Der König von Havanna
Schwarzer, während er einem Paar zusah, das ein Stückchen weiter auf der breiten Mauerbrüstung des Malecón saß und vögelte; rhythmisch bewegten sie sich hin und her, und der Schwarze, versunken in das Schauspiel, wichste im selben Rhythmus. Rey zögerte keinen Augenblick.
»He, hör mal … he …«
Der Typ fühlte sich ertappt. Erschrocken packte er seinen Phallus rasch wieder ein und verlor bestimmt innerhalb von Sekunden seine Erektion, weil er dachte, ein Polizist habe ihn in flagranti Manus-Phallus in der Öffentlichkeit erwischt. Verstohlen sah er in die Richtung, aus der ihm zugeflüstert wurde. Rey fragte ihn daraufhin: »Den Wievielten haben wir heute, Kumpel?«
»Hä?«
»Den Wievielten haben wir heute, Kumpel?«
»Hä, von was? Was meinst du?«
»Das Datum. Der Wievielte ist heute?«
»Nee, wirklich … verdammt, Alter! Was weiß denn ich … echt Scheiße, du hast mich zu Tode erschreckt!« Der Schwarze war tief getroffen. Er ignorierte Rey und versuchte, sich wieder auf seinen Zeitvertreib zu konzentrieren, das Versäumte aufzuholen und es noch weiter voranzutreiben. Rey sprang von der Mauer runter und ging los. An der Ecke Belascoaín standen zwei zu Tode gelangweilte Polizisten. Rey war wie elektrisiert. Er machte auf dem Absatz kehrt, betrat die tunnelförmige Überführung, kam im Park wieder raus. Noch mehr Paare, noch mehr wichsende Spanner. Ein alter Mann mit prall gefüllten Beuteln ging vorüber. Sie waren schwer, und der Alte schritt eilig und mit ängstlichem Gesicht voran.
»Den Wievielten haben wir heute, Opa?«
»Halb drei.«
»Nein, den Wievielten?«
»Den was?«
»Den Wievielten haben wir heute? Das Datum!«
»Ach … was weiß ich … Es ist halb drei.« An der Ecke Belascoaín und San Lázaro standen drei Polizisten. Rey schwenkte ab Richtung Marqués Gonzáles, entkam und ging nur noch durch die kleinen Straßen bis zur Jesús María. Auf den großen Straßen waren Polizeistreifen. Im Eingang eines Mietshauses schnappte eine sehr, sehr dicke Frau frische Luft. Fast nackt. Kaum bedeckt von einem uralten, zerschlissenen und vom vielen Waschen durchsichtigen Kleid. Man konnte ihre riesigen Brüste sehen, ihre wahnsinnig großen Nippel, ihren außergewöhnlichen Wanst, unter dessen verschwitzter, saurer, fiebernder Gelatinemasse sich vielleicht ein Venushügel mit einer feuchten, pochenden Vagina und allem Übrigen befand. Vielleicht gab es all das wirklich, die Schwierigkeit bestand nur darin, dorthin vorzudringen, ohne erstickt zu werden. Die Frau war noch nicht so alt, sie mochte zwischen dreißig und fünfzig sein, vielleicht auch zwischen fünfundzwanzig und fünfundfünfzig. Ein abenteuerliches Leben hinterlässt Spuren, zumindest verursacht es Falten. Spöttisch lächelnd sah sie Rey an. Rey fragte sie: »Wissen Sie, den Wievielten wir heute haben?« Die Frau blickte ihn verdutzt an und fing dann an zu lachen, als sei die Frage ein guter Witz.
»Hahaha, keine Ahnung, hahaha.«
»Na dann …«
»Komm doch mal her, geh nicht weg … hahaha.«
Die Frau packte ihn mit einer Hand. Sie hatte Arme wie Schinken, und ihre Hände waren dick und stark. Rey versuchte sich loszumachen, aber sie ließ ihn nicht frei. Sie hielt ihn noch fester im Griff und sagte zu ihm verführerisch, zumindest in der Absicht, so verführerisch und sexy zu sein wie der Wolf gegenüber Rotkäppchen: »Warum willst du das Datum wissen?«
»Nur so … lass mich los, ich will weiter.«
»Lauf nicht weg … Warum diese Eile?«
»Lass mich los, verdammt, heee …!«
»Komm, wir gehen hoch in mein Zimmer, damit du die Milchfontänen siehst, die ich verspritze … so was hast du noch nicht gesehen … du Grünschnabel … Komm her … geh nicht weg … Komm her.«
Rey war schon weit entfernt und dachte, was für eine dumme Kuh diese Dicke war. »Wer, zum Teufel, würde mit diesem Mastodon vögeln wollen? Eher hole ich mir fünfzig Mal einen runter.« Und ganz bildlich stellte er sich vor, wie er versuchte, die Tonnen an Fett, Gedärm und Wampe zu heben, um an Möse und Schamlippen dieser Frau zu gelangen. Er stellte sich vor, wie er diese ganze schwere Masse anhob und sie dabei lachte und er das Geschlecht nicht fand, stattdessen nur Schweiß und Schmutz und Gestank nach ranzigem Schweiß. Ach, eigentlich mal amüsant.
Er beschleunigte seine Schritte ein wenig. Um ihn herum tiefe Stille und Ruhe, Dunkelheit und der Gestank von verfaultem Abfall. Anscheinend waren seit Tagen keine Müllwagen
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