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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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geschehen?«
    Larissa nickte. »Das zumindest ist die Auffassung der hohen Herren in Moskau und die der Generäle. Erst Ostdeutschland, dann Ungarn und so weiter. Jeder Schwächeanfall eines Landes, falls innere Kräfte sich für eine neue Staatsform, womöglich sogar eine Demokratie westlicher Prägung entscheiden wollen, muss mit allen Mitteln verhindert werden.«
    »Sehen andere Studenten unser Land auch als Regulator und kompromisslosen Verwalter der leninistischen Lehren?«
    Larissa verneinte. »Die meisten trauen sich nicht, ihre Meinung zu sagen und nachzufragen. Wer weiterkommen will, schluckt die offizielle Version. Man lässt einfach die Politfunktionäre für sich denken, das bringt keinen Arger und ist viel bequemer.«
    »Larissa, warum machen Sie es nicht auch so?«
    »Lügen sind mir verhasst. Und genau das ist mein Problem. Vater meint, es könnte deswegen mal Schwierigkeiten geben.«
    »Trifft das zu?«
    Sie nickte heftig, rotblonde Locken fielen ihr ins Gesicht. »Auf der schwarzen Liste der Universität stehe ich ganz weit oben.«

    Larissa studierte wieder in Nowosibirsk, Alexander war oft in Nikolais Auftrag unterwegs.
    Zwei Wochen mich Neujahr trafen gegen Mittag die ersten Stellvertreter in Kirensk ein, am Abend waren alle versammelt. Grund des Treffens sei, erklärte Nikolai, herauszufinden, wer die vier Lkw habe verraten können. Inzwischen sei er so weit, dass sich sein Verdacht auf einen Schieber mit guten Kontakten zu Gogol konzentriere. Und dieser Schieber sei mit einem Mitarbeiter des Bundes befreundet, von dem er womöglich den Tipp erhalten habe.
    In der Runde wurde diskutiert, wie man weiter vorgehen wolle, falls sich der Verdacht bestätige. Einige waren dafür, ihn der Miliz zu übergeben, ohne zu bedenken, dass dadurch natürlich auch die Fahrt der Lkw und deren Fracht bekannt würden.
    Nicht, dass der Bund etwas Unrechtes getan habe, versicherte Nikolai den Anwesenden, alle Waren seien ordnungsgemäß angemeldet und genehmigt worden, aber Neider, die nur die Hand offen halten und am Gewinn partizipieren wollten, gebe es überall. Daraufhin einigten sie sich auf »Jakutisches Recht«, womit Alexander nichts anfangen konnte. Mittlerweile aber hatte er sich das Nachfragen abgewöhnt, denn zu gegebener Zeit würde er schon erfahren, was damit gemeint war.
    Für die Familien der vier Fahrer sei gesorgt, erläuterte ein Mitarbeiter. Als erste Hilfe hätte man ihnen je fünftausend Rubel zukommen lassen, falls es finanzielle Engpässe gebe, werde man sie zu regeln wissen.
    Nikolai war nach der Sitzung aufgebracht. »Wir verfahren schon wie unsere Feinde. In Sibirien zählt ein Leben nichts. War geben den Witwen das Geld und fühlen uns nicht mehr schuldig. Kommen sie damit nicht aus, erhalten sie wieder welches, als könnte man Menschenleben bezahlen.« Spontan wollte er von dem Jüngeren wissen: »Was wärest du dir wert?«
    Alexander war von der Frage überrascht.
    Nikolai hakte nach. »Ich will es wissen. Eine Million Rubel?«
    Bedächtig antwortete Alexander: »Es gab Phasen, da hatte ich keinen Wert, weil andere mich als wertlos abstempelten.«
    »Als du ohne Lebenswillen warst.«
    »Woher ...?«
    »Ich kenne das. Und später?«
    »Da ist für mich der Wert ins Unermessliche gestiegen. Ich bin unbezahlbar und obendrein ein Egoist, weil ich so etwas sage.«
    Nikolai hatte wohl mit einer ähnlichen Antwort gerechnet. »Deine besten Freunde und Bekannten: Was bedeuten sie dir?«
    Alexander zuckte die Achseln.
    »Und wie war das mit Rassul, dessen Haare du ständig bei dir trägst?«
    Alexander lächelte in sich hinein. »Ja, Rassul. Er steht allerdings im Wert noch über mir.«
    »Dann bist du kein Egoist.«
    »Doch. Rassul hat mir so viel gegeben, dass ich erst durch ihn so sein kann, wie ich bin.«

    In den kommenden Tagen liefen viele Aktivitäten um Nikolai und Alexander ab. Hier ein Telefonat, dort ging eine Nachricht ein, Informanten kamen, um Bericht zu erstatten. Larissa meldete sich aus Nowosibirsk und wollte ihren Vater sprechen. Was die beiden Männer zu bedeuten hätten, die sie schon oft in ihrer Nähe gesehen habe und die sie überall hin begleiteten.
    »Es ist zu deinem Schutz, mein Liebes.«
    »Aber ich fühle mich eingeengt.«
    »Sicherheit engt immer ein.«
    »Bist du überzeugt, ich brauche die Bewacher?«
    »Bitte, tu mir den Gefallen.«
    Für Alexander ließ sie einen Gruß ausrichten.
    Nikolai legte den Hörer auf. Wieder war dieses spöttische, spitzbübische

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