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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Scheune und drückte ihn auf einen Heuballen, um ihm so viele Informationen zu entlocken, wie sie konnte.
    Er wirkte überaus stolz darauf, überhaupt zurückgekommen zu sein. »Ich soll nicht zu spät kommen, habt Ihr gesagt«, erklärte er. »Das hab ich mir gemerkt. Also bin ich zurückgekommen, und da bin ich nun. Räuber, pah, ich spuck auf die. Vor denen hat Rhys ap Griffudd ap Owein ap Gwilym doch keine Angst! Ich bin geflogen, wie Hermes der Götterbote, Beschützer der Dichter.« Er war auch gekrochen. Die Knie seines Gewandes waren durchgescheuert und ebenso wie seine Hände voller Pferdemist – der unter allen Gerüchen, die Rhys verströmte, noch der erträglichste war.
    Als es Adelia endlich gelang, aus seiner unzusammenhängenden Geschichte klug zu werden, stellte sich heraus, dass er seine Sache tatsächlich sehr gut gemacht hatte. Er hatte sich nicht nur in den Gesindesaal von Wolvercote Manor einschleichen können, sondern auch ins Herz der Tochter des Torwächters, die seinem rätselhaften Charme erlegen war und mit der er später eine ergötzliche und schwungvolle Stunde in einem Heuschober verbracht hatte. »Reizvolles Ding, Maggie, oh ja, sehr reizvoll, sehr liebevoll.«
    »Aber hat sie Euch irgendwas erzählt?«
    »Oh ja, allerdings.«
    Was ihm die Tochter des Torwächters im Heuschober erzählt hatte, war, dass vor gut einem Monat eine Lady mit Gefolge spätabends vor dem Tor von Wolvercote Manor aufgetaucht war und Einlass verlangt hatte mit der Behauptung, Lady Wolvercote zu sein, die ihre Besitzung besuchen wolle.
    »Aber der Torwächter kannte sie nicht, also rief er
seine
Lady Wolvercote zum Tor, und es entspann sich ein Streit, von dem Maggie aber nicht alles mitbekam, weil
ihre
Lady Wolvercote ihren Papa zum Herrenhaus schickte, um Waffenknechte zu holen, die der
anderen
Lady Wolvercote den Zugang verwehren sollten.«
    »Emma war da, ich wusste es, ich wusste es. Aber wie ging es dann weiter?«
    »Nun ja, das ist ein großes Rätsel. Maggie hat nämlich gesagt, ihr Papa wäre noch Tage später richtig beschämt gewesen wegen irgendwas, das passiert ist, als unsere arme Emma abgewiesen wurde.«
    »Beschämt? Großer Gott, haben die Waffenknechte sie etwa getötet?«
    »Nein, nein, das glaube ich nicht. Was hätten sie denn mit den Leichen machen sollen? Es gab nämlich keine Leichen in Wolvercote. Das hätte Maggie mitbekommen.«
    »Aber irgendwas ist passiert. Also was?«
    Rhys scharrte mit den Füßen. Er sank zusehends in sich zusammen. »Ja, also, wisst Ihr, da wurden Maggie und ich unterbrochen.«
    Genauer gesagt, hatten sie just in dem Moment den Feldhüter von Wolvercote über die Wiese kommen sehen, auf der der Heuschober stand, und da nämlicher Feldhüter mit der hübschen Maggie verlobt war, hatte die junge Frau Rhys geraten, sich flugs zurückzuziehen – in doppelter Hinsicht. Was er auch getan hatte, um glücklicherweise ungesehen in die Gesindeküche zurückzukehren, wo er die Dienerschaft der verwitweten Lady Wolvercote erneut unterhielt, diesmal jedoch mit derberen Liedern. Sein dankbares Publikum ölte ihm die Kehle mit Krügen Ale aus den Kellern ihrer Ladyschaft, bis er schließlich vom Kämmerer ihrer Ladyschaft unsanft hinaus in die Nacht befördert wurde, einem Mann, der Musik nicht zu schätzen wusste, vor allem, wenn sie durch sein Schlafzimmerfenster drang und ihn aufweckte.
    Rhys konnte sich nicht erinnern, wie er die sechs Meilen zurück bewältigt hatte, was wohl auch daran lag, dass die liebevolle und üppige Maggie ihm noch einen großen Krug Ale mit auf den Weg gegeben hatte.
    »Und sonst habt Ihr nichts herausgefunden?«
    Rhys schüttelte den Kopf.
    »Verstehe.« Dann fragte Adelia: »Was ist mit dem Bäcker? Der Mann in der Küche? Habt Ihr mit dem reden können?«
    »Der war nicht da. Ist ein Wanderhandwerker. War letztes Mal nur da, weil der Küchenbäcker krank war, versteht Ihr? Ansonsten zieht er mit seinem Brot von Markt zu Markt. Soll morgen auf dem Markt in Wells sein, sagt Maggie.«
    »Heute«, entgegnete Adelia mit Nachdruck. »Heute wird er da sein. Es ist nach Mitternacht.«
    Die großen Augen des Barden starrten sie an und flehten um Gnade. »Oh bitte, Mistress, habt Erbarmen, Ihr wollt doch wohl nicht …«
    »Doch, ich will. Ihr werdet am Morgen in aller Frühe auf dem Markt in Wells singen und mit den Wanderbäckern reden.« Sie tätschelte seine Schulter. »Ich bin Euch wirklich dankbar, Master Rhys. Der König wird von Euren

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