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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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geleitet hat.«
    »Aber ob sie ihm glauben? Wollen sie nicht doch irgendwelche Papiere sehen? Soweit ich weiß, gab es keine Urkunde oder etwas in der Art – wahrscheinlich kann das alte Schwein da nicht mal schreiben.«
    Da einige Geschworene nicht lesen konnten, wurde ihnen der Beweis für Father Simeons Priesterschaft vorgelesen und dann dem Richter vorgelegt.
    Die Menschen lauschten andächtig. Das hier war ja fast so gut wie ein Gerichtskampf.
    Auf ein Nicken von De Luci hin begann Master Dickon, den Zeugen zu befragen. Hatte Father Simeon am Festtag des heiligen Vintula
     im Jahre des Herrn 1172 die Trauung von Ralph, Lord Wolvercote, und Emma Bloat vorgenommen?
    Das Schlottern des Priesters wurde heftiger, und er wurde aufgefordert, lauter zu sprechen. »Ja, ja«, brachte er hervor. »Ja, das habe ich. Lord Wolvercote … ja, ich erinnere mich genau, er hat mich gebeten, sie zu trauen, und das hab ich getan.«
    »Und wurde die Trauung gemäß den geltenden Gesetzen vorgenommen?«
    »Jawohl, wurde sie. Ganz bestimmt, wie es sich gehört.«
    Master Dickon nickte dem Richter zu und überließ seinen Zeugen der Befragung durch den respekteinflößenden Master Thomas.
    War Emma Bloats Vater anwesend, um seine Tochter dem Bräutigam zu übergeben? Falls nicht, warum nicht? War die Zeremonie ordnungsgemäß durchgeführt worden? War eine Bekanntmachung an die Kirchentür geschlagen worden? Warum war Lady Wolvercote nicht von der Eheschließung ihres Sohnes in Kenntnis gesetzt worden?
    »Es lag sehr viel Schnee, wisst Ihr«, sagte Father Simeon entschuldigend. »Das weiß ich noch genau, sehr viel Schnee. Die Leute kamen gar nicht mehr durch die Verwehungen durch. Ich selbst … Ja, ich glaube ganz sicher, dass ich eine Bekanntmachung an die Tür geschlagen habe, aber bei dem Schnee, ja, das hab ich bestimmt … aber der viele Schnee, wisst Ihr.«
    »Waren Zeugen dabei?«, wollte Master Thomas wissen – er sprach Latein:
testes adfuerunt.
    Father Simeon war perplex. »Was?«, fragte er.
    Adelia stöhnte.
    Mit elegant ausgestrecktem Arm wandte sich Master Thomas an den Richter. »Und so einem Mann sollen wir glauben?«
    De Luci wandte den Kopf in Richtung der Geschworenen. »Glaubt ihr ihm?«
    Sir Richard beratschlagte sich mit seinen Gefährten. »Tja, er ist ein bisschen, nun ja, Mylord, sein Gedächtnis …«
    Wieder trat Master Dickon vor und hielt ein Dokument hoch. »Mylord, wenn ich dem Gericht helfen dürfte. Ich habe hier eine eidesstattliche Erklärung der Äbtissin von Godstow im County Oxfordshire, einer Lady, die für ihre Frömmigkeit und Redlichkeit allseits bekannt ist. Sie erfreut sich noch immer eines scharfen Verstandes, Mylord, aber sie ist hochbetagt und konnte sich daher die Reise hierher nicht zumuten, wofür sie das Gericht um Verzeihung bittet. Ihre eidesstattliche Erklärung ist den Geschworenen bereits verlesen worden, aber falls Eure Lordschaft die Güte hätten, selbst einen Blick darauf zu werfen.«
    Seine Lordschaft nickte. Das Dokument wurde ihm gereicht.
    »Großer Gott«, flüsterte Adelia. »Mutter Edyve.« Sie war die Äbtissin des Klosters, aus dem Emma entführt worden war. »Wie? Wer?« Oxfordshire lag weit entfernt; es war nicht genug Zeit gewesen …
    »Der König«, erklärte Emma. »Ich dachte, du wüsstest das. Sobald er deinen Bericht erhielt, hat er berittene Boten losgeschickt, um das Schwein von einem Priester zu suchen und die eidesstattliche Erklärung von Mutter Edyve zu holen. Master Dickon meint, dass Henry offenbar die Möglichkeit sah, seinen Erlass zum Recht der Erben in meinem Fall einzusetzen. Der ist nämlich sein ganzer Stolz. Laut Master Dickon haben er und Lord De Luci nächtelang daran rumformuliert.«
    Deshalb also hatte Henry Plantagenet seinem Schreiber zugezwinkert. Das war der Grund für seine
spöttische Stimmung.
Er hatte es die ganze Zeit gewusst, seinen heiß geliebten Erlass als Trumpf im Ärmel …
    »Ich bring ihn um«, sagte Adelia.
    Der Oberste Richter Englands las: »Mutter Edyve, Äbtissin von Godstow, bezeugt hiermit, dass Braut und Bräutigam kurz nach der mutmaßlichen Hochzeit an den Weihnachtsfeierlichkeiten in ihrer Abtei teilnahmen und dass sie hörte, wie Lord Wolvercote die Mutter des Klägers als ›Eheweib‹ bezeichnete.«
    Das entsprach zwar vollauf der Wahrheit, aber reichte das aus?
    Adelia umklammerte Emmas Arm ebenso fest wie Emma den ihren.
    De Luci hob seinen Reptilienkopf. »Ich muss darauf hinweisen, dass mir

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