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Der König von Havanna

Der König von Havanna

Titel: Der König von Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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geht’s?«
    »Frag nicht. Es wird dir zusagen.«
    Kurz darauf brachen sie auf. Sandra spielte die kleine Hure vom Viertel und trippelte voran, den kleinen Arsch rausgestreckt, in winzigen Shorts, die den unteren Teil des Pos zeigten, und lächelte allen Nachbarn zu, glücklich und anzüglich.
    Rey war zunächst etwas gehemmt. Dann war’s ihm egal. Raúlito war ein alter Haudegen mit Goldzähnen, Tätowierungen auf den Armen, Halsbändern von Oggún, ein kleiner Dickwanst mit Schweineschnäuzchen und einem dreckigen Lächeln. Rey machte nicht einmal den Mund auf. Dem Typen konnte man keinen Meter über den Weg trauen. Sandra wand sich, als wollte sie durch ein Nadelöhr. Kokett begrüßte sie Raúlito mit einem Kuss auf die Wange.
    »Sieh nur, Raúlito, das hier ist der junge Mann.«
    »Freut mich«, sagte Raúlito, ohne Rey anzusehen. »Kann er gleich heute anfangen?«, fragte Sandra. »Moment, Moment, Sandrita, so geht das nicht.«
    »Also gut, dann sag.«
    »Komm mal her.« Und er nahm sie zur Seite.
    »Wer ist der Kerl?«
    »Mein Mann. Ich bürge für ihn. Willst du einen Vorschuss?«
    »Natürlich. Du schießt mir tausend Pesos vor, und dann sind es hundert pro Tag.«
    »Nein. Ich schieße dir fünfhundert vor, und danach sind’s dann achtzig pro Tag. Spiel dich mir gegenüber nicht so auf!«
    »Nein, nein, so nicht!«
    »Doch, doch, Raúlito, genau so! Und du wirst mich auch nicht unter Druck setzen, denn ich habe schon mit all deinen Taxifahrern und mit denen von Roberto gesprochen, mit allen. Und es bleibt bei fünfhundert und achtzig.«
    »Schon gut, du Nutte, schon gut.«
    »Wann fängt er an?«
    »Er soll morgen um sieben kommen und seinen Personalausweis mitbringen.«
    »In Ordnung. Ich komme mit und bringe dir das Geld.«
    Sie gingen. Auf der Straße erklärte ihm Sandra: »Es ist ein Dreirad-Taxi. Dieser Mann hat so zehn, zwölf Jungs, die für ihn arbeiten, zudem ein kleines Restaurant und drei Wohnungen, die er vermietet. Er ist ein Magnat … ein Schlitzohr, weißt du … alles unter der Hand.«
    »Und was tue ich?«
    »Du arbeitest ganz nach Belieben und zahlst ihm jeden Tag achtzig Pesos. Zudem fünfhundert Vorschuss, die morgen fällig sind.«
    »Ich kann da nicht einsteigen.«
    »Warum?«
    »Woher soll ich fünfhundert Pesos nehmen?«
    »Ich leihe sie dir, Schätzchen. Morgen kurz vor sieben sind wir hier. Bring deinen Personalausweis mit.«
    »Nein, nein.«
    »Was nein?«
    »Äh …«
    »Was äh?«
    »Ich habe keinen Ausweis.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Also vergiss das Ganze.«
    »Nichts wird hier vergessen. Willst du den Job mit einem Dreirad-Vehikel oder nicht?«
    »Ja.«
    »Sicher?«
    »Ganz sicher.«
    »Dann machen wir jetzt erst mal ein Foto. Heute Nachmittag hast du dann einen schönen neuen Ausweis.«
    Eine merkwürdige Wendung. Ein paar Pesos. Und um halb fünf nachmittags hatte Rey seinen neuen Ausweis, ausgestellt auf einen gewissen José Linares Correa, neunzehn Jahre alt, geboren in Sibanicú und wohnhaft in Havanna. Fertig.
    Am nächsten Tag begann er als Fahrrad-Taxifahrer. Er verdiente hundertfünfzig Pesos. Nicht schlecht für den ersten Tag. Gegen Abend suchte er Sandra auf. Sie war ganz versunken in ihre ausgiebige Schminksitzung für ihren nächtlichen Auftritt in verschwenderischem Glanz. Yamilé wartete lustlos wie immer und rauchte verdrießlich. Wenn man in Zentral-Havanna dazugehören wollte, war man sich ein solches Gebaren von »Ich bin eine knallharte Frau, und alles ist mir egal« schuldig. Rey kam voller Enthusiasmus herein. Sandra hielt ihn zurück.
    »Warte, bis wir fertig sind, und dann bringst du uns hin.
    Bist du sehr müde, Schätzchen? Wasch dich, iss etwas und ruh dich ein wenig aus. Da drüben steht etwas zu essen bereit … aber wasch dich vorher und zieh dir etwas Sauberes an. Da liegt dein Zeug. Ich habe es gewaschen und gebügelt.«
    Rey zog eine Grimasse, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Er nutzte die Gelegenheit, sich vor Yamilés Augen zu waschen und ihr dabei seinen Schwanz zu zeigen. Er hatte die fixe Idee, es dieser kleinen Weißen einmal richtig zu besorgen. Er rieb ihn sich, damit er anschwoll und sich streckte. Er wollte Yamilé mit etwas blenden, zumal sie ihn so sehr verachtete. Yamilé ignorierte ihn völlig. Er trocknete sich ab, zog sich an. Sandra bediente ihn: Reis, schwarze Bohnen, Hackfleisch mit Bratkartoffeln, Avocadosalat, kaltes Wasser, Brot. Als Nachtisch Schokoladencreme, Kaffee und wieder eine

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