Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
Vom Netzwerk:
Rausschmeißern. Unbekannte Gesichter, aber Profis. Dandi, der sich einen eleganten Kamelhaarmantel zugelegt hatte, kam problemlos rein. Bufalo und Libanese, die schwarze Lederjacken trugen, mussten die Einladung vorzeigen. Libanese missfiel die herablassende Geste, mit der der Türsteher sie aufforderte hineinzugehen, dachte jedoch, es lohne sich nicht, Ärger anzufangen. René Trescic und sein Fest waren ihm herzlich egal. Er hatte nur deshalb zugestimmt, seine Freunde zu begleiten, weil auch das hier Arbeit war. Irgendwo musste er ja anfangen und die dreihundert Riesen auftreiben.
    Libanese nahm sich ein Glas und blickte sich um. Discokugel, leise Musik, Paare, die sich in den Separees aneinanderdrängten, heitere Tischgesellschaften, Huren, ehrbare Leute, Ehefrauen, Kavaliere, Bodyguards, schrilles Gelächter.
    Rom.
    Bufalo verzog sich mit einer Flasche in einen einsamen Winkel und begann sie mit religiöser Andacht zu leeren. Er würde sich erst von der Stelle rühren, wenn er sie ausgetrunken hatte. Vielleicht fühlte auch er sich fehl am Platz.
    Dandi, der sich überall und mit jedem wohlfühlte, riss augenblicklich zwei Huren auf. Ein blondes Klasseweib und eine alte Schabracke vom Ponte Milvio, in deren Bett viele brave Jungs das Beste von sich gelassen hatten.
    – Libano, das ist Ulla … Rosella kennst du ja schon … Ulla, Kätzchen, sei ein bisschen nett zu meinem Freund Libano … ja, sei brav …
    – Heute ist mir nicht danach.
    – Ach, verdammt, dir ist ja nie danach. Amüsier dich! Wo wir ausnahmsweise mal in der Innenstadt sind …
    – Ich glaub, ich geh nach Hause, Dandi.
    – Verabschiede dich wenigstens von Terribile. Es war freundlich von ihm, uns einzuladen.
    – Du bist wirklich ein Trottel.
    Dandi schubste die beiden Damen beiseite und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    – Libano, mein Freund, darf ich wissen, was dich quält?
    – Deiner Meinung nach war es also freundlich von Terribile, uns einzuladen … Dandi, schau dich doch mal um. Für diese alten Trottel sind wir doch nur grüne Jungs.
    – Na und?
    – Und haben sie vielleicht nicht recht? Du willst mich wohl nicht verstehen, was Bruder?
    – Nein, aber ich verstehe, wann der falsche Augenblick ist. Und ich verstehe, dass ich mich beeilen muss, sonst lassen sich die beiden heute Abend von ’nem andern ficken. Bis morgen, Libano.
    – Bis morgen.
    Die Einladung war keine freundliche Geste gewesen, sondern eine Machtdemonstration, ein Zeichen der Stärke. Das Abschiedsfest für den Marseiller war nur ein Vorwand. Terrible hatte bloß die Jungs um sich geschart, die ihm nützlich sein würden. Sie waren eingeladen worden, weil Terribile auf sie zählte, weil er mit ihrer Hilfe Rom erobern wollte. Terribile setzte auf sie. Terribile setzte auch auf ihn, Libanese. Auf den treuen, gedrungenen Waffenschmied. Den schweigenden Handlanger.
    Ja, Rom wartete auf einen Boss.
    Aber nicht auf Terribile, wirklich nicht. Schau ihn dir doch an: ein festlich herausgeputzter Bauernlümmel, mit seinem lächerlichen Wams und den vor Brillantine glänzenden Haaren, einer mit Schmuck behängten Kellnerin als Frau und vier dreckigen Schafhirten als Bodyguards.
    Die Gemito-Brüder. Immer wenn er ihnen begegnete, kam Libanese das Kotzen. Die Gemito-Brüder. Zu viert ein halbes Gramm Hirn, großzügig berechnet. Er begrüßte halbherzig Nembo Kid, und zwinkerte ein paar anderen Jungs zu, die sich am östlichen Stadtrand einen Namen gemacht hatten. Es mangelte auch nicht an neuen Gesichtern. An jungen, entschlossenen Gesichtern, die Kraft, Gewalt und Kälte zum Ausdruck brachten.
    Libanese schauerte. Wenn er nur wüsste, wie man dieser ganzen vergeudeten Kraft eine Ordnung und eine Disziplin geben konnte.
    Wenn er bloß die dreihundert Riesen auftreiben könnte.
    Terribile hob das Glas und prostete ihm zu. Libanese lächelte schief zurück und drehte sich um.
    Es reichte, er hatte genug von diesem Softiebegräbnis.
    Während er auf den Ausgang zuging, stieß er mit einem Krauskopf zusammen. Sie blickten sich einen Augenblick lang an. Der andere war noch fast ein Junge: stechender Blick, entschlossene Miene, leicht gerunzelte Stirn. Zwei alte Unterweltler hätten sich wegen so einem Zusammenstoß geprügelt. Niemals einem anderen den Vortritt lassen, niemals sich unterwerfen. Aber weder Libanese noch der andere hatten Lust sich zu prügeln. Zwischen ihnen herrschte vielmehr Einverständnis, wie bei einem Strom, der zum selben Ziel floss. Dann sprach

Weitere Kostenlose Bücher