Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König und die Totenleserin3

Der König und die Totenleserin3

Titel: Der König und die Totenleserin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
etwas über Emma.«
    »Ach ja, deine Freundin, die dauernd verschwindet. In dem Fall musstest du natürlich mit.«
    Sie überging seinen Sarkasmus. »Hast du dich nach ihr erkundigt?«
    »Danke, ja, ich hab gestern noch mehr Zeit damit vertan, deinetwillen den Vogt des Sheriffs zu befragen. Ich hab ihn in den Bischofspalast bestellt.« Rowleys Zorn wurde vorübergehend auf etwas anderes gelenkt. »Bei Gott, das ist ein Saustall hier; auf dieser Straße kommt es anscheinend ständig zu Überfällen. ›Warte nur, bis Henry das erfährt!‹, hab ich dem kleinen Mistkerl gesagt. ›Der König wird deinem Sheriff an die Eier gehen. Er hat’s nämlich nicht gern, wenn Reisende auf seinen Straßen ausgeplündert werden …‹«
    »Emma?« Adelia brachte ihn wieder auf Kurs.
    »Es liegen keinerlei Berichte vor, dass eine derartige Reisegesellschaft angegriffen worden wäre, und es ist auch unwahrscheinlich, dass sie einfach so spurlos verschwunden ist – das Gesindel, das in diesem Wald haust, bereichert sich nur an kleinen Gruppen von zwei oder drei. Ich hab’s dir doch gesagt, sie ist irgendwo anders hin, kein Grund, sich Sorgen um sie zu machen.«
    Er jedenfalls machte sich keine. Jetzt herrschte er Mansur auf Arabisch an. »Und dein Verschwinden? Ich vermute, diese Halunken haben dich ebenso höflich gebeten, sie zu begleiten?«
    Mansur nickte. Seine Augen waren vor Übermüdung halb geschlossen – er hatte noch weniger geschlafen als Adelia.
    Auf diese Antwort hatten sie sich geeinigt, während sie einander stützend von der Umgrenzungsmauer der Abtei zurück zum Gasthof gingen, ohne zuvor noch mit den Mönchen zu sprechen.
    Die Versuchung, Will den Bäcker und die anderen ans Messer zu liefern, weil sie sich nicht an den Teil der Abmachung gehalten hatten, ihr zu erzählen, was sie über Emma wussten, war groß – sehr groß –, aber Adelia und Mansur hatten geschworen, sie nicht zu verraten, und Schwüre hielt man nun mal.
    Adelia war nicht danach zumute, Rowley zurück zur Abtei zu begleiten, und so erläuterte sie ihm die Beweise für Eustace’ Unschuld, die er an der Mauer finden würde. Während er fort war, ging sie nach oben, um sich zu waschen, saubere Kleidung anzuziehen und sich nun von Gyltha eine Standpauke halten zu lassen, die sie für ihre angstvoll verbrachte Nacht bestrafte, indem sie ihr ungewohnt grob das Haar kämmte. »Wir haben uns Sorgen gemacht. Na ja, Allie nicht – ich hab ihr gesagt, du wärst weggerufen worden, um jemanden zu heilen.«
    Adelia lächelte zu ihrer Tochter hinab. »Wo hat sie denn das her?« Das Kind saß auf dem Boden und beobachtete mit gesammelter Aufmerksamkeit einen Buchfink, der in einem Vogelkäfig herumflatterte.
    »Von Millie. Der Vogel ist ins Zimmer geflogen, während sie sauber gemacht hat. Irgendwo hat sie den Käfig aufgetrieben und ihn der Kleinen geschenkt. Das Mädchen ist gar nich so blöd, wie es aussieht.«
    »Nein.« Taubstumme wurden stets für schwachsinnig gehalten – und auch so behandelt. Aber, dachte Adelia, Millie ist aufmerksam. Sie nimmt Dinge wahr.
    »Wenn du das nächste Mal, ohne ein Wort zu sagen, verschwindest, dann lass mir eine Nachricht da, damit ich Bescheid weiß«, sagte Gyltha, und ihre Bürstenstriche wurden noch kräftiger.
    »Ja, tut mir leid, au! Ich hatte mein Schiefertafelbuch nicht dabei und auch keine Kreide.«
    »Und selbst wenn, ich hätt’s ja nicht lesen können.« In Gylthas Augen war Lesen und Schreiben etwas für verweichlichte Menschen. »Ein kleiner Zweig oder sonst irgendwas tut’s auch. Nur damit ich weiß, dass es von dir ist.«
    »Wie schon gesagt, die haben mich entführt. Ich hatte nicht die Zeit …« Und die hatte sie noch immer nicht: Rowleys Stimme schallte die Treppe herauf und verlangte ihre sofortige Anwesenheit im Gästesaal. »Herrje, ich bin noch nicht mal angezogen.«
    »Schlüpf da hinein!« Gyltha hatte ihre Abende damit zugebracht, aus einer breiten Bahn grüner Seide, die sie auf ihrer Reise von Wales hierher erstanden hatte, eine Tunika zu schneidern.
    Adelia betrachtete das ansehnliche Ergebnis. »Du willst nur, dass ich für ihn hübsch aussehe. Die alte braune tut’s auch.«
    »Zieh sie an!« Gyltha blieb unerbittlich, und Adelia gab nach.
    Die beiden Frauen sowie Allie mit ihrem Vogelkäfig – Adelia dachte nicht im Traum daran, ihre Tochter schon wieder allein zu lassen – gingen die Treppe hinunter.
    Abt Sigward war offensichtlich von Lazarus Island zurück, und

Weitere Kostenlose Bücher