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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Das mochten ja die abfälligen Bemerkungen eines reizbaren, überarbeiteten Mannes sein, aber in einer solchen vergleichsweise kleinen Gemeinschaft von Männern, die zusammen einer strengen Disziplin mitsamt ihrer Forderung nach Keuschheit unterworfen waren, mussten die Einzelnen sich einfach gegenseitig auf die Nerven fallen.
    Warum machten sie das? Was trieb sie dazu, das hinzunehmen? Jedermann glaubte, dass die meisten Nonnen und Mönche sich der heiligen Regel unterwerfen, weil sie den Ruf Gottes vernommen haben, und vielleicht traf das ja auch bei einigen wirklich zu. Doch für die anderen war es offensichtlich eine Flucht vor der unerträglichen Drangsal der Außenwelt. Vielleicht war klösterliche Strenge für Bruder Titus noch immer leichter zu ertragen, als sich selbst seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Bruder James hatte also seinen Vetter angegriffen. Hatte er auch Guinevere mit einer Axt verstümmelt?
    Bei Einbruch der Nacht war Rhys noch nicht zurück, was Mansur wütend machte. »Der liegt mit irgendeiner Frau im Bett, nichtsnutziger Schürzenjäger!«
    Das erinnerte Adelia an etwas. »Hat Bruder Peter dir irgendwas über den nichtsnutzigen Eustace erzählt, den Hilda beschuldigt?«, fragte sie Gyltha. »Hat er das Feuer gelegt? Wer ist er?«
    »Ach ja, das hab ich vergessen. Peter glaubt nich, dass er es war, aber die anderen geben Eustace die Schuld an dem Feuer. Sogar der Abt, aber der meint, es wär ein Unfall gewesen – aber so is er nun mal, nich? Redet über keinen ein schlechtes Wort, der Mann.«
    »Gibt es irgendwelche Beweise, dass dieser Bursche das Feuer gelegt hat? Haben die Mönche denn nicht den Sheriff geholt?«
    »Haben sie, aber sie meinen, dass der Bischof von Wells den Sheriff in der Hand hat, dass der Bischof mächtig froh war, dass Glastonbury niedergebrannt ist, und dass er Eustace vielleicht sogar dafür bezahlt hat, das Feuer zu legen. Zwischen Glastonbury und Wells hat’s schon immer Streit um irgendwelchen Grundbesitz gegeben, die hassen sich.«
    Dasselbe hatte auch Hilda gesagt. Es fiel Adelia schwer, das zu glauben.
    »Tja, also, dieser Eustace war der Falkner vom Bischof«, erklärte Gyltha ihr. »Hat seine Anstellung verloren, weil er getrunken hat, und is nach Glastonbury gekommen und hat um Brot gebettelt. Was er auch gekriegt hat, obwohl selbst der Abt ihn nach einer Weile wegschicken musste – er ist nämlich andauernd in die Krypta geschlichen, weil sie da den Abendmahlswein lagern. Dann is er in die Berge und hat da wie ein Wilder gelebt, aber die vermuten, dass er trotzdem irgendwie nachts in die Abtei eingedrungen is, weil das Weinfass immer leerer wurde. Und das Feuer hat in der Krypta angefangen.
Und
Bruder Titus hat in der Nacht gesehen, wie Eustace aus der Krypta gerannt kam.« Gyltha schüttelte verwundert den Kopf. »Schreckliche Sache, nicht? Ob mit Absicht oder nicht, aber da zerstört ein Einzelner eine herrliche Abtei und eine gute kleine Stadt. Und einer von den Mönchen ist gestorben, weißt du? Als er versucht hat, die Flammen in der Krypta zu löschen, zusammen mit Bruder Titus – ist aber dann an seinen Verbrennungen gestorben, der arme Kerl.«
    Es war traurig; es war entsetzlich. Und Adelia schüttelte den Kopf. »Aber geschehen ist geschehen. Jetzt ist Emma unsere vordringlichste Aufgabe, und das alles hier hat nichts mit ihr zu tun.«
    »Da bin ich nicht so sicher«, sagte Gyltha. »Dieser Bruder Peter hat was Verschlagenes an sich. Der erzählt mir nicht alles.«
     
    Diesmal stand Adelia in einer golden schimmernden Halle. Ritter in Silberharnischen streckten die Fingerspitzen nach schönen Ladys aus und bewegten sich anmutig zur Melodie eines unsichtbaren Harfenspielers. König Arthur erblickte Adelia, kam näher und neigte zur Begrüßung sein gekröntes Haupt. Er bot ihr seine Hand an. »Tanzt mit mir, Mistress!« Seine Stimme war so imposant und schön wie seine Gestalt.
    »In einem Traum kann ich nicht tanzen«, erklärte Adelia ihm.
    »Töricht seid Ihr, jawohl«, sagte Arthur.
    Er wandte sich von ihr ab und ging zu dem Thron am Kopfende der Halle, wo seine Königin saß. Er verneigte sich, und Guinevere stand auf, legte ihre Hand auf die des Königs und begann, mit ihm zu tanzen. Ihr Kleid war aus reinweißen Federn, die flatterten, wenn sie sich bewegte. Ganz gleich, wie sie und Arthur sich auch drehten und wendeten, ihr Gesicht blieb vor Adelia verborgen, die nur sehen konnte, dass ein roter Fleck allmählich die Federn tief

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