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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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zum Fenster. Draußen schneite es. »Geschenke sind oft ein Zeichen der Verlegenheit«, raunte er, ohne dass seine Tochter ihn hören konnte. »Bei Larissa weiß ich nie, wie ich mich verhalten soll. Sie ist für mich der Mittelpunkt meines Lebens.«
    »Du meinst, Gefühle zeigen sei ... unsibirisch und hätte in diesem harten Land nichts zu suchen?«
    »Vielleicht.«
    »Hast du es schon mal mit Worten probiert?«
    Nikolai zuckte mit der Schulter. »Das ist auch nicht meine Art. Ich komme mir dann ...«
    »... entblößt vor.«
    Nikolais Augen waren Antwort genug. Unvermittelt platzte es aus ihm heraus: »Sag mal, merkst du eigentlich nicht, dass alles, was du mir vorwirfst, auch auf dich zutrifft? Analysierst du dich etwa auf dem Umweg über mich?«
    Sie grinsten sich an.
    Alexander deutete auf den Ordner. »Warum hast du mir diese Unterlagen geschenkt?«
    »Damit du weißt, wo du herkommst.«
    »Ist es nicht besser zu wissen, wo man hingehört?«
    »Weißt du das denn immer noch nicht?«
    Sie tranken Wein und plauderten den ganzen Abend. Trotz der widrigen Umstände konnte Alexander sich nicht erinnern, jemals ein so würdevolles und angemessenes Fest erlebt zu haben. Mit Erstaunen bemerkte er, dass er in diesem Augenblick nicht an seine Jugendzeit dachte, an die Freude und das Herzpochen kurz vor der Bescherung, den Geruch von geschmorten Äpfeln, den Braten, ein seltener Festschmaus, und die Aufgeregtheit seiner Eltern, sondern an Weihnachten im Lager SIB 12 in der Runde verschworener Mitgefangener. Den provisorischen Baum aus vertrockneten Asten, als Kerze diente ein in Öl getränktes Seil; Semlja, der auf dem mit Papier umwickelten Kamm blies, die rauen Stimmen der anderen, die zögernd zu singen begannen, sich verstohlen eine Träne aus dem Auge drückten, und Aljoscha, den Literaturstudenten, der zur Verwunderung aller so schöne Gedichte vortrug.

    Während er am kommenden Morgen mit Larissa in unmittelbarer Nähe des Hauses spazieren ging, beratschlagte sich Nikolai mit einigen Mitarbeitern, darunter auch zwei Jakuten.
    Alexander fühlte sich in Larissas Gegenwart befangen. Sie hatte eine Art, Dinge offen anzusprechen und ihm dabei direkt in die Augen zu schauen, wodurch seine Verunsicherung zunahm. Um von sich abzulenken, wollte er alles über Nowosibirsk erfahren, über die Universität, ihr Studentenleben und was sie in der Freizeit mache.
    Antwortete Larissa, hörte er nicht richtig zu. Stattdessen beobachtete er sie von der Seite und senkte den Blick, wenn sie ihn dabei ertappte. Über eine Stunde ging das Spielchen.
    »Irritiere ich Sie?«
    Die Frage war ihm unangenehm. »Ja.«
    »Und weshalb?«
    »Ich bin den Umgang mit Frauen nicht gewohnt«, antwortete Alexander ausweichend.
    »Umgang mit Frauen oder Umgang mit der Art von Frau, wie Sie mich einschätzen:«
    »Wie ich Sie einschätze.«
    »Was ist an mir Besonderes?«
    Alexander schaute vor sich auf den Boden und beobachtete, wie seine Stiefelspitzen im Schnee versanken. »Sie sind so ...«
    »Direkt.«
    »Ja. Offen und direkt.«
    »Wie würden Sie mich denn gerne haben wollen?« Larissa kokettierte mit seiner Verlegenheit.
    »Ich habe kein Recht, Sie irgendwie haben zu wollen.«
    »Genauso ist es.«
    Sie schlenderten weiter und drehten eine neue Runde um die Holzvilla, das Gästehaus und den Hubschrauberlandeplatz. »Vater hält viel von Ihnen.«
    »Wäre ich sonst hier?«
    »Nun, sich selbst können Sie aber gut einschätzen.« Wieder war Spott in ihrem Gesicht. »Warum fällt es Ihnen mit anderen so schwer?«
    »Nicht mit anderen, nur mit Ihnen.«
    Larissa, dreiundzwanzig Jahre alt und aufgeklärt, wie sie von sich behauptete, machte sich im Verlauf des Abends, als sie im Wohnzimmer saßen, einen Spaß daraus, ihn aus der Reserve zu locken. Alexander gefiel das nicht. Als es ihm zu offensichtlich wurde, stand er auf und verließ den Raum.
    Am nächsten Tag ging er ihr aus dem Weg, auch am übernächsten und an den darauf folgenden Tagen. Schließlich stellte sie ihn zur Rede. »An wen erinnere ich Sie?«
    Alexander schüttelte den Kopf, alles an ihm war Ablehnung.
    »Sie wollen nicht erinnert werden?«
    Er reagierte nicht.
    »Ihre große Liebe?«
    »Bitte, das geht Sie nichts an.«
    »Sehe ich ihr ähnlich?« Alexander betrachtete Larissa, ihre rötlichen Haare, von denen er nicht wusste, ob es die Originalfarbe war, die dunklen Augen und die Nase mit dem kleinen Höcker. »Nein, Sie sehen ihr nicht ähnlich.«
    »Schade.«
    Alexander sträubte

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