Der König von Sibirien (German Edition)
Lächeln in seinem Gesicht, das Alexander schon so oft beobachtet hatte. Und zwar immer, wenn der Sibiriake mit einer Entwicklung zufrieden war.
Inzwischen konnte er Nikolais Gedankengänge mehr und mehr nachvollziehen, wie seine folgenden Bemerkungen zeigten. »Larissa sollte die beiden Leibwächter bemerken. Nicht?«
»Wie meinst du das?«
»Nikolai, ich traue dir zu, dass du in deiner direkten Umgebung nur gute Leute hast, denen man nicht so schnell auf die Spur kommt.«
»Ja, das kann man sagen.«
»Larissa hat demnach nicht zufällig ihre Beschützer entdeckt. Das ist von dir beabsichtigt.«
»Warum sollte ich so handeln?«
»Damit die anderen, die du zusätzlich und heimlich in Nowosibirsk eingesetzt hast, nicht aufhallen.«
Nikolai war überrascht und fühlte sich ertappt. Aber sein Gesicht drückte auch so etwas wie Bewunderung aus, während er Alexander zuhörte.
»Und damit sie besonders nicht denjenigen auffallen, die es eventuell auf deine Tochter abgesehen haben könnten.«
Eine Woche später dann der ereignisreiche Abend, den Alexander nicht so schnell vergessen würde. Zu Beginn des Februar, die Menschen spürten die Krallen des Frosts stärker als in allen anderen Monaten, lud Nikolai einige seiner Vertrauten und Alexander zu einem »heißen Badetag« ein, wie er sich ausdrückte.
Badetage im Winter sind für die wasserbesessenen Russen keine Seltenheit. Kurzerhand hackt man ein Loch in das Eis, sofort tauchen die Marschi, die Eisbader, hinein, um sich gleich anschließend warm einzuhüllen und an heißen Getränken zu wärmen und zu stärken. Oft ist dieses Badevergnügen mit einem kleinen Volksfest verbunden. Den Zuschauern wird Tee angeboten, selbstverständlich auch Wodka und heiße Suppen, da sie mehr frösteln als die Wagemutigen. Wiederholt hatte Alexander an solchen Winterbädern teilgenommen, die manchmal auch als Mutprobe betrachtet wurden, wenn es galt, in ein Loch hinein-und aus einem anderen, etwa zehn Meter entfernten, wieder aufzutauchen. Bereits nach drei oder vier Metern war der Körper vollkommen taub und gefühllos. Damit die Todesrate der Abenteurer nicht in die Höhe schnellte, sicherte man die Leichtsinnigen auch schon mal mit einem Seil.
Alle Eingeladenen sagten zu, denn es galt als Ehre, Gast des Sibiriaken zu sein. Gegen Mittag starteten die acht Männer in zwei Pkw von Nikolais Wohnsitz. Ziel war ein kleiner Nebenfluss, der sich schlangengleich durch die Berge zwängte und bereits nach wenigen Kilometern kaum noch breiter als fünfzig Meter war.
Wenige Schritte oberhalb des zugefrorenen Flusses stand am Ufer unter Nadelbäumen versteckt eine Blockhütte mit einem weit überstehenden Dach. Sie war schon von einem Mann aufgeheizt worden, grauer Rauch stieg aus dem gemauerten Schornstein, um ihn herum begann der Schnee zu schmelzen.
Das aus dicken Lärchenbohlen erstelltes Holzhaus mit den kleinen Schießschartenfenstern und der niedrigen Eingangstür, bei der sogar Alexander den Kopf einziehen musste, bestand aus drei Räumen. Im ersten waren Bank und Tische und Stühle, dazu Haken an der Decke für die Kleidung. In der Zwischenwand zur Sauna, damit war für Alexander geklärt, was Nikolai unter einem heißen Badetag verstand, hatte man eine kleine Tür eingelassen, um vom Vorraum aus das Feuer bedienen zu können. Daneben befand sich ein größerer Raum mit Liegen, und auf einem Tisch bemerkte Alexander unterschiedliche Getränke, allerdings war kein Alkohol darunter.
»Ein Ort der Entspannung«, seufzte Nikolai und bat die Anwesenden, sich auszuziehen. »Keine Termine, keine Telefonate, alle Probleme haben wir in Kirensk gelassen.«
Der eigentliche Saunaraum war ohne Fenster und groß genug für acht Personen. Sie setzten sich auf glatt gehobelte Bretter, und einer der Männer schüttete sogleich Wasser, vermischt mit einem Extrakt, auf die heißen Steine. Augenblicklich roch es intensiv nach frisch gesägtem Holz und verbrannten Tannennadeln.
Nikolai schlug seinen Rücken mit Birkenreisig, anschließend auch die Oberschenkel. Er forderte Alexander auf, sich hinzulegen und behandelte ihn, zuerst Waden, Gesäß und Rücken, dann die Vorderseite. Die Schläge taten nicht weh, aber Alexander spürte, wie das Blut zu zirkulieren begann und sich anschließend gleich unter der Haut ein leichtes Brennen bemerkbar machte. Auf dem Rücken liegend harrte er aus, sah auf das Thermometer an der Wand - es zeigte etwas über siebzig Grad an.
Zwischendurch brachte der
Weitere Kostenlose Bücher