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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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schmale Rinne war, die in der Mitte der Klinge verlief. Sie trat näher und sah ein Muster wie Wasserwellen. »Was ist das?« Buchstaben waren in das Muster gekratzt worden.
    »Schaut genauer hin!«, sagte Roetger.
    Adelia blinzelte. »Ist das ein A? … R, T …«
    »Arturus«, sagte der Kämpe.
    Stille trat ein.
    Ein kaltes Frösteln erzeugte auf Adelias Armen und Rücken Gänsehaut. Sie konnte nicht sprechen.
    Emma hüpfte förmlich auf ihrem Stuhl auf und ab, quietschte vor Freude wie ein kleines Kind.
    »Excalibur.« Vor lauter Ehrfurcht begann Roetger zu schluchzen. »Was sonst? Wo sonst? Schließlich sind wir ja in Avalon.«
    »Aber …« Adelia starrte von Gesicht zu Gesicht. »Aber das bedeutet … Der Leichnam oben auf dem Berg …«
    »Ja«, sagte Roetger schlicht.
    Auch Emma schluchzte jetzt. »Der einstige und zukünftige König«, sagte sie.
    Roetger riss seine Hand hoch, sodass die Waffe darin bernsteinfarben im Licht leuchtete. Dann hielt er sie Adelia mit beiden Händen hin. Noch immer liefen ihm Tränen übers Gesicht, aber er lächelte. »Mansur sagt, es wurde an Euch weitergegeben. Ich bin seiner nicht würdig. Es gehörte einem großen Herzen, und einem großen Herzen muss es erneut gehören.«
    »Er möchte, dass du es bekommst«, sagte Emma. »Du hast das größte Herz, das wir kennen.«

[home]
Kapitel vierzehn
    I m Sattel eines geruhsamen Zelters und mit Millie im Rücken trabte Adelia am Kopf eines Reiterzuges über die Straße nach Wells.
    In einer ihrer Satteltaschen steckte die Vorladung, im Bischofspalast vor König Henry von England zu erscheinen. Aus der anderen Tasche ragte ein langes, schlankes geflochtenes Behältnis, das für gewöhnlich dazu diente, Angelruten zu transportieren, und nun einen Gegenstand enthielt, für den die Monarchien und Abteien Europas ihren ganzen Besitz hergeben würden – oder zumindest den anderer Leute.
    Hauptmann Bolt, der zum »Pilgrim Inn« gekommen war, um sie und Mansur abzuholen, hatte das Behältnis argwöhnisch beäugt, aber sie hatte sich geweigert, ihm zu erklären, was sich darin befand. »Ein Überraschungsgeschenk für den König«, hatte sie gesagt und sich dabei geschämt.
    Als Gyltha und Mansur in den Gästesaal gerufen worden waren, um sich Excalibur anzusehen und zu erfahren, was in der Grabkammer oben auf dem Tor lag, hatte Adelia die Flamme in Roetgers und Emmas Augen in die ihren überspringen sehen, wie die Spiegelung eines Leuchtfeuers auf einem Berggipfel ein Signal an das nächste sendet.
    Danach Stille. Niemand hatte darüber gesprochen, als genügte das Wissen darum, als würde es durch Äußerungen nur herabgewürdigt.
    Rhys hätte als Kelte vielleicht den größten Anspruch darauf gehabt, es zu erfahren, aber sie hatten es ihm verschwiegen, weil sich das Wunder wohl nicht einmal im Lied hinreichend zum Ausdruck bringen ließ.
    Adelia war klar geworden, wie unbedeutend es war, gegen wen Arthur und sein Schwert gekämpft oder wofür sie gekämpft hatten; ihre Legende genügte, weil sie ein Ideal verkörperte, um das sich eine Nation scharen konnte. Keine Religion dieser Erde, keine Botschaft von universaler Brüderlichkeit konnte die quälende Sehnsucht der Menschen nach einem Helden stillen, der allein ihnen gehörte. Dass Arthur anders als der fränkische Karl der Große oder der spanische El Cid oder der arabische Omar bin Al-Khattab – »Wollt ihr die Menschen versklaven, nachdem sie von ihren Müttern als frei geboren wurden?« – geschichtlich nicht nachzuweisen war, tat dem keinen Abbruch. Irgendwo, irgendwie hatte dieses Leuchtfeuer gestrahlt, und sein Schein hatte Jahrhunderte einer ansonsten undurchdringlichen Dunkelheit überlebt.
    Ein Märchen, hatte sie verzagt gedacht, und doch bin ich seine Hüterin. Das Banner war an sie übergeben worden, ob sie wollte oder nicht, daran glaubte oder nicht.
    Und ich bin dabei, sie zu verraten.
    Denn Adelia hatte eine Gunst zu erbitten, und das Schwert in dem Angelkorb sollte dafür die Gegenleistung sein. Im Umgang mit Henry Plantagenet war es ebenso ratsam, ihm etwas anbieten zu können, wie es ratsam war, einen langen Löffel zu haben, wenn man mit dem Teufel zu tun hatte – was oftmals auf dasselbe hinauslief.
    »Wie hat der König Master Mansurs Bericht aufgenommen, Hauptmann?«, fragte Adelia.
    »Wie ich höre, war er … enttäuscht, Mistress.«
    »Ist das ein Euphemismus dafür, dass er in den Teppich gebissen hat?«
    Hautmann Bolt wusste nicht, was ein

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