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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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schimpfte mit den Reitknechten, weil sie die Tiere zu spät gesattelt hatten, mit der Amme, weil sie Pippy die falschen Sachen angezogen hatte, sogar mit Pater Septimus wegen seines überlangen Tischgebets beim Frühstück. Adelia und Master Roetger wurden mit Verachtung gestraft.
    »Na, das wird ja ’ne lustige Reise werden«, murmelte Gyltha, als sie aufbrachen.
    Adelia pflichtete ihr bei. Falls die Stimmung den ganzen Weg bis Wells unverändert anhielt, wäre das unerträglich.
    Wie sich herausstellte, mussten Adelia, Gyltha, Allie und Mansur sie nicht lange erdulden. Sie waren erst eine Stunde unterwegs, als der Klang galoppierender Hufe Reiter ankündigte, die schnell zu ihnen aufschlossen.
    Master Roetger griff nach seinem Schwert, das er stets an seiner Seite hatte, obwohl er, festgebunden, wie er war, wohl wenig damit hätte ausrichten können.
    Sie waren zu dritt, und jeder trug das Plantagenet-Wappen auf dem Waffenrock und führte ein Ersatzpferd am Zügel. Sie waren nach dem scharfen Ritt ebenso schweißnass wie ihre Pferde. Ihr Hauptmann sprach Emma an. »Seid Ihr Mistress Adelia, Lady?«
    Adelia sagte: »Das bin ich.«
    »Und ist das da Master Mansur?«
    »Ja.«
    Der Hauptmann sagte: »Wir sind Euch den ganzen Weg von Cambridge gefolgt, Mistress. Ihr müsst mit uns kommen.«
    »Wohin? Und wieso?«
    »Nach Wales, Mistress. Auf Befehl von König Henry.«

[home]
Kapitel vier
    K uck mal!«, sagte Allie und zeigte nach oben, als sie sich der Burg näherten. »Mohnblumen. Viele, viele Mohnblumen. Ganz große.«
    In der untergehenden Sonne sahen die abgetrennten Köpfe, die die Zinnen von Caerleon säumten, so ähnlich aus wie großblättrige Blüten.
    »Dieser verdammte Rohling«, flüsterte Adelia vor sich hin und trieb ihr Pferd den Hang hinauf, damit sie schneller die Barbakane erreichten, deren Mauern ihre Tochter hoffentlich vor der Erkenntnis schützten, worum es sich bei den »Mohnblumen« auf den Zinnen in Wirklichkeit handelte. »Barbar! Schwein! Dieser Unmensch kann sich auf was gefasst machen, wenn ich ihn sehe.«
    Sie war so müde, dass nur ihr Zorn auf Henry Plantagenet sie noch im Sattel hielt. Bis auf Allie, die in einem Korb am Pferdesattel hatte schlafen können, waren sie alle von einer Reise erschöpft, auf die Adelia am liebsten verzichtet hätte.
    Zunächst hatte sie sich geweigert, die Soldaten zu begleiten. »Ich komme nicht mit.« Schon zweimal hatte sie dem Plantagenet in ihrer Eigenschaft als Totenleserin gedient, um Licht in ungeklärte Todesfälle zu bringen, und beide Male hätte es sie selbst fast das Leben gekostet.
    Emma, Gott segne sie, hatte sie in ihrem Protest unterstützt, als hätte es nie eine Missstimmung zwischen ihnen gegeben.
    »Ich kann unmöglich auf diese Lady verzichten, sie ist …« Emma entsann sich gerade noch rechtzeitig, dass ihre Freundin besser nicht als Ärztin bezeichnet werden sollte. »Sie hilft meinem Arzt, Master Mansur.«
    »Der kommt auch mit.« Die Hand des Hauptmanns glitt zu seinem Schwertgriff, als er das sagte, und Adelia wusste, dass er den Befehl des Königs notfalls mit Gewalt durchsetzen würde.
    Adelia war in Panik geraten. »Nicht ohne mein Kind. Ich komme nicht mit ohne mein Kind.« Die würden sie bis nach Wales schleifen müssen, sie würde sich vom Pferd stürzen, sie würde sich lautstark und mit Händen und Füßen wehren, sie würde …
    Doch in dieser Frage hatte der Hauptmann sogleich eingelenkt. »Das hat der König bereits geahnt.«
    »Und ich komme auch mit«, sagte Gyltha.
    Der Hauptmann nickte ergeben. »Auch das hat der König gesagt.«
    Man hatte ihnen kaum Zeit gelassen, sich zu verabschieden. Besorgt sagte Emma: »Falls du von dort fort kannst, ich werde in unserem Herrenhaus bei meiner Schwiegermutter sein. Frag nach der Witwe Wolvercote!«
    Adelia winkte, als einer der Soldaten ihr Pferd in den Trab brachte.
    »Auf halber Strecke zwischen Wells und Glastonbury«, rief Emma.
    Adelia hätte noch einmal gewinkt, aber inzwischen galoppierte sie und musste sich mit beiden Händen festhalten.
    Der Gewaltritt dauerte Tage, so kam es ihr vor. Es waren keine Vorkehrungen getroffen worden, um behagliche Nachtquartiere anzusteuern, wie Emma das getan hatte. Wenn es zu dunkel war, um noch weiterzureiten, begnügten sie sich mit der nächstbesten Herberge.
    Die erste Nacht hatten sie auf dem Weg zum Mündungsarm des Severn in einer heruntergekommenen Taverne verbracht. Es war kaum mehr als ein Schuppen, in dem alle gemeinsam

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