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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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hier?»
    Dr. Kersting räusperte sich verlegen. «Also, das klingt jetzt tatsächlich ein bisschen makaber, aber im Wesentlichen dient dieser Raum für Hausschlachtungen. Hier wird nämlich selbst gewurstet, alles bio. Nur artgerecht gehaltene Tiere von nahen Ökohöfen. Da wird hier viel Wert drauf gelegt. Maschmann beliefert sogar einige renommierte Restaurants in Berlin und Potsdam. Diese Schlachterei ist natürlich nur ein Hobby von ihm, er sagt, er kann dabei prima entspannen. Er ist ein begnadeter Metzger. Sagen auch Jäger und Profis. Haben Sie mal auf seine Hände geachtet? Wie zum Schlachten gemacht.»
    Jetzt war Lanner doch beunruhigt. «Soll ich etwa auf diese Weise verschwinden? Wollen Sie mich unter die Schweine jubeln?»
    Kersting beherrschte sich einen Moment, dann prustete er los. «Um Gottes willen, wo denken Sie hin. Sie wären doch überhaupt nicht bio! Von artgerechter Haltung keine Spur. Wem sollte man so was denn anbieten? Außerdem ist Herr Maschmann längst nicht mehr hier. Als sein Anwalt habe ich ihm geraten, das Anwesen sofort zu verlassen. Mehr noch, ich habe ihm dringend empfohlen, den ganzen Tag nicht hier gewesen zu sein, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich habe diesen Raum nur genommen, weil er sich so gut reinigen lässt. Selbst diese Vorhänge, Spezialanfertigungen, um die Schreie der Tiere zu dämpfen, sind komplett abwaschbar.»
    Kersting schnitt nun Stoff. Lanner überkam wieder das Ganzkörperzittern. «Was haben Sie mit mir vor?»
    «Was denken Sie? Ich werde Sie jetzt sorgfältig verpacken, und dann werden unsere talentierten Damen Sie verschwinden lassen.»
    «Warum so viel Mühe?»
    «Ich möchte, dass man Sie zweifelsfrei identifizieren kann, falls wir uns irgendwann entschließen, Sie finden zu lassen. Außerdem werde ich Ihnen noch ein paar Beweisstücke mitgeben, die keine Wünsche offenlassen.»
    «Beweisstücke?»
    Dr. Kersting schaute ihn fast gütig an. «Herr Lanner, habe ich eigentlich schon erwähnt, wie sehr ich Ihnen zu Dank verpflichtet bin? Ihre Leiche könnte eines Tages außerordentlich wertvoll für mich werden. Wenn man Sie irgendwann – an einem Tag, den ich auswähle – entdecken sollte, wird man eindeutige Hinweise finden, dank derer sich Herr Maschmann als Ihr Mörder überführen lässt. Und dadurch könnten sich die Machtverhältnisse in dieser Stadt in äußerst günstiger Weise verschieben.»
    «Sie wollen Maschmanns Stelle einnehmen?»
    «Ich will sehr viel mehr als das. Oder wirke ich auf Sie wie jemand, der sein Leben lang den Büttel für andere spielt, sich für undankbare Klienten den Arsch aufreißt und nur einen Bruchteil des Kuchens bekommt, den er dabei für seine Kundschaft aus dem Ofen holt? Diese Stadt bietet lukrativere Möglichkeiten, richtig große Geschäfte, gewaltiges Geld. Geld, für das man noch mal ganz andere Freunde braucht. Die MaMMa waren prima Geschäftsleute und Halsabschneider, aber mit ihrer dauernden Berlin-Gefühlsduselei standen sie sich auch ganz schön auf den eigenen Füßen. Jetzt ist Machallik tot, Markowitz verschollen und Maschmann bald in meiner Hand. Hier weht demnächst ein anderer Wind. Ich habe spektakuläre Pläne. Wir werden den Begriff des freien Unternehmertums ganz neu definieren.»
    Lanner dachte angestrengt nach. «Haben Sie Machallik getötet und Markowitz verschwinden lassen?»
    Kersting schüttelte den Kopf. «Sie haben doch selbst gehört, Maschmann hat seinen alten Freund vergiftet. Hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Und Markowitz? Keine Ahnung, was dem zugestoßen ist. Ich weiß auch nicht alles. Letztlich ging es wohl um eine Frau. Als die Mutter seiner Tochter verschwunden ist, hat er mit den anderen beiden gebrochen. So sehr, dass er ihnen dann sogar Rimschow auf den Hals gehetzt hat. Genaueres kann ich Ihnen da auch nicht sagen. Aber was ich sagen kann, ist, dass ich Sie jetzt schön fest und luftdicht verpacke, und dann werden Sie als handliches, wertvolles Päckchen von den Damen entsorgt. Vorher mache ich mich vom Acker. Man kann nie wissen. Ich lasse Sie hier einfach liegen, die Aufräumarbeiten erledigen andere. Keine Angst, Sie werden nicht leiden, ich betäube Sie ordentlich. Vollnarkose. Und damit Sie sehen, dass ich kein Unmensch bin: Hier ist eine Zyankalikapsel, die ich Ihnen unter die Zunge schiebe. Sollten Sie noch einmal aufwachen, also, bevor Sie tot sind, beißen Sie einfach drauf. Vertrauen Sie mir, das ist die angenehmere Variante.» In aller Ruhe schob er den

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