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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Titus wartet bestimmt schon aufs Essen, der verfressene Hund.«
    »Und auf sein Ale. Der Abt hat den armen Nichtsnutz weggejagt, weil er getrunken hat, dabei hat er keine Ahnung, was Titus so in sich reinschüttet, wenn er nich hinsieht. Der hätte Nichtsnutz doch glatt untern Tisch saufen können.«
    »Seht euch den alten James an, wie er da rumwerkelt! Wetten, dass er dabei vor sich hin brabbelt? Total verrückt is der, und gemeingefährlich, wenn ihm was gegen den Strich geht.«
    Will stupste Adelia an. »Ich wette, Ihr wisst nich, warum Bruder Aelwyn nich gewollt hat, dass Ihr und der Braunkopf Euch da auf dem Friedhof umseht.«
    »Stimmt. Warum denn?«
    »Weil er da zwei Neugeborene begraben hat.«
    »Neugeborene?«
    Will grinste. »Neugeborene. Oh ja, früher gab’s da so einige Frauengeschichten, erzählen die Leute, auch wenn die Mönche doch eigentlich alle keusch sein sollten. Und eine von den Frauen hat Zwillinge gekriegt, von dem alten Aelwyn nämlich. Die hat sie dann vor das Abteitor gelegt. Hat einen ziemlichen Aufstand deshalb gegeben. Und dann mussten sie sie auf dem Friedhof von den Mönchen beerdigen.«
    »Großer Gott, wie sind die Kinder gestorben?«
    Will räumte, wenn auch widerwillig, ein, dass die Zwillinge, soweit man wusste, eines natürlichen Todes gestorben waren.
    Während Adelia ihnen zuhörte, wurde die gewaltige Brandnarbe, die sich über die Abtei breitete, für sie mehr und mehr zu einem Schandfleck, der Schwächen und Elend der Menschen symbolisierte.
    Über Abt Sigward indes gab es nur Gutes zu hören. »Nach seiner Wahl war Schluss mit den Weibergeschichten«, erzählte Will ihr. »Kein übler Bursche, für einen Mönch.«
    »Kann mir gar nich vorstellen, dass einer ein Leben in Reichtum einfach so aufgibt, nur um Tag für Tag zu beten«, sagte Toki ungläubig.
    »Der hat das zum Andenken an seinen Sohn gemacht, der im Kampf gegen die verfluchten Sarazenen gestorben ist«, sagte Alf. »Das hat Sigward völlig fertiggemacht. Versteh nich, wieso er nie wen losgeschickt hat, um den Leichnam von seinem Sohn zu holen. Sir Gervase drüben aus Street, der ist zurückgebracht worden und liegt jetzt da in der Kirche, die Arme gekreuzt und mit Schwert und allem Drum und Dran.«
    »Vielleicht haben ihn die braunen Hundsfotte zu übel zerhackt, sodass nix mehr da war, was man zurückholen konnte. Oder vielleicht hat er keine Freunde gehabt, die ihn nach Hause bringen konnten. Ist vielleicht als Held gestorben, aber gelebt hat er nich so. War ein schmächtiges kleines Kerlchen, der Junge. Hilda hat ihn nich besonders gemocht, hat gesagt, er wär ein Milchgesicht, er hat dauernd geheult und gejammert, ihm wär zu kalt.«
    »Dann war so’n Kreuzzug genau das Richtige für ihn«, sagte Will. »Da isses doch furchtbar heiß, oder?«
    »Ungefähr so heiß wie hier«, antwortete Adelia ihm. Sie pflückte ein Ampferblatt für ihren unbedeckten Kopf, um sich keinen Sonnenstich zu holen, und ein anderes, um die Fliegen von ihrem verschwitzten Gesicht wegzufächeln. »Wollen diese verflixten Mönche denn überhaupt nicht mehr zum Essen gehen?«
    »Mal angenommen, der Braunkopf beweist, dass Nichtsnutz es nich war, und wir können den armen Kerl beerdigen«, sagte Toki zu Will. »Wo sollen wir dann sein Messer hinwerfen?«
    »In den Fluss, wohin sonst?«
    »Welchen?«
    Will zuckte die Achseln. »In den Brue, würd ich sagen. Nichtsnutz hat immer gern im Brue gefischt. Und wenn ihr mich fragt, hat da auch König Arthur sein Excalibur reingeschmissen. Nichtsnutz würde bestimmt wollen, dass sein altes Messer auch da landet.«
    »Ihr wollt sein Messer in den Fluss werfen?«, fragte Adelia.
    »Müssen wir«, sagte Will knapp.
    »Wieso?«
    »Weil’s wieder zurückmuss.«
    Das fand sie interessant. In ihren geliebten Sümpfen verfingen sich die Angelschnüre der Fischer oft an verrosteten Waffen. Sie wurden stets mit einem Gebet und großer Ehrfurcht wieder zurück ins Wasser geworfen. Die Männer gehorchten damit einer Legende aus dem Nebel der Zeiten, schon fast einem Instinkt, wonach Schwert und Schild eines großen Kriegers, und seien sie auch noch so kostbar, wieder an das Mysterium zurückgegeben werden mussten, das ihnen Macht verliehen hatte. Ihr Ziehvater hatte diese Sitte bei seinen Reisen überall im Osten vorgefunden. »Ein sehr altes Ritual«, hatte er ihr erklärt, »eine Opfergabe an die Götter zum Schutz der Seele des toten Besitzers.«
    Ja natürlich, jetzt fiel es ihr wieder ein. Sie

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