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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Augen alles aufnahmen, was ihren Ohren verschlossen blieb. Sie erreichten ihr Ziel, eine Esche, unter der ein Richter auf einem Podium saß und übellaunig einen Fliegenwedel vor dem schweißnassen Gesicht schwenkte. Vier Männer wurden aus einem heillos überfüllten Pferch in der Nähe geholt, wo die Angeklagten des Tages verwahrt wurden – Adelia vermutete in ihnen die übrigen Mitglieder von Eustace’ Zehnschaft, die gefangen genommen worden waren.
    Ein tonsurierter Schreiber saß an einem niedrigeren Tisch neben dem Richter, einen ganzen Berg Pergamentrollen vor sich.
    Will, Alf, Toki, Ollie und das Mitglied der Zehnschaft, das Jesse hieß, wie Adelia erfahren hatte, wurden von einem Gerichtsdiener mit der Statur eines Goliath zu ihren Kameraden gestoßen.
    Der Schreiber griff nach einer der Rollen. »Mylord, nun kommen wir zu einem Fall, in dem der Abt von Glastonbury einen gewissen Eustace aus Glastonbury, Mitglied der vor Euch erschienenen Zehnschaft, beschuldigt, das große Feuer gelegt zu haben …«
    Der Richter funkelte die Zehnschaft an. »Kann mir gut vorstellen, dass er’s getan hat, dieser Unhold. Die sehen doch alle aus wie Brandstifter!«
    »Ja, Mylord, aber …«
    »Und diese Halunken haben mich auch noch warten lassen.« Der Richter zeigte auf Will und seine Männer. »Das ist an sich schon ein Verbrechen.«
    »Ja, Mylord, aber die Anklage wurde zurückgezogen.«
    »Zurückgezogen?« Es klang wie das Bellen einer Füchsin, der man ihre Jungen geraubt hat.
    »Sowohl der Abt von Glastonbury als auch Eustace sind unterdessen verstorben, Mylord, und …«
    Der Zorn des Richters legte sich ein wenig. »Guter Mann, Abt Sigward. Bin ihm mal zu Ostern in Winchester begegnet. Frommer Mann.« Er sammelte sich. »Aber nur weil Kläger und Beklagter tot sind, heißt das nicht, dass Eustace es nicht getan hat oder dass diese Halunken aus ihrer Verantwortung für ihn entlassen werden sollten.«
    »Anscheinend hat er es wirklich nicht getan, Mylord.«
    »Nein? Woher wissen wir das? Hat irgendwer gesehen, wie er es
nicht
getan hat? Der Brand war eine Tragödie, irgendwer muss dafür bezahlen.«
    »Ja, Mylord, aber …«
    Rowley trat vor. »Ich vertrete die Abtei in diesem Verfahren, Mylord. Die Mönche dort trauern noch immer um ihren Abt und können nicht selbst kommen. In ihrem Namen wird die Klage zurückgezogen.«
    Der Richter stand auf und verbeugte sich. »Mylord Bischof.«
    »Mylord.« Rowley verbeugte sich ebenfalls. »Es wurde bewiesen, dass Eustace keine Schuld an dem Feuer trug …«
    »Von wem?« Der Richter weigerte sich, seine Beute ziehen zu lassen.
    »Es wurde unabsichtlich von einem der Mönche verursacht.« Rowley holte ein Dokument aus seiner Tasche, die er an einer Goldkordel um die Taille hängen hatte. »Das hier ist die Aussage eines gewissen Bruders Titus …«
    »Der zweifellos aus christlicher Nächstenliebe die Schuld auf sich nimmt. Seid Ihr sicher, dass dieser Eustace nicht doch seine Hände im Spiel hatte?«
    Der Schreiber mischte sich ein und deutete auf zwölf Männer, die die ganze Zeit dabeistanden. »Mylord, um der Sache auf den Grund zu gehen, wurden Geschworene benannt, die sich zur Abtei begeben haben, um sich den Beweis für Eustace’ Unschuld zeigen zu lassen …« Der Gerichtsdiener winkte den Männern, denen ihre Nervosität anzusehen war.
    Nach Auffassung des Richters waren sie nicht viel höher einzustufen als die Zehnschaft, weil sie aus derselben Schicht stammten. »Benannt von guten Leuten, hoffe ich?«
    »Von ausgezeichneten, Mylord, und sie haben sowohl die Spuren des Brandes als auch den Beweis in Augenschein genommen.«
    »Dann gab es wirklich einen Beweis?«
    Der Obmann der Geschworenen trat vor. »Mylord, der dunkle Herr dort hat uns alles gezeigt und erklärt … Es ging dabei um Finger in einer Falle, sehr schlau war das …«
    Der Richter hatte seine Aufmerksamkeit auf Mansur gerichtet. »Ein Sarazene? Und was hat er da bei sich? Irgendeine fremdländische Waffe?«
    Der Obmann ließ nicht nach. »Klar, die Lady hat uns sagen müssen, was er erklärt hat, wo sie doch dieselbe Sprache reden kann wie der …«
    »Sie spricht Arabisch, ja?« Die Augen des Richters ruhten jetzt auf Adelia. »Ist wahrscheinlich nicht viel christlicher als er. Und das sind also Zeugen?«
    »Mylord«, sagte der Bischof von St. Albans, »Master Mansur wird vom König als besonderer Ermittler eingesetzt …«
    »Wo er die bloß immer auftreibt«, sagte der Richter zum

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