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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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von Rambouillet. Ein einsamer Reiter trabte über die Wiesen und abgeernteten Felder, auf denen schon erster Raureif lag. Holzpflüge mit ihren großen Rädern lagen unbenutzt am Rand der Äcker, in manchem hölzernen Streichbrett hatten sich Wintervögel ein Nest gebaut. Die eingesunkene Gestalt des Reiters unter dem Schafsfell machte den Eindruck, als schliefe er. Aber in Wirklichkeit war Joshua ben Shimon wach wie vielleicht noch niemals in seinem Leben.
    Langsam näherte er sich von Südosten her dem Ort, an dem sich ihrer aller unmittelbare Zukunft entscheiden würde. Es war der Weiler Sonchamp, hier befand sich die Täubnerei. Joshua war angespannt. Es juckte ihn am ganzen Körper. Die raue Wolle seiner hohen Beinkleider und seines Rocks mit der Kapuze wärmte ihn zwar, rieb jedoch unangenehm auf seinem dürren Körper. Er wollte indes nicht anhalten und sich kratzen.
    Immer wieder dachte er: Was wird geschehen, wenn ich Sonchamp erreiche? War unser Verwirrspiel ausreichend genug? Lauern sie dort auf mich?
    Joshua beruhigte seine angespannten Nerven mit dem Gedanken, dass sich Henri de Roslin und Uthman ibn Umar von Südwesten her, verdeckt durch die dortigen Ahornwälder, dem Weiler näherten. Auch der Lothringer hatte sich ihnen angeschlossen. Sie waren die Leibwache, falls die Männer des Königs den Weg des Antwortbriefes doch hatten verfolgen können.
    Sonchamp kam in Sicht. Der kleine Ort besaß keine Kirche, Joshua erkannte stattdessen den grauen Getreidespeicher des einzigen wohlhabenden Bauern im Ort. Dann erblickte er auch den kleinen, hölzernen Turm der Täubnerei. Weiße Tauben flogen hin und her. Er ritt vorsichtig näher, immer nach allen Seiten sichernd. Von seinen Gefährten war nichts zu sehen. Aber sie durften sich auch nicht zeigen, um keinen Verdacht zu erregen.
    Hinter einem der Bauernhäuser, unter dessen Dach sowohl das wertvolle Vieh als auch die Bewohner untergebracht waren, hielt er an. Er stieg ab und legte die Zügel um einen Sparren. Geräusche vom Holzhacken drangen zu ihm herüber, jemand schichtete Brennholz auf, aus den Schornsteinen drang feiner, grauer Rauch.
    Joshua ging hinein. In dem schwachen Licht, das durch die kleinen glaslosen Fensteröffnungen drang, deren Klappen halb geöffnet waren, sah er sich um. Das Bauernhaus war mehr schlecht als recht aus Balken gezimmert, seine Wände bestanden aus lehmgefülltem Flechtwerk. Ein Tisch, eine Truhe und zwei Bänke stellten das einzige Mobiliar dar. Die Luft im Raum war stickig, denn dort lebten auch Hühner, Schafe und Schweine. Die Tiere waren nicht zu sehen, aber nahe an der Tür befand sich ein Misthaufen, von dem ein stechender Geruch ausging.
    Dann sah er den Mann im Hintergrund. Er hielt etwas in der Hand. Joshua trat näher. Der alte Täubner, er hieß Buffon und war halb erblindet, streckte ihm den Brief entgegen. Er war mit rotem Wachs versiegelt.
    »Wann kam der Brief?«
    »Vor drei Tagen in der Nacht, Herr! Die Tauben richteten sich nach dem Vollmond.«
    Joshua starrte auf den Brief, dann brach er das Siegel auf. Er überflog die handschriftlichen Zeilen und begann zu lächeln.
    »Schlechte Nachrichten, Herr?«
    »Gute! Für mich und auch für Euch, Buffon! Hier ist das versprochene Geld. Es ist echte Prägung, auch wenn das Abbild des Königs darauf schon ganz abgegriffen ist. Lang lebe unser König! Und hab Dank, Buffon! Es kann sein, dass ich deine Dienste noch einmal in Anspruch nehme.«
    »Jederzeit, Herr.«
    »Und zu niemandem ein Wort! Dieser Brief ist hier niemals angekommen.«
    Joshua trat nach draußen. Rauch in der Luft. Ein Hund bellte. Sonst lag alles in tiefem Schweigen. Auch das Holzhacken war nicht mehr zu hören. Eine stillere Provinz als diese gibt es nicht, musste er denken. Dann bestieg er sein Pferd und gab ihm die Hacken. Er sah sich nicht um. Aber er wusste, dass sich irgendwo weit hinter ihm drei Reiter auf mit dicken Decken verhängten Pferden bewegten.
    Sie hatten einen Wald südlich von Sonchamp verabredet, in dem sie sich treffen wollten. Aus Vorsicht wollten sie nicht auf dem direkten Weg nach Gambais zurückreiten.
    Joshua erreichte den Wald. Wenig später trafen die anderen Männer ein. Sie stellten sich im Kreis zusammen. Joshua hielt Henri schweigend den Brief hin. Henri begann ihn wortlos zu lesen, aber Uthman forderte ihn ungeduldig auf, laut vorzulesen.
    »Wir sind zu dem Beschluss gekommen, Euer Angebot zu prüfen. Solltet Ihr irgendeine Täuschung im Schilde führen, so wird

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