmännischen Verstand außer Kraft setzen!«
    »Auch ich muss mich wundern«, schaltete sich der Schatzmeister mit wieder gesenkter Stimme ein. »Ich dachte, wir sprechen gemeinsam über die geplante Neuansiedlung der vertriebenen Juden? Jetzt geht es darum, auch noch den verbliebenen Rest zu vertreiben!«
    »Es geht in der Frage des richtigen Glaubens nicht um Ökonomie, es geht um Gott, vergesst das nicht!«
    »Nein, Dubois, das vergesse ich niemals. Aber seid Ihr eine Instanz in Glaubensfragen? – Majestät!« Er verbeugte sich in Richtung Philipps. »Ich bin ein Mann, der in Geldangelegenheiten zum Nutzen unseres Landes denkt. Alle anderen Beweggründe sind mir fremd. Deshalb bitte ich, mir zu verzeihen, wenn ich vielleicht zu kurzsichtig in wirtschaftlichen Kategorien denke und nicht in Fragen des Glaubens.«
    »Schon gut, schon gut!«, winkte Philipp ab.
    »Aber seht: Ich glaube, nicht die christliche Geburt wird unser Land in seiner Größe bestätigen, sondern gut gefüllte Schatullen und eine blühende Wirtschaft.«
    Jetzt unterbrach ihn Enguerrand. »Wollt Ihr leugnen, dass Frankreich allein deshalb so groß ist, weil der Glaube der Franzosen an den einzigen Gott felsenfest ist und Gott deshalb ganz auf unserer Seite?«
    »Dieser Disput bringt uns nicht weiter«, sagte Charles de Valois. »Wir geraten vom eigentlichen Thema ab. Wie verhalten wir uns gegenüber diesem Brief?«
    »Wir prüfen ihn sorgfältig«, sagte Dubois.
    Der Schatzmeister sagte leise: »Wir müssen zusammenstehen, das ist meine Philosophie. Frankreich braucht die Juden ebenso wie den hohen und den niederen Adel, die Bürger, die Kaufleute, die Handwerker, die Bauern. Das ist meine Meinung. Wir sind ein Land. Und auch die Juden müssen darin ihren Platz finden – die Konvertierten haben ihn bereits gefunden. Pogrome darf es nie mehr geben, sie widersprechen dem richtigen Glauben und der Vernunft. Glauben und wirtschaftliches Kalkül dürfen sich nicht widersprechen!«
    »Dubois?«
    »Der Glaube an den einzigen Gott, der sich in Christus offenbart hat, das ist es, was uns lenken soll. Nichts anderes! Wir zahlen Gott unsere Schuld zurück, nicht irgendjemandem auf Erde. Das scheint der Herr Schatzmeister zu vergessen. Und kein Wunder, er ist ja selbst ein… ein…«
    »Enguerrand?«
    »Es ist wahr, der

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