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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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sich zuerst auf sie und dann mit einer einzigen langsamen Bewegung auf den König. Henrys Jähzorn, wenn ihm die gebührende Achtung verweigert wurde, war legendär – Thomas à Becket war daran gestorben.
    Henry stieß geräuschvoll die Luft aus. »Geoffrey?«
    »Ja, Mylord?«
    »Gibt es in der Burg eine Badewanne?«
    »Ich weiß nicht, Mylord.« Der Mund des jungen Mannes zuckte. »Eine Wanne gehörte, äh, nicht zu unserem Arsenal.«
    »Dann findet eine! Und ein paar Betten.«
    »Und saubere Kleidung«, sagte Adelia. »Frauenkleidung.«
    Der König seufzte erneut. »Samit? Spitze? Irgendwelche besonderen Vorlieben?«
    Adelia überging seinen Sarkasmus. »Sauber genügt«, sagte sie.
    An der Tür wandte sie sich um und sprach den kleinen Arzt an. »Und falls Ihr die Wunde da behandeln wollt, nehmt die Blutegel ab und legt Torfmoos auf – in den Tälern hier gibt es mehr als genug davon. Wir sind zwei Tage lang durch das verdammte Zeug hindurchgeplatscht.«
     
    Wie sich herausstellte, war die Wanne ein riesiger Wäschezuber, und die Soldaten, die ihn und die großen Krüge mit heißem Wasser zu den beiden Räumen hinaufschleppten, die man den Gästen ganz oben in einem Turm zugewiesen hatte, waren völlig außer Atem und gereizt, als sie endlich am Ziel ankamen.
    Eine erbarmungslose Adelia schickte sie wieder nach unten, um Seife und Handtücher zu holen.
    Die Betten, die ihnen gebracht wurden, waren wackelig, aber das Stroh und die dazugehörigen Decken waren sauber.
    Als Adelia nach einer langen durchgeschlafenen Nacht erwachte, fühlte sie sich besser, aber die Erinnerung an ihr Verhalten gegenüber einem König, dessen Reich sich von den Grenzen Schottlands bis zu den Pyrenäen erstreckte, beunruhigte sie. Doch anscheinend zeigte es selbst jetzt noch Wirkung, denn ein höfliches Klopfen an der Tür kündigte den Eintritt von Geoffrey an, des Herrschers unehelichem Sohn, der noch immer erheitert wirkte.
    Er brachte einen Armvoll Frauenkleidung. »Wir haben die hier von der Frau eines der walisischen Stammesfürsten … äh, eingeheimst«, sagte er. »Keine Sorge, sie hat noch mehr, obwohl ich fürchte, dass die Lady um einiges stattlicher ist, als Ihr es seid, aber wir hatten nur die Wahl zwischen dem hier und einem Kettenhemd.«
    Adelia zog ihre Decke fester um den Körper – am Vorabend hatte sie alles, was sie am Leibe trug, aus dem Fenster geworfen. Zum Glück war Allies Ersatzkleidung ebenso wie die Mansurs in Gylthas Bündel gewesen, sodass diese drei frische Sachen zur Verfügung hatten. »Ich danke Euch, Mylord.«
    »War das Frühstück zu Eurer Zufriedenheit? Der Koch ist nämlich auch Waliser.«
    »Richtet ihm meine Glückwünsche aus«, sagte sie. Lammfleischspießchen, die köstlichsten, die sie je gegessen hat, dazu Buttermilch und eine Art Kuchen, der
bara brith
genannt wurde und so sättigend war, dass selbst Mansur nicht alles geschafft hatte.
    »Wenn Ihr angekleidet seid, würde Mylord der König Euch und Master Mansur gern empfangen. Natürlich nur, wenn es Euch schon beliebt.« Der junge Mann ging zur Tür und wandte sich dann noch einmal um. »Ach so, und einer von unseren Burschen hatte das hier für Eure Kleine geschnitzt.« Er ging in die Knie, um mit Allie auf einer Höhe zu sein, und reichte ihr eine Holzpuppe.
    Allie machte einen braven Knicks. »Ich werde sie Mohnblume nennen, wie die auf dem Dach.«
    »Mohnblumen?«
    »Sie meint die Blüten, die die Zinnen schmücken«, sagte Adelia, die gleich wieder zornig wurde. »Diejenigen, die man von ihrem Stängel getrennt hat.«
    »Ach die.« Die Augen des jungen Mannes waren auf Allie gerichtet, doch er sprach mit Adelia. »Weißt du, meine Kleine, die waren bereits gepflückt worden. Der König schlägt keine Mohnblumenköpfe ab, wenn sie nicht schon tot sind.« Als er sich zum Gehen wandte und Allie anfing, mit ihrer Puppe zu spielen, fügte er noch hinzu: »Ein paar hängt er auf, gelegentlich, um den anderen gut zuzureden, aber im Großen und Ganzen ist er seinen Blumen gegenüber sehr großmütig.«
    »Netter Kerl, der Junge«, sagte Gyltha, als Geoffrey gegangen war. Sie begann, die Kleider auseinanderzufalten, die er gebracht hatte. »Gott steh uns bei!«
    Gefolgt von Mansur stiefelte Adelia in Rock und Mieder, alles festgesteckt und mit Gürtel gesichert, damit auch nichts rutschte, die Treppe hinunter. Da es in ihrem Alter unschicklich war, barhäuptig zu gehen, trug sie zudem die Kopfbedeckung der Waliserin, ein kunstvolles

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