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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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ob ihm das Spaß mache, wie er mit den Autos umgehe, ob er zuverlässig sei.
    Alles beantwortete Bilenkow mit ja.
    »Verleihen Sie auch manchmal Ihr Fahrzeug?«
    Bilenkow wollte schon verneinen, als er sich sagte, es müsse einen Grund geben, so zu fragen. »Normalerweise nicht.«
    »Was heißt das? Etwa nur an Freunde?«
    Bilenkow zögerte mit der Antwort. »Oder an welche, die gut zahlen.« Bilenkow wurde nervös.
    »Vor fünfzehn Tagen, einem Mittwoch. Haben Sie da den Ihnen anvertrauten Lkw verliehen?«
    »Ja.« Zerknirscht gab es Bilenkow zu.
    »An wen?«
    »Nun, äh ... «
    »Einen Bekannten?«
    »Nicht direkt.«
    »Wie heißt der Mann?«
    Bilenkow rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Die Fragen waren ihm unangenehm, noch unangenehmer aber die Blicke. Und der mit dem großen Schnurrbart nagelte ihn mit seinen dunklen Augen richtiggehend fest. »Ich kenne ihn nicht.«
    »Was hat er gezahlt?«
    »Zweihundert.«
    »Für wie lange?«
    »Mittwoch und Donnerstag.«
    »Und wie viele Kilometer ist er gefahren?«
    »Vierzig.«
    »Das kann nicht sein.«
    Bilenkow zuckte zusammen. »Aber auf dem Tachometer waren es nur ...«
    »Den kann man abklemmen. Vor Kirjol bis hierher sind es hin und zurück dreihundertdreißig Kilometer.«
    Verstört schaute Bilenkow Alexander an. »War das Fahrzeug etwa hier?«
    »Ja.«
    »Der verdammte Hurensohn. Sagt zu mir, er müsse gerade mal in den Wald, Holz holen für den Winter. Wenn ich den erwische.« Und dann, als verstünde er auch den Zusammenhang: »Klar doch, er muss so viel gefahren sein. Ich hatte mehr als zwei Liter Öl nachzufüllen.«
    Bilenkow erklärte, dass sein Lkw eine gewisse Menge Öl brauche. Das habe ihn stutzig werden lassen. Bei vierzig Kilometer könne nicht so viel zusammenkommen, auch nicht unter erschwerten Bedingungen im Wald.
    »Jetzt beschreibe uns bitte den Mann.«
    »Warum?«
    Leonid sagte nur ein Wort, und das genügte. »Beschreibe.«
    Bilenkow zuckte zusammen. »Dunkle Haare, auch einen Schnurrbart«, er schielte zu Leonid, »aber nicht so groß, eher fein und zierlich, sauber gestutzt.«
    »Alter?« Leonid übernahm die weiteren Fragen.
    »Gerade dreißig, würde ich sagen.«
    »Körpergröße?«
    Bilenkow stellte sich hin und deutete mit einer Hand an, der andere müsse zwei oder drei Zentimeter größer gewesen sein als er. »Dick oder ...«
    »Sehr schlank, fast mager.«
    »Brille?«
    »Nein.«
    »Welches Auto?«
    »Fiat. Ja, genau, er ist in einen blauen Fiat eingestiegen.«
    »Allein oder wartete jemand?«
    »Allein.«
    »Kennzeichen?«
    Bilenkow wusste es nicht. Aber er erinnerte sich, die ganze Fahrerseite war verschrammt, und zwar in Rot. Entweder habe der
    Besitzer die Stelle neu lackiert oder das andere Fahrzeug müsse ...
    »Würdest du ihn wieder erkennen?«
    »Klar. Erst recht, wenn er was sagt. Seine Zunge stößt heim Sprechen an.«
    Bilenkow durfte mit dreitausend Rubel mehr in der Tasche gehen. Deswegen wagte er auch nicht zu fragen, um was es sich handelte. Er hatte Angst, man würde zuviel Neugier mit der Abnahme des Geldes bestrafen. Selbstverständlich werde er zu niemandem ein Wort sagen.
    Leonid und Alexander rotierten. Sie gaben an Helfer, Tolkatschi und Freunde die Beschreibung des Fahrers und die des Autos durch. Einen Tag später wussten sie, wem der Fiat gehörte: Watali Wischwani, einem Armenier.
    Wiederum einen Tag später verspürte Wischwani einen Schlag gegen den Hinterkopf, dann wurde es um ihn herum dunkel. Wenige Stunden danach erkannte Bilenkow den Mann wieder. Er war sich hundertprozentig sicher.
    »Kann er mal was sagen?«
    »Er schläft.«
    »Was hat er getan:«
    »Die Vorschriften nicht eingehalten.«
    »Aha.«
    Wischwani, der man mit einer Spritze in einen Tiefschlaf versetzt hatte, wachte erst wieder mehr als tausend Kilometer von Kirensk entfernt auf. Zuerst verstand er überhaupt nichts, dann zerrte er an den Armen, aber die wollten nicht gehorchen. Und um ihn herum saßen Männer mit grimmigen Gesichtern.
    »Witali Wischwani. Wer hat dir den Auftrag gegeben, einen Lkw zu leihen, ihn mit Baumstämmen zu beladen und vor einer bestimmten Jagdhütte zu bremsen?«
    Wischwani reagierte, als hätte er einen Tiefschlag in den Magen erhalten. Obwohl er auf dem Boden Tag, krümmte er sich wie unter großen Schmerzen zusammen. Dann blinzelte er und schaute lange in Leonids Gesicht. Und als er darin nicht die Spur von Mitleid erkannte, versteifte er sich aufs Schweigen.
    Geriak bekam ihn schnell zum Sprechen.

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