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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Benzin auf die Fußsohle geträufelt, angezündet, schon sprudelte es aus ihm heraus.
    »Ich habe keinen Lkw mit Baumstämmen gefahren, gebremst und die Hütte zerstört«, schrie er wie von Sinnen und schielte nach unten auf seinen Fuß, der in ein Gestell eingespannt war. Er konnte ihn nicht bewegen.
    Alexander hatte den letzten Beweis: Wischwani stieß mit der Zunge an. Und der Armenier hätte sich nach dieser Antwort am liebsten ein Stück von ihr abgebissen. Als die Worte heraus waren, ahnte er, dass er sich verraten hatte.
    »Nenn uns deinen Auftraggeber.«
    Wischwani schwieg.
    »Zum letzten Mal: deinen Auftraggeber!«
    Wischwani biss sich auf die Lippen, als wollte er sie für alle Zeiten verschließen.
    Alexander nickte Geriak zu. Dann verabschiedete er sich. Leonid begleitete ihn.
    Wischwanis Augen irrten zwischen den verbliebenen Männern hin und her. Stoisch waren ihre Gesichter. Jetzt machte sich wieder einer an seinem Fuß zu schaffen, aber es war kein Benzin. Er pappte irgendwas drumherum. Feucht und klebrig. Wischwani schielte nach unten und sah, dass man seinen rechten Fuß bis kurz oberhalb des Knöchels in braunem Lehm verpackte. Verstört sah er in die Runde. Und er wurde noch verstörter, als man um seinen Unterschenkel und hoch bis zur Hüfte Tücher wickelte und diese ständig mit Wasser befeuchtete.
    Als die ersten mit Blecheimern auf ihn zukamen und den glühenden Inhalt um den Lehmfuß verteilten, ihn vollständig zudeckten, da schrie er wie am Spieß. Dann kam die Hitze.
    Geriak stieß dem Schreienden einen Knebel in den Mund. »Wenn du was sagen willst, dann nicke.«
    Wischwani nickte.
    Geriak nahm den Knebel heraus und fragte: »Wie heißen deine Auftraggeber?«

    Die Nachtschwester des kleinen Krankenhauses in Wiljuisk dachte zuerst, es wäre wieder einer der Betrunkenen, die häufig unter dem Vordach im Trockenen ihren Rausch ausschliefen. Sie rüttelte ihn an der Schulter, doch er reagierte nicht. Aber sie sah trotz der schwachen Beleuchtung, dass der Mann verletzt sein musste. Um seinen Fuß trug er einen Verband oder etwas Ähnliches. Sie benachrichtigte den Notarzt, und gemeinsam schafften sie den Verletzten, der qualvoll stöhnte, in den Behandlungsraum.
    »So einen Gips habe ich noch nie gesehen. Er scheint Schmerzen zu haben. Los, aufmachen!«
    Die Nachtschwester ging mit; der starken Schere daran und wunderte sich, weil der vermeintliche Gips so bröckelte und der untere Teil des Beines seltsam schwarz war.
    »Doktor, hier stimmt was nicht.«
    »Lassen Sie mich mal.«
    Als der Arzt die braune, harte Masse aufklappte, fiel die Nachtschwester zum erstenmal in ihrem langen Berufsleben in Ohnmacht.
    Und dem Arzt, der schon viele scheußliche Verletzungen gesehen hatte, stockte der Atem, dann schrie er.
    Blank lagen die Fußknochen vor ihm, und in den aufgeklappten Schalen klebte das gegarte Fleisch.

    Wischwani konnte nur den Namen eines Mittelsmannes, Mesarzin, nennen, der ihn für diesen Job angeheuert hatte. Aber das genügte, denn über diesen Mesarzin erfuhr der Jakute auf schnelle Art, wer die eigentlichen Drahtzieher waren.
    Gogol hielt Wort. Alexander rief ihn an und gab ihm die Namen der Personen durch, die Geriak ihm mitgeteilt hatte. Auf jeden setzte Gogol fünf Männer an, und zwei Tage später meldete er Vollzug: Alle seien einkassiert.
    Gogol lieferte die vierzehn Überraschten, fein säuberlich verschnürt, bei Geriak ab. Wenige Stunden später trafen Alexander und Leonid ein.
    Rekunkow, der vor wenigen Wochen noch großspurig zehn Prozent verlangt harte, ahnte Schlimmes auf sich zukommen, als er
    Alexander erblickte. Der zog einen kleinen Holzhocker heran und setzte sich neben den Gefesselten.
    »Warum hast du meine Familie umgebracht?«
    Rekunkows Kopf zuckte in verschiedene Richtungen, als suche er nach einem Ausweg. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    »Mesarzin hat alles gestanden. Was denkst du, wieso ihr hier seid?«
    Nicht der Umstand, dass er gefesselt war, machte Rekunkow so zu schaffen, sondern die unnatürliche Ruhe, mit der Alexander sprach. Das eigentlich Besorgniserregende waren seine Augen. Rekunkow konnte sie nicht anschauen, denn in ihnen erblickte er seinen Tod.
    »Wir haben damit nichts zu tun.«
    »Womit?«
    »Deiner Familie. Tut mir leid, das Ganze.«
    »Rekunkow, ich will von dir die Namen der Männer wissen, mit denen du Kontakt hast, die zu deiner Verbrechergruppe gehören.«
    Rekunkow bemühte sich, vor den anderen dreizehn, alle waren

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