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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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der flachen Seite ihrer Schwerter einen Weg durch die Menge.
    Auf einem großen Feld vor dem Bischofspalast saßen die Reiserichter – die Earls, Barone und Bischöfe, denen Henry zutraute, Recht zu sprechen – auf Bänken im Schatten eines gestreiften Sonnensegels, die Beklagten, Zeugen und Geschworenen vor ihnen. Scharfrichter standen bei ihren Galgen, und auf Tischen daneben lagen Brandeisen und Äxte bereit.
    Hauptmann Bolts Reiterzug überquerte hufeklappernd die Brücke über den bischöflichen Wassergraben und trabte dann durch die gepflegten und nach Rosen duftenden bischöflichen Gärten, um vor dem prächtigen Bischofspalast zu halten.
    Mansur half Adelia und Millie vom Pferd und zog den langen Korb aus der Satteltasche. »Pass gut darauf auf!«, sagte Adelia zu ihm.
    Ein Reitknecht übernahm ihre Pferde, zuckte aber zurück, als er die Esel der Zehnschaft sah. »Die kommen mir nich in meinen Stall.«
    Hauptmann Bolt hielt ihm eine Vorladung unter die Nase. »Der Bischof von St. Albans wünscht diese Männer zu sehen.«
    »Was, die da?« Der Reitknecht blickte von dem Siegel zur Zehnschaft und dann zu Mansur. »Und den da?«
    »Nun mach schon!«, sagte der Hauptmann.
    Dieser Wortwechsel wiederholte sich noch einige Male, ehe sie die Stufen zum Palast hinaufgehen und die Eingangshalle betreten durften. Sie warteten, während der Bischof von St. Albans geholt wurde. Die Zehnschaft nutzte die Zeit, um herumzuschlendern und sich die Ausstattung und Ornamente der Halle anzusehen, wobei der Haushofmeister sie mit der Miene eines Mannes beobachtete, über dessen Teppiche eine verdreckte Schafherde trampelt.
    »Sieh dir das an, Will!« Alf starrte einen besonders schönen Wandteppich an. »Das is doch Noah, wie er die Arche baut, nich?«
    »Da is mordsmäßig dran rumgestickt worden, Alf. Kostet mindestens zehn Shilling, würd ich schätzen«, sagte Will mit Kennerblick.
    »Na, so kriegt er die Arche jedenfalls nich gebaut, der hält die Krummaxt ganz falsch.«
    Rowley kam mit großen Schritten auf sie zu. In vollem Ornat und mit Mitra sah er imposant aus, aber müde. Er verneigte sich vor Mansur. »Was um alles in der Welt hast du da?«
    »Das ist ein Korb für Angelruten«, antwortete Mansur wahrheitsgemäß auf Arabisch, da andere Leute zuhörten.
    Rowley zog die Augenbrauen hoch, fragte aber nicht weiter. Er verneigte sich in Adelias Richtung und nickte der Zehnschaft zu. »Kommt mit!«
    Hauptmann Bolt sagte: »Mylord, ich muss Mistress Adelia so bald wie möglich zum König bringen.«
    »Der König ist in einer geheimen Beratung mit dem päpstlichen Gesandten, die noch einige Zeit dauern wird«, erwiderte Rowley. »In der Zwischenzeit muss die Lady gegebenenfalls für Master Mansur übersetzen. Es wird nicht lange dauern.«
    Er führte sie nach draußen und über einen kleinen Pfad auf das Gerichtsfeld. Es war, als suchte man sich einen Weg zwischen Hunderten aufgeregter Bienen hindurch. Geschworene, eine Neuerung, die der König verlangt hatte, trugen den Richtern halblaut vor, was sie über eine Beschuldigte und den Fall wussten. Eine Frau war angeklagt, ihre Nachbarin verprügelt zu haben, weil die ihre Wäsche auf der Leine mit Schlamm beworfen hatte.
    »Aber wir meinen, es muss zwischen den beiden schon immer böses Blut gegeben haben«, sagte der Obmann. »Davor hat Alice nämlich Margaret angegriffen, und da ging’s um einen Krug Milch. Da is eine so schlimm wie die andere, meinen wir …«
    Adelia wäre gern noch etwas geblieben, um sich das Urteil im Fall Alice und Margaret anzuhören, aber Rowley scheuchte sie vorwärts.
    Ein Stück weiter wurde ein Kerl aus dem Königreich verbannt, obwohl er von der Anklage der Vergewaltigung freigesprochen worden war, nachdem die Anklägerin keine Beweise gehabt hatte. Aber die Geschworenen erklärten, dass er ihres Wissens ein schlechter Charakter und eine Plage für alle Frauen war.
    Adelia merkte, dass sie Henry Plantagenet gegenüber wieder etwas milder gestimmt war. Wie viel gerechter war es doch, solche Geschworenen einzusetzen, anstatt Menschen in einen Teich zu werfen, um festzustellen, ob Gott sie oben bleiben (schuldig) oder untergehen (unschuldig) ließ – eine Form von Gerichtsverfahren, von der der König hoffte, sie irgendwann ganz abzuschaffen.
    Sie hörte den Richter sagen: »Und sein Hab und Gut fällt der Krone anheim.«
    Na schön, das auch. Wenn es um Geld ging, kannte Henry keine Hemmungen.
    Hinter Adelia ging Millie, deren unstete

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