Der König von Havanna
dieser köstlichen Lancero-Zigarren. Yamilé sah alles aus den Augenwinkeln mit an, bis sie sich nicht länger beherrschen konnte und explodierte.
»Hör mal, Sandra, was genau hat dir dieser Kerl eigentlich zu bieten? Was geht dir bloß bei diesem schmierigen Hungerleider ab?«
» Ach, Yamilé, lass mich in Ruhe. Das ist Rey, der König von Havanna und mein Mann, also bin ich Königin von Havanna, hahaha … Der König und seine Königin …«
Sie hatte Magda nicht kommen sehen. Sie stand im Dämmerlicht des Flurs im Türrahmen und hatte alles mit angehört. Wie eine Löwin fuhr sie dazwischen: »Hör zu, du elender Arschficker, sieh zu, dass du aus diesem Zimmer verschwindest, ehe ich dir den Schädel einschlage! Und du alte Schwuchtel wage ja nicht noch einmal, ein Auge auf meinen Mann zu werfen, denn sonst bringe ich dich um! Für wen hältst du dich, dass du für ihn kochst, verdammt?«
»Ach, lass das Gepöbel, du Hexe, jemandem wie dir hör ich überhaupt nicht zu.«
Rey sah von einer zur anderen und aß weiter, als ob nichts wäre. Yamilé stellte sich auf ein lustiges Spektakel ein.
»Hast du mich nicht gehört, Rey? Lass das Essen stehen. Es ist verhext und wird dir nur Ärger bringen!«
»Magda, geh in dein Zimmer, ich komme gleich nach.«
»Werd mir nicht frech, Junge! Bist du jetzt unter die Arschficker gegangen? Lausiger Arschficker von dieser Schwuchtelschlampe? Wenn du das wenigstens bei den Ausländern machen und Dollars kassieren würdest … aber nein … billiger Arschficker bei dieser schwarzen Drecksau!«
»Du bist ja nur neidisch auf mich, weil du eine dreckige Hexe bist und ich ein Star bin, von oben bis unten Dame.«
»Auf dich neidisch, du schlampige Schwuchtel?«
»Na, na, na … wo doch alle Welt weiß, wie du für zwei Pesos mit diesen alten Schweinen herumhurst. Darum bist du auch so abgenutzt und verschmiert und kommst nie auf einen grünen Zweig. Geh, wasch dir die Pfoten und verlass mein Zimmer.«
»Du bist viel schmieriger und schweinischer, du Schwuchtel!«
Magda stürzte sich auf Sandra. Sie wollte ihr die Haare ausreißen, aber es war eine Perücke. Sandra nutzte die Gelegenheit und gab ihr mit flacher Hand ein paar Ohrfeigen, wozu sie wie eine Katze hin und her sprang und fauchte. Magda versetzte ihr Faustschläge, dass es krachte, und schlug ihr die Lippe auf. Sie droschen eine Weile aufeinander ein. Höchst vergnügt sah Yamilé dem Gerangel zu. Rey ließ die beiden sich abreagieren. Als er fand, es reiche, ging er dazwischen.
»Okay, Schluss jetzt. Magda, Schluss jetzt! Lass sie los und verzieh dich in dein Zimmer. Yamilé, hilf mir. Halt Sandra fest.«
Yamilé rührte nicht den kleinsten Finger. Das Ganze amüsierte sie königlich. Magda und Sandra fuhren fort, sich gegenseitig zu beschimpfen und aufeinander einzuschlagen. Sie waren inzwischen richtig in Fahrt. Sie jetzt zu bremsen war schwierig. Rey schaffte es, die beiden auseinander zu bringen, und konnte sie schließlich beschwichtigen.
»Komm wieder her, du alte Hexe, damit ich aus dir Hackfleisch machen kann!«, schrie Sandra.
»Lass meinen Mann in Ruhe, du Drecksschwuchtel! Wehe, du siehst ihn noch einmal an, dann zerhacke ich dir den Arsch und das Gesicht! Du kannst drauf schwören, dass ich dir das Gesicht zerhacke, bis du dich nicht mehr wiedererkennst, du Drecksau!«
Es gelang Rey, sie wegzuzerren und in ihr dunkles, nach Feuchtigkeit und Dreck stinkendes Zimmer zu schubsen. Hier gefiel es Rey nicht mehr. Sandras gelüftetes Zimmer, das nach Parfum, Räucherstäbchen und aromatischen Kräutern duftete, war sehr viel anziehender.
»Wehe, wenn ich dich noch einmal mit dieser Schwuchtel sehe, dann bringe ich dich um, Rey. Ich zerhacke euch beiden das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit, und wenn ich dafür hinter Gitter muss!«
»Ich tue, wozu ich Bock habe, Magda. Du bist nicht meine Herrin noch sonst was, und du wirst niemanden zerhacken!«
»Komm zu dir, Macker, deine Frau bin ich, und du wirst mir keine Hörner aufsetzen mit dieser Schwuchtel, noch dazu Tür an Tür! Das wirst du nicht tun! Denn damit werde ich nicht fertig, verdammt! Du wirst mir keine Hörner aufsetzen, weder mit dieser Schwuchtel noch mit sonst jemandem!«
»Ach, hör auf zu nerven, Magda! Aber du darfst einfach mal so zwei, drei Tage verschwinden und herumhuren, also spiel hier jetzt nicht die Tragische mit dieser lächerlichen Die-Frau-im-Haus-bin-ich-Nummer!«
Magda sackte ganz plötzlich in sich zusammen. Mit einem Schlag
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