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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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über der behaarten Brust offenstehenden Hemd hatten sie ihn ohnehin bereits eingeordnet und beschlossen, dass er einem anderen Stamm angehörte. Einem feindlichen Stamm. Deshalb weg mit dir, ausradiert. Libanese war ein Unsichtbarer, jemand, der eigentlich gar nicht da war. Ja, ihr Trottel, aber ein Unsichtbarer mit Wut und Fantasie.
    – Entschuldige die Verspätung.
    Giada nahm neben ihm Platz. Libanese dachte, dass sie heute sogar noch schöner war. Er atmete ihren zarten Duft ein, dachte, dass er gern am Morgen neben ihr aufgewacht wäre, und er änderte unauffällig seine Haltung, um einen Blick auf ihr Dekolleté zu erhaschen, das im Ausschnitt der violetten Bluse zu sehen war.
    – Ich hatte eine Sitzung im Kollektiv, rechtfertigte sie sich.
    – Ich verstehe, sagte er, ohne verstanden zu haben, aber das war ihm egal.
    – Bist du auch in einem Kollektiv?
    – In meiner Gegend heißt das Truppe, sagte er und bot ihr eine Zigarette an.
    Leicht lächelnd nahm sie an.
    – Truppe. Bist du beim Militär?, fragte sie spöttisch.
    – Ich bin nirgendwo, sagte er im selben Tonfall.
    – Ich weiß, wer du bist, sagte sie.
    – Ach ja? Dann erklär es mir, denn ich weiß es nicht.
    – Du bist einer, der Stoff hat.
    Libanese erstarrte. Das war alles?
    – Deshalb sind wir hier, nicht wahr?
    – Du und ich, wir stehen auf derselben Seite, flüsterte sie, plötzlich ernst.
    – Aber klar doch!
    Er blickte sie an und wusste nicht, ob er sich kränken oder lachen sollte. Libano winkte schuldbewusst mit der rechten Hand, hielt Zorro, den Kellner, auf und bestellte … ein Bier, Giada? Ja, danke, zwei Bier … Die war wohl verrückt. Auf derselben Seite! Verrückt. Schön. Wehrlos. Keine für dich. Die Götter auf der einen Seite, die Menschen auf der anderen. Auch wenn es manche gibt, die unter Menschen geboren sind und sich einen Platz unter Göttern erobern. Davon träumte Libano. Um sein Ziel zu erreichen, war er zu allem bereit.
    Und er fragte sich plötzlich, ob er für eine wie sie eine Ausnahme machen würde.
    Um das merkwürdige Gefühl der Zärtlichkeit, das in ihm erwachte, im Keim zu ersticken, beschloss er, es kurz zu machen.
    – Hör mir zu. Ich hab keine Zeit. Hast du das Geld?
    – Wozu die Eile? Möchtest du nicht ein wenig plaudern?
    – Ich hab doch schon gesagt, ich hab keine Zeit.
    Trotzdem landeten sie bei ihr zu Hause.
    Es sah genau so aus, wie Libanese es sich vorgestellt hatte.
    Hochparterre mit Blick auf die Villa Pamphili. Teppichboden und Parkett, teure Möbel, mit Chintz bezogene Sofas, ein Kamin mit goldenem Feuerbock, Bilder an den Wänden, Unmengen von Teppichen, Whiskys, kubanische Zigarren. Und ein Jacuzzi. Als Libanese zum ersten Mal einen gesehen hatte, hatte er ihn als „Badewanne, die dir das Wasser direkt in den Arsch spritzt“ bezeichnet.
    Dandi hatte ihm erklärt, dass diese Badewanne Jacuzzi hieß. Und er hatte hinzugefügt: „Ficken kann man da drin …“ „Und woher weißt du das, du hast ja zu Hause nicht mal ’ne Dusche!“ „Tja, Libano, hab mich halt umgesehen …“
    – Du lachst, aber ich weiß nicht worüber, flüsterte ihm Giada ins Ohr, wenn du lachst, bist du fast schon schön …
    Ich lache nicht, hätte ihr Libanese am liebsten geantwortet, ich träume mit offenen Augen. In letzter Zeit passiert mir das allzu oft. Ich träume von so einer Wohnung, die maßgeschneidert ist für Götter. Von einer schönen und willigen Frau, die immer schön und immer willig ist. Von etwas Weichem, Warmem. Von einem Leben, ja … ihm fiel kein anderes Wort ein … vielleicht von einem anderen Leben?
    * Erinnerst du dich an die reiche Lella, die Frau des Kredithais Proietti…
    * Aber was für eine Frau war doch diese Lella, die sich nie die Strümpfe auszog.

X.
    Am ersten Abend gingen sie nicht miteinander ins Bett.
    Sie wäre durchaus bereit gewesen, aber Libano wollte auf Nummer sicher gehen. Sie wäre durchaus bereit gewesen, aber sie war zu eingeraucht. Libano gehörte nicht zu der Sorte, die zugedröhnte Junkies ficken. Libano schaute den Frauen beim Sex gerne in die Augen und mochte es, wenn sie ihn auch anschauten.
    Wie angenommen brachte der Stoff drei Riesen ein. Zwei kassierte Puma, einer blieb ihm. Sie kamen überein, den Deal bei der erstbesten Gelegenheit zu wiederholen.
    Aber wie lange würde es dauern, bis er in diesem Tempo dreihundert zusammengekratzt hatte? Sobald er ein geeignetes Versteck gefunden hatte, würde die „Verwahrung“ der Waffen eine

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