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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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umklammerte Master Thomas’ Hand die Schulter der Frau und ließ sich nicht mehr abschütteln. »Mylord, meine Mandantin bittet um Gnade. Dieses Verfahren ist neu für sie, wie überhaupt für uns alle. Ihr Alter verwirrt sie.«
    Ein mitfühlendes Raunen lief durch die Menge. Ob beliebt oder unbeliebt, die alte Lady Wolvercote war eine Frau aus Somerset, einem County, in dem sogar das angrenzende Devonshire als Ausland betrachtet wurde. »Was soll das?«, rief jemand. »Aus Lunnon herzukommen und diese arme alte Seele zu drangsalieren?«
    De Luci beachtete den Ruf nicht. »Und nun, Sir Richard …«
    »Lieber Gott, jetzt kommt sie!« Emma umklammerte Adelias Arm so fest, dass es wehtat. »Die zweite Frage.«
    »Könnt Ihr bestätigen, dass der Kläger Lord Ralph Wolvercotes Erbe ist?«
    Die Geschworenen auf der Tribüne wurden unruhig.
    Der Anwalt der Gegenseite trat vor. »Mylord, meine Mandantin bestreitet das. Sie wird einen Eid schwören, dass zwischen ihrem Sohn und der Mutter des Klägers niemals die Ehe geschlossen wurde und dass der Kläger demzufolge ein Betrüger oder ein Bastard ist oder beides.«
    Die Menge blickte auf den kleinen Jungen in dem Sessel. Die Vorgänge um ihn herum waren ihm unverständlich, und weil er sich allmählich langweilte, hatte er einen Faden aus seinem Ärmel gezupft und spielte damit herum.
    Emma und Adelia sahen sich gequält an.
    Die alte Lady Wolvercote hatte im Grunde recht. Falls eine Braut ihre Einwilligung geben musste, was laut Gesetz erforderlich
     war, dann war Emma nie verheiratet gewesen.
    Wolvercote hatte sie um ihres Vermögens willen aus dem Kloster in Oxfordshire entführt, in dem sie erzogen worden war, und als sie dem Priester, der bestochen worden war, um die Eheschließung vorzunehmen, ihr »Nein« entgegenschleudern wollte, hatte die Hand des Entführers ihren Mund verschlossen.
    Genau genommen war Pippy ein uneheliches, durch eine Vergewaltigung gezeugtes Kind.
    Nun war Master Dickon an der Reihe, und er trat vor. Er genoss den Augenblick, und Adelia bemerkte, dass er seinen Londoner Tonfall deutlich abschwächte. »Mylord, wir haben den Geschworenen einen Zeugen vorgeführt
und
ihnen die eidesstattliche Erklärung einer unanfechtbaren Quelle vorgelegt, und beide bestätigen, dass es tatsächlich zur Eheschließung gekommen ist und dass mein Mandant neun Monate später das Licht der Welt erblickte.«
    »Wurde ein solcher Zeuge und eine solche Erklärung erbracht?«, fragte De Luci die Geschworenen.
    Sir Richard wand sich. »Nun ja, schon, aber wir würden sie gern noch einmal anhören und Eure Meinung dazu erfahren.«
    »Es geht hier nicht um meine Meinung, sondern darum, was für Euch damit bewiesen wird. Wie dem auch sei, ich erlaube es. Möge der Zeuge kommen.«
    Master Dickons junger Helfer flitzte los und zog gleich darauf einen kleinen alten Mann im langen Gewand eines Priesters aus
     der Menge.
    Dickon stellte ihn dem Richter vor. »Das ist Father Simeon, Mylord, ein Priester aus Oxford, der bestätigen wird, dass er die Ehe zwischen dem verstorbenen Lord Wolvercote und Emma, der Tochter von Master Bloat, einem Weinhändler aus Abingdon, geschlossen hat.«
    »Heilige Muttergottes, ich halte es kaum aus, ihn anzusehen«, flüsterte Emma. »Er war es. Er hat die Worte gesprochen.« Bei der Erinnerung daran wurde ihr schlecht.
    Wolvercote war es darum gegangen, sich Emmas Vermögen zu sichern, und da war Father Simeon für ihn genau der Richtige gewesen. Wie so viele Priester, die ihre eigene Pfarrei oder Gemeinde verloren hatten und von der Kirche im Stich gelassen wurden, erbettelte er sich sein Brot an den Tischen der Großherzigen und erteilte jedem seinen Segen, der dafür mit einem Krug Ale bezahlte. Seine Tunika war verdreckt, seine Tonsur wegen der nachgewachsenen Haarstoppeln kaum noch zu erkennen, und er schlotterte, vielleicht vor Aufregung oder weil er alt war oder weil er länger nichts zu trinken bekommen hatte – möglicherweise alles zusammen.
    Wo hatte Master Dickon ihn aufgetrieben?, fragte sich Adelia. Und war es die Mühe wert gewesen? Der Mann war schwerlich ein glaubwürdiger Zeuge.
    Immerhin legte Father Simeon ein Dokument vor, das ebenso abgerissen war wie er selbst und das belegte, dass er in ferner Vergangenheit ordnungsgemäß zum Priester geweiht worden war.
    »Er wird aussagen, dass die Eheschließung rechtmäßig war«, sagte Adelia beruhigend zu Emma, »sonst müsste er zugeben, dass er eine gesetzeswidrige Zeremonie

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