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Der König von Havanna

Der König von Havanna

Titel: Der König von Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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zurück und öffnete die Augen. Rey streichelte ihr die Stirn. Als sie wieder sprechen konnte, bat sie um Wasser. Rey reichte ihr ein Glas. Sandra war zu Tode erschöpft. Unter größten Anstrengungen schaffte sie es, sich auf einen Stuhl zu setzen. Sie trank das Wasser. Schließlich erholte sie sich wieder.
    »Rey, Himmel noch mal, was ist passiert?«
    »Keine Ahnung.«
    »Bestimmt war’s Tomasa. Ach, sie kann wirklich nerven, diese schwarze Alte. Was hat sie gemacht?«
    »Ich kapiere nichts … Du hast gesagt: ›Tomasa wird sprechern‹, und dann hast du mir eine Menge über Magda erzählt.«
    »Das war nicht ich. Ich habe dir gar nichts erzählt, ich weiß ja gar nichts. Das war Tomasa.«
    »Wer ist Tomasa? Was bedeutet das alles?«
    »Was hat sie gemacht? Bestimmt hat sie die ganze Flasche Schnaps getrunken, die alte Schlampe. Scheißsäuferin.«
    »Ja. Bist du nicht betrunken? Du hast die Flasche Schnaps in fünf Minuten ausgetrunken und eine Zigarre geraucht.«
    »Sie hat getrunken, nicht ich. Und eine Zigarre hat sie geraucht? Igitt, wie ekelhaft! Immer dasselbe mit dieser Tomasa. Ich will dir etwas erklären, damit du mir hilfst. Wenn du mich so mit Zuckungen siehst, dann ist das Tomasa. Aber ich kann sie nicht ablegen. Ich kann nicht, immer wenn sie Lust hat, einen Toten befördern, weil ich das nicht aushalte. Ich muss sie unter Kontrolle bekommen. Wenn ich mit dir zusammen bin und die Zuckungen anfangen und mir kalter Schweiß ausbricht, reib mir die Stirn mit Kölnisch Wasser oder Alkohol ab, lass mich daran riechen und sag leise einen anderen Namen zu mir, nur nicht Sandra. Irgendeinen anderen Namen.«
    »Warum?«
    »Um Tomasa zu verwirren. So glaubt sie, sie habe sich in der Materie geirrt … Himmel, bist du ignorant, mein Junge! Du willst Kubaner sein, noch dazu in Havanna geboren? Ich glaube, du bist hier geboren, in San Leopoldo, nicht mehr und nicht weniger, also sei ein bisschen auf Draht, Herzchen! Manchmal habe ich das Gefühl, du bist vom Mond gefallen. Gib mir noch etwas Wasser. Immer, wenn mich die alte Schlampe gepackt hat, bin ich hinterher völlig erledigt.« Rey reichte ihr noch ein Glas Wasser.
    »Übrigens hat Tomasa gesagt, du sollst dich vor der Justiz in Acht nehmen. Dahinter steht Gefängnis. Und auch vor einer weißen Freundin von dir hat sie gewarnt, denn sie ist keine Freundin.«
    »Yamilé?«
    »Sie hat keinen Namen genannt.«
    »Oje, mein Gott!«
    »Ach ja, und Yemayá und Ochún waschen ihre Hände in Unschuld.«
    »Das fehlte gerade noch, dass Yemayá und Ochún mir den Rücken zukehren! Jetzt nervt sie aber wirklich! Diese Tomasa kommt auch wirklich nur, um mir schlechte Nachrichten zu bringen. Unglaublich! Nie hat sie eine Lösung für mich parat, nie verrät sie mir die Lottozahlen, nie sucht sie mir den Millionär fürs Leben. Nichts, gar nichts.«
    Sie erhob sich aus ihrem Sessel und sammelte die leere Flasche und den Zigarrenstummel auf. Wütend ging sie hinüber zum Altar, klopfte mit dem Knöchel gegen das Holz und sagte: »Du kannst mich hören, das weiß ich! Trotz dem ganzen Besäufnis und allem kannst du mich hören. Streng dich an und hilf mir, denn ansonsten wird man den Stunk bis nach Guantánamo hören, und all die Schwarzen werden angelaufen kommen, und das wird dir nicht gut bekommen. Ich darf nicht ins Gefängnis gesteckt werden, und das weißt du! Hilf mir, denn sonst finden wir eine ganz einfache Lösung: Ich stelle dir keinen Schnaps, keinen Tabak und keinen Honig mehr hin – nichts, gar nichts! Nur Blumen und Wasser, bis du endlich einsichtig bist. Du wirst verhungern. So, jetzt weißt du’s. Von wegen, dich noch mal auf meine Kosten besaufen und teuren Tabak rauchen! Weißt du, was du geraucht hast? Eine Lancero Especial! Eine echte. Pass bloß auf, Mädchen. Und dann noch sagen, du könntest mir nicht helfen. Hast du mich etwa schon mal Scheiße fressen sehen? Du scheinst Sandra La Cubana nicht zu kennen! Merk dir eins, Tomasa: Wenn du dich mit Sandra La Cubana anlegst, spielst du mit dem Feuer!«
    Als Sandra fertig war, kochte sie noch einmal Kaffee. Sie setzten sich und tranken und rauchten. Sie suchte Musik im Radio, die übliche: Son und Salsa. Schweigend saßen sie da, lauschten und rauchten. Vergnügt fing Sandra an, ihre Fußnägel zu feilen und zu lackieren.
    »Sandra, was für ein Geschäft wolltest du mir vorschlagen?«
    »Ach, ja. Ich mach nur schnell fertig, dann gehen wir rüber zu Raúlito. Ist ganz in der Nähe.«
    »Worum

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