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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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darüber toben, kein Beweis, dass König Arthur tot war.
    Adelia kaute auf dem Ende ihrer Schreibfeder herum und überlegte, ob ihre eigenen gefahrvollen Begegnungen mit dem Tod vielleicht des Königs Mitgefühl wecken würden. Wohl kaum – er war kein mitfühlender Mann.
    Aber das war das letzte Mal, dass du mich für dich arbeiten lässt, Henry Plantagenet. Von nun an bin ich die Mätresse eines Bischofs.
    Eine Mätresse, dachte sie versonnen, eine Kurtisane. Ihre Gedanken verweilten bei den wenigen Huris, die sie gesehen hatte, wie sie bemalt und verschleiert durch die Straßen von Salerno getragen wurden, umweht von zarter Seide und schweren Parfüms.
    Bei der Erinnerung musste sie lächeln.
    Dennoch, dachte sie, Rowley wird diese unanständige Frau anständig einkleiden müssen. Und da sie im Augenblick ebenso wie Emma Gewänder trug, die Millie für sie bei einer Näherin auf dem Markt in Street erstanden hatte, wobei der Gesichtspunkt der Haltbarkeit unübersehbar mehr ins Gewicht gefallen war als modische Fragen, hatte diese Vorstellung einen gewissen Reiz.
    Doch wieder spürte sie, dass eine Essenz dessen, was Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar ausgemacht hatte, sich verflüchtigte. Und wieder sagte sie sich, dass das für die Liebe ein kleines Opfer war.
    Aus dem Hof tönte die wohlklingende Stimme von Rhys zu Emmas Fenster hinauf.
    Legt Eure Waffen nieder, Mylady,
    sonst seid Ihr mein Tod.
    Verbergt Euer wallendes Haar, Eure strahlenden Augen,
    die das Herz jedes wahren Mannes durchbohren …
    Adelia seufzte und widmete sich wieder ihrem Bericht für den König. Als sie ihre zwei einzigen Triumphe aufs Pergament schrieb, kamen sie ihr recht mager vor. Was kümmerte es Henry, den Herrscher über ein großes Reich, dass sie die Unschuld von Eustace, einem unbedeutenden Trunkenbold, bewiesen hatte? Und wie sehr würde die Rettung von Lady Emma und dem kleinen Lord Wolvercote sein Herz erfreuen, wenn er gar nicht gewusst hatte, dass sie entführt worden waren?
    Oje.
    Zähneknirschend tunkte Adelia ihre Feder ins Tintenfässchen und schrieb weiter, kam auf den Punkt zu sprechen, der sie im Augenblick am meisten aufbrachte – die Perfidie der verwitweten Lady Wolvercote.
    Ihr, der Ihr Gerechtigkeit über alles schätzt, werter Lord, werdet wissen, wie Ihr das große Unrecht, das diese Frau begangen hat, wiedergutmachen könnt. Das entspräche dem Wunsch Eurer untertänigsten Dienerin, Adelia Aguilar.
    Dann, nur für den Fall, dass die ahnungslosen Schreiber des Königs ihm den Brief vielleicht vorlasen, kratzte sie ihre Unterschrift weg und ersetzte sie durch Mansurs Namen.
    Sie schaute sich gerade nach Siegelwachs um, als Allie ganz aufgeregt vor Freude die Tür aufstieß. »Komm, Mama, komm schnell, das musst du dir ansehen!«
    Adelia folgte ihrer Tochter in den Hof, wo Pippy auf etwas starrte, das mit einem Strick um den Hals an den Ziehbrunnen gebunden
     war.
    »Was ist das, in Gottes Namen?«
    »Das ist ein Hündchen.« Allie war ganz aus dem Häuschen. »Es gehört mir.«
    Was auch immer es war, ein derart strubbeliges Tier hatte Adelia noch nie gesehen; noch ganz jung, auf wackeligen, langen dünnen Beinen, mit grobem Fell und Augenbrauen, die sich nach oben rollten wie die eines alten Mannes.
    »Nicht gut«, sagte Mansur, »ein Sichthund.«
    »Ein Lurcher«, präzisierte Gyltha. »Und die sind verboten. Wenn Forstwächter so einen im Wald sehen, schneiden sie ihm die Fußballen ab, damit er nich mehr laufen kann. Die hetzen Hirsche und so. Lurcher hetzen alles.«
    Allie schlang die Arme um den Hals des Tieres. »Eustace werden sie nichts tun«, sagte sie. Der Hund leckte ihr übers Gesicht.
    »Wem?«
    »Ein paar Männer sind gekommen und haben ihn mir geschenkt. Die haben gesagt, er heißt Eustace. Sieh doch nur, was für schöne braune Augen er hat, Mama! Er ist sehr klug.«
    Adelia dachte, wie typisch es doch war, dass Will und die Zehnschaft ihr ein Geschenk machten, das verboten war. Aber das war nun nicht mehr zu ändern; Allie hatte ihr Herz an diese Kreatur verloren.
    »Na«, sagte Adelia schwach, »dann werden wir einfach aufpassen müssen, dass Eustace nicht in den Wald läuft.«
     
    Als sie Hauptmann Bolt am nächsten Morgen die Pergamentrolle übergab, fragte Adelia, ob der König inzwischen in England eingetroffen sei.
    »Noch nicht, Mistress. Er ist irgendwo zwischen hier und der Normandie, schätz ich.« Bolt hielt die Rolle hoch. »Aber er wartet so gespannt auf diesen Bericht,

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