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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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James’ Schultern. »Mit der Gnade Gottes wird Glastonbury wieder auferstehen, mein Sohn. Lasst uns nun zum Gebet gehen!« Er nickte Adelia zu und führte seine Schäfchen dann zu der zerstörten Kirche.
    Gyltha und Allie gingen den Hügel hinauf.
    »Was hat es mit diesem Erdspalt auf sich?«, fragte Mansur.
    »Das müssen wir erst noch herausfinden«, sagte Adelia.
    Sie schob ihn in die Hütte und zeigte auf den Sarg zwischen den beiden Katafalken. »Sieh dir das an! Er ist noch immer in ziemlich gutem Zustand, aber sie mussten sechzehn Fuß tief graben, um ihn zu finden, was bedeutet, dass er sehr alt sein muss, so alt wie alles andere in der Grube. Aber er ist nicht zerfallen. Du hast gesagt, dass da unten noch andere Särge sind, und ich möchte den hier mit denen vergleichen. Ich denke, der Zustand des Holzes ermöglicht uns eine grobe, sehr grobe zeitliche Einordnung.«
    »Und wenn sich herausstellt, dass der hier jünger ist als die anderen?«
    Adelia grinste ihn an. »Dann kann er nur sechzehn Fuß tief in die Erde gelassen worden sein, als dieser Erdspalt sich auftat, vor zwanzig Jahren.«
    »Und damit wäre er nicht der von Arthur.«
    »Genau.«
    Mansur saugte Luft durch die Zähne ein. »Das wird den Mönchen nicht gefallen – ebenso wenig wie dem König.«
    Und urplötzlich wollte Adelia nicht mehr herausfinden, wie alt dieser Sarg war, um diesen armen Knochen nicht die Ehre verweigern zu müssen, Arthurs und Guineveres Namen zu tragen.
    Das Ganze war nicht einfach nur eine Frage der Wahrheitsfindung, es war überlebensgroß geworden, es erdrückte sie. Die Zukunft einer prächtigen Abtei, die frommen Männer, die da draußen sangen, der Wiederaufbau einer ganzen Stadt, das Wohl des Gasthauses, der Traum so vieler Menschen – all diese Erwartungen waren mit ihrer Entscheidung verknüpft.
    Oh Gott, bürde mir das nicht auf! Ich will nicht die Scharfrichterin der Hoffnung sein.
    Aber sie war Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar, eine Medica der Medizinschule von Salerno, und wenn sie keine Wahrheitssucherin
     war, dann war sie gar nichts.
    Zähneknirschend sagte sie: »Fangen wir an!«
    Es hatte keinen Sinn, ein Stück vom Sarg abzusägen, solange sie kein Holz hatte, womit sie es vergleichen konnte. Sie verließen die Hütte und gingen geduckt hinter den Trümmern der Kirche vorbei, hinter denen die Mönche dort, wo einmal der Chor gewesen war, gerade Psalm 119 sangen.
    Meine Seele verfließt vor Gram; stärke mich nach Deinem Wort.
    Halte fern von mir den Weg der Lüge und gib mir in Gnaden Dein Gesetz.
    Adelia konnte sie nicht sehen.
    Der große Teil der Mauer, der zwischen der Kirche und dem Friedhof erhalten geblieben war, dämpfte die Stimmen der Mönche, die bald durch das Summen von Bienen übertönt wurden. Die beiden Pyramiden und der Haufen ausgehobener Erde zwischen ihnen kamen ihr jetzt weniger befremdend vor, vielleicht weil sie sie schon einmal gesehen hatte.
    Mansur begann, ein Seil abzuwickeln, das er verborgen unter seinem Gewand um die Taille getragen hatte. »Ich habe diesen Godwyn darum gebeten«, sagte er. »Ich fürchte nämlich, die Stufen hinunter in die Grube könnten bröckeln.«
    Adelia lächelte ihn an. Er hatte es mitgebracht, weil er wusste, dass sie diesmal darauf bestehen würde, mit ihm zusammen in das Loch zu steigen.
    Gyltha und Allie kamen wieder den Hang herab. »Viel zu heiß«, sagte Gyltha. »Ich bring Madam zurück nach Hause, ehe sie verbrutzelt.«
    »Wie geht’s Polycarp?«, erkundigte Adelia sich bei Allie.
    Die Wangen ihrer Tochter waren hochrot, vor Hitze und vor Freude. »Besser. Sogar Bruder Peter hat gesagt, es geht ihm anscheinend besser, obwohl er das nicht gern zugegeben hat, nicht, Gyltha? Er ist ziemlich grob, aber er mag Polycarp.«
    »Und ich hab den elenden Sauhu…«, begann Gyltha, dann setzte sie mit Rücksicht auf Allie noch mal neu an: »Ich hab ihn nach dem Erdspalt gefragt. Er war damals noch ein Junge, aber er schätzt, das Loch war sechzehn, siebzehn Fuß tief, ehe es wieder zuging.«
    Sie schaute argwöhnisch zu Mansur hinüber, der dabei war, das Seil um eine der Pyramiden zu binden, und blickte dann auf den Erdhaufen, der einen Schatten auf die benachbarte Grube warf. »Ihr zwei denkt doch wohl hoffentlich nicht daran, runter in dieses verdammte Riesenloch zu klettern. So Löcher sind was Böses. Da kommen nämlich Dämonen raus.«
    »Ach, geht nach Hause! Mansur passt schon auf, dass uns nichts zustößt.« Liebevoll sah Adelia den

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