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Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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ganz gleich, was geschehen würde, nicht mehr töten konnte, genau wie er wusste, dass sie ihn nicht verraten würde. Sie waren wilde Kreaturen, und gemeinsam hatten sie die Jäger überlistet.
    Auf einem Felsvorsprung mit Blick auf die Abtei und das Marschland beobachtete die Zehnschaft – denn jetzt gehörten sie alle dazu –, wie ihre Verfolger weiter Richtung Chalice Hill ritten.
    »Rasten wir ein bisschen«, sagte Will und deutete mit einem Nicken auf die Abtei, von der leise ein Choral herüberwehte. »Die müssten jeden Moment mit der Terz fertig sein.«
    Es war also die dritte Stunde des Tageslichts, hundertachtzig Minuten nachdem Adelia in Eustace’ Höhle geführt worden war, und auf jede einzelne davon würde sie mit wilder Freude zurückblicken.
    Während sie wartete, flach auf den Boden gedrückt, mit Will auf der einen und Alf auf der anderen Seite, zog sich das Primitive langsam aus ihr zurück, und mit schmerzlichem Bedauern nahm sie wieder Geist und Gestalt von Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar an, Medica der Medizinschule von Salerno, Totenleserin und Ermittlerin für König Henry II . von England, besorgte Freundin einer Vermissten, Geliebte eines Mannes, der Gott und seinen König mehr liebte als sie …
    »Da kommen sie, seht!«, sagte Will, als vier schwarze, käferähnliche Figuren aus den Ruinen der Kirche traten. »Scheiße, ich hab vergessen, dass wir heute den dritten Freitag im Monat haben.«
    Denn die Käfer kehrten nicht zur Küche des Abtes zurück. Einer von ihnen ging zur Anlegestelle der Abtei, wo die unverkennbare Gestalt von Godwyn ihn in einem Ruderboot erwartete. »Die wollen nach Lazarus«, sagte Will. »Der alte Abt bringt den Aussätzigen die Kommunion.«
    »Na, um mich scheinen die sich ja keine großen Sorgen zu machen«, sagte Adelia leicht verschnupft ob der gelassenen Reaktion der Abtei angesichts ihres und Mansurs Verschwinden.
    »Zuverlässig wie die Sonne. Alle vier Wochen fährt er rüber und kümmert sich um die Seelen von den Aussätzigen, da hält ihn nix von ab.«
    »Ein echter Heiliger ist das«, sagte Alf. »Ich würd da nich für Geld und gute Worte hinfahren.«
    »Lepra ist gar nicht so kontagiös«, murmelte Adelia.
    »Hä?«
    »Man kann sich mit der Krankheit nicht so leicht anstecken.«
    »Ich riskier’s jedenfalls nicht, so viel ist mal sicher.«
    »Mir tun die armen Teufel leid«, sagte Toki. »Wenn ich mir vorstelle, ich würde auf ’nem Klumpen Matsch verfaulen und dürfte nicht runter …«
    »Aber können sie nicht zu Fuß da weg?«, wollte Adelia wissen. Von oben sah das Mosaik aus Riedgras, Schilf und bewaldetem Marschland mit seinen unterschiedlichen Grüntönen, das die niedrigen Höcker der Insel umgab, einigermaßen fest aus, und die Bäche und Tümpel, in denen sich das metallische Blau des Himmels spiegelte, konnten doch bestimmt durchschwommen oder durchwatet werden.
    »Dürfen sie nicht«, erklärte Toki ihr. »Ist verboten. Und sie haben auch kein Boot.«
    Sie erfuhr, dass Abt Sigward und Godwyn, wenn sie die arme Gemeinde besuchten, ihren Kahn am Landungssteg der Insel mit einem Vorhängeschloss sichern mussten, zu dem nur sie den Schlüssel hatten.
    »Und zu Fuß ging’s auch nicht«, sagte Will. »In den Avalon-Sümpfen spazierst du nicht rum, wenn du nicht hier geboren bist. Und selbst dann lässt du’s besser bleiben. Da draußen gibt’s nämlich Moorteufel, die packen dich an den Beinen und ziehen dich runter, und du weißt nie, wo sie lauern, weil sie nämlich ständig woanders sind und einfach plötzlich irgendwo aufkreuzen, diese verdammten Moorteufel.«
    »Aber ich hab doch schon Leute auf Stelzen gesehen …«
    Stelzenläufer, so erfuhr Adelia, gingen jedoch nie so weit raus, weil sie um die Gefahr wussten. Die Bewohner von Lazarus Island hatten jedenfalls durch leidvolle Erfahrung gelernt, keinen Fluchtversuch zu unternehmen.
    »Hat schon mehr als ein Aussätziger versucht, da wegzukommen, und keinen hat man je wiedergesehen.«
    Jene Käfer, bei denen es sich um die Brüder Aelwyn, James und Titus handelte, bewegten sich hin und her, erledigten irgendwelche Arbeiten, fingen mit dem Netz Forellen für den Fischeintopf aus dem Teich – schließlich war Freitag, und da gab es Fisch.
    Die Zehnschaft wartete auf ihrem Felsvorsprung mit der Geduld von Tieren darauf, dass die Mönche sich in die Küche des Abtes zurückzogen, und während sie die Männer beobachteten, fiel so manche Bemerkung über sie.
    »Der alte

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