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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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schlagen, sodass die Luft von dumpfen Axtschlägen erfüllt war und aromatisch nach frisch gefälltem Holz duftete – abgesehen von dem gelegentlichen Verwesungshauch, wenn der Reiterzug an einem Stück Fleisch vorbeikam.
    Hinter den Pferden – mit einigem Abstand, weil die Anwesenheit eines königlichen Offiziers sie beunruhigte – ritt die Zehnschaft auf ihren Eseln, was nach Meinung von Hauptmann Bolt die Atmosphäre erheblich dämpfte.
    Alf hatte seine Stimme wieder. Adelia konnte seine Bemerkungen und die der anderen hören – und hoffte, dass der Helm des Hauptmanns sie seinen Ohren fernhielt. Die Männer versuchten, die Besitzer der blutigen Fleischbrocken zu identifizieren.
    »Will, meinst du, das da is ein Stück von Scarry?«
    »Niemals. Scarry hatte schwarze Haare auf den Armen. Sieht mir mehr nach Abel aus. Der hatte so schiefe Finger.«
    »Stimmt, die hatte er.«
    Zu Adelias Bedauern war Gyltha im »Pilgrim Inn« geblieben. Allie hatte ihren Lurcher nicht allein lassen wollen, und da der Hund für die passionierten Weidmänner, die bei der Assise mit Sicherheit zugegen sein würden, ein
canis non grata
war, hatte Gyltha beschlossen, bei dem Kind zu bleiben. »Außerdem hab ich von Wells die Nase voll, is mir viel zu laut.«
    »So bist du doch sonst nicht.« Gyltha liebte Abwechslung und Trubel.
    »Wart’s ab, bis du da bist! Da kriegst du keine Luft mehr.«
    Die Schicklichkeit verlangte zwingend eine weibliche Begleiterin, daher war Millie rekrutiert worden. Inwieweit das Mädchen die Zeichnungen verstanden hatte, mit denen Adelia versucht hatte, ihr die Reise und deren Zweck begreiflich zu machen, war schwer zu sagen.
    Gyltha hatte in Bezug auf Wells recht gehabt. Der lärmende Tumult war schon aus einer Meile Entfernung zu hören.
    Das durchs Land reisende Assisengericht war eine gefürchtete Heimsuchung, eine neuartige Idee von König Henry II ., so war allen erzählt worden, um im Laufe der Zeit ein allgemeingültiges Recht im ganzen Land einzuführen. Es sollte an die Stelle der willkürlichen und oftmals voreingenommenen Urteile treten, die durch die örtlichen Gerichte gefällt wurden, in denen Sheriffs, Barone und Grundherren saßen. Diese hatten, während die Assise vor Ort war, praktisch keinerlei Befugnis mehr.
    Wie die Mühlen Gottes, so mahlte auch die Assise langsam – sie war seit über zwei Wochen in Wells, ohne dass ein Ende abzusehen war –, und sie mahlte äußerst fein, ließ sich Einsprüche, Beschwerden und Berufungen vortragen, erforschte den Zustand des Countys und die Angelegenheiten fast all seiner Bewohner, verhandelte Fälle von Mord, Vergewaltigung, Diebstahl und Raub, überprüfte sogar, ob selbst die kleinste Bäckerei und Schankwirtschaft ehrliche Maße hatte.
    Sie war für Somerset, das sie tatsächlich gefürchtet hatte, etwas völlig Neues, keine Frage. Die Richter, große und ehrfurchtgebietende Lords mit gewaltigem Grundbesitz und eigenen Burgen in England und der Normandie, mussten beherbergt werden, ganz zu schweigen von ihren Dienern und den Hunderten Schreibern, die für die Arbeit erforderlich waren. Wohin mit ihnen?
    Die Wahl war auf Wells gefallen, die größte Stadt im County.
    Und jetzt, Gott sei uns gnädig, war der König gekommen, um seine schreckliche Assise bei der Arbeit zu beobachten, sogar auf ihrer Bank Platz zu nehmen. Wohin mit
ihm?
    Letzten Endes hatte der Bischof von Wells seinem königlichen Herrn den Bischofspalast zur Verfügung gestellt und sich mit Kopfschmerzen ins Bett gelegt.
    Die Straßen waren verstopft. Noch immer wurden Männer und Frauen aus Kerkern in entlegenen Teilen des Landes in vergitterten Karren hergebracht, um sie hier vor Gericht zu stellen. Überall hasteten Gerichtsschreiber herum, Vorladungen in der Hand. Offizielle Ale-Koster standen leicht schwankend in Schankhaustüren und prüften, ob das Gebräu aus Gerste und Hefe auch nicht mit zu viel Wasser verdünnt war. Bäcker warteten neben ihren Öfen, während festgestellt wurde, ob die Brotlaibe auch das vorgeschriebene Gewicht hatten. Marktschreier, die ihre Handelserlaubnis deutlich sichtbar zur Schau stellten, priesen ihre Waren an. Spielleute, Gaukler und Geschichtenerzähler nutzten die Gelegenheit, um die Menschenscharen zu unterhalten. Pferde wurden verschachert – ebenso wie junge Frauen im heiratsfähigen Alter. Viele Leute kamen von weit her, nur um einen Blick auf ihren König werfen zu können.
    Hauptmann Bolt und seine Männer bahnten sich mit

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