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Der König muß sterben

Der König muß sterben

Titel: Der König muß sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Haare zu stutzen, anschließend die rituellen Haarlocken neben den Ohren zu kringeln und den Bart in einen jüdischen Bart mit zwei Spitzen zu verwandeln, deklamierte Henri mit weit ausholenden Gesten.
    Als sein Äußeres alle zufrieden stellte, lernte Henri, sich den Gebetsschal über den Kopf zu legen. Er musste ihn an beiden Enden anfassen und dann mit einer Drehung aus den Handgelenken heraus auf den Kopf fallen lassen, sodass er sich im Fall bauschte. Henri schien ein Naturtalent zu sein, alles gelang ihm ohne Mühe.
    Mara sah dem Treiben amüsiert und verständnislos zu. Dann sagte sie plötzlich: »Wie soll das gehen? Ich habe doch gesehen…« Sie beugte sich zu Joshua und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Nein«, sagte Joshua kopfschüttelnd. »Natürlich ist er nicht beschnitten, da hast du Recht. Aber das ist nicht zu ändern. Sie werden schließlich nicht…«
    Henri sah von einem zum anderen. Er nahm sich den Schal vom Kopf, der ihm albern vorkam, und reckte seine kräftige Gestalt. »Wir müssen das alles nicht zu weit treiben«, sagte er. »Entweder es funktioniert oder nicht. Ich will den König töten, nicht in eine Truppe von Schauspielern und Gauklern eintreten, die Narrenspiele aufführt. Kommen wir also zum Ende.«
    »Das sind keine Narrenspiele! Die Gebetsriemen«, sagte Joshua. »Wie legt man sie an?«
    »Sag es mir, zeig es mir.«
    »Jeden Morgen außer am Sabbat legen wir uns Lederriemen an den Arm und über diese kleine Lederschachtel an die Stirn. Nein, an den linken Arm. Mit diesem Tun erfüllen wir die Anweisungen aus dem fünften Buch Moses. Da heißt es: Meine Worte sollst du zum Zeichen binden auf deinen Arm, und sie sollen dir ein Mahnmal sein vor deinen Augen.«
    »Und wie macht man das?«
    Joshua führte es ihm vor. Er nahm den Riemen, schlug ihn sich zehnmal um den linken Arm und verflocht ihn auf eine besondere Art mit den Fingern. Anschließend führte er ihn über den Kopf. »So. Jetzt mach’s mir nach.«
    Henri versuchte es.
    »Gut so. Und jetzt bete und bewege dich dabei.«
    Henri betete und beugte sich dabei ruckartig vor und zurück. Manchmal hielt er an, um seinen Rhythmus neu einzustellen. Er kam sich schon sehr echt vor.
    »Wenn du dich so bewegst, werden sie dich massakrieren! Es sieht aus, als übtest du gerade zum ersten Mal.«
    »Das tue ich auch!«
    »Es ist dein Todesurteil. Mache es besser!«
     
     
    Henri übte und übte den ganzen Tag bis tief in die Nacht hinein. Am nächsten Morgen ging es weiter. Er sprach nur Aramäisch, um sich in dieser Sprache flink wie ein Fisch im Wasser zu bewegen. Joshua schärfte ihm ein, dass er bei dem zu erwartenden Festessen in Fontainebleau auf keinen Fall das erlegte Wildschwein verzehren durfte.
    »Die Juden dürfen alle Tiere verzehren, die gespaltene Hufe besitzen und wiederkäuen, also auf keinen Fall Pferde, Esel und Schweine. Und auch kein Rind, wenn es nicht koscher ist und nicht geschächtet wurde. Am besten ist es, wenn du dich an Vögel hältst, sie sind in jeder Form erlaubt, Adler, Falken, Fledermäuse, außerdem ist ihr Fleisch fest und zart.«
    »Ich gehe nicht zum Schmausen nach Fontainebleau«, erinnerte ihn Henri.
    »Aber sie werden dich mit dem Essen ködern«, erwiderte Joshua.
    »Wahrscheinlich bringe ich vor Anspannung sowieso keinen Bissen hinunter. Ich kann nur hoffen, dass mir die Ausführung der Tat schnell gelingt, denn es würde mich krank machen, tagelang in dieser Jagdgesellschaft auszuharren. Du weißt vielleicht, dass uns Templern die Jagd ausdrücklich verboten ist.«
    »Den Juden ebenso. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen uns, mein Freund.«
    »Und etwas, das uns trennt«, warf Uthman ein. »Wir Sarazenen jagen leidenschaftlich gern.«
    Joshua sagte: »Jetzt näht dir Mara den roten Ring an. Und probiere noch die gehörnte Kappe. Oh, mir steht sie besser.«
    Ein helles Lachen ertönte. Es kam aus der Ecke, in der Sean saß. Ein Blick Henris ließ ihn verstummen.
    Joshua beäugte seinen Schützling kritisch. »Achte darauf, dass dir kein Fehler unterläuft!«
    »Es wird ihnen egal sein, ob ich ein echter Jude bin oder nicht. Ich muss ihnen nur glaubwürdig versichern, dass ich den Templerschatz habe.«
    »Und?«, frozzelte Uthman, »hast du ihn?«
    »Das ist der einzige Haken an der Sache«, entgegnete Henri. »Ich habe ihn, ich weiß, wo sich seine verstreuten Teile befinden. Wenn es hart auf hart kommt, weiß ich nicht, ob ich es verschweigen kann.«
    »Du meinst?«
    »Unter der Folter verrät

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