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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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Kirensk gekommen, weil er gehört habe, der Bund der Rettung könne womöglich helfen.
    Alexander war über die Schilderungen des Bergmannes sehr nachdenklich geworden.
    »Was soll ich für euch tun?«
    »Einen Teil unserer Kohle ins Ausland verkaufen, am besten nach Japan.«
    »Das geht nicht so einfach, vor allem wegen der Transportkapazitäten. Und zu welchem Preis?«
    Scherbo lächelte verschmitzt. »Ich habe gehört, in Deutschland bekommt man für drei Rubel eine Mark. Verkaufen wir den Japanern doch die Kohle gegen Dollar, sagen wir dreißig Dollar, das ist die Hälfte des Weltmarktpreises. Und die Dollar tauschen wir in Mark, ergibt sechzig Mark, und die wieder in Rubel. Dann hätten wir ...«
    »Ich kann auch rechnen«, lächelte Alexander. Aber die Idee fand er nicht schlecht.
    »Gut, dann habt ihr Rubel. Und wie steht es mit der Versorgung?«
    »Kann man nicht einen Teil des Geldes in Mark oder Dollar belassen und damit Nahrungsmittel, Kleider, Radios, Fernseher, Waschmaschinen und Einrichtungsgegenstände kaufen?«
    Alexander machte sich Notizen. »Hauptproblem ist der Transport. Wie soll der ablaufen?«
    »Mit dem Zug nach Wladiwostok.«
    »Und die Kosten?«
    »Pro Tonne etwa zehn Rubel. Ein Waggon hat 48 Tonnen und der Zug 52 Waggons. Macht ...«
    Alexander hatte es schnell in seinen Taschenrechner eingetippt. »... ungefähr 25 000 Rubel.«
    »Jede Woche zwei Züge, also zehntausend Tonnen, das müsste für unseren Bezirk im Kusbass genügen.«
    Nach einer Weile äußerte sich Alexander: »Zwei Fragen habe ich: Wo kommen die Züge her, und wie steht es mit den Genehmigungen zum Export?«
    »Transportmöglichkeiten können wir organisieren.«
    »Und die Genehmigungen?«
    Scherbo hob ratlos die Hände. »Moskau.«
    In Gedanken rief Alexander all seine Kontakte ab, die er einspannen konnte. »Ich werde Ihnen in einer Woche Nachricht geben, ob es zu machen ist.«
    »In drei Tagen, bitte. Uns geht es verdammt dreckig. War schuften uns die Seele aus dem Leib, produzieren jährlich für zwölf Milliarden Rubel, und der Staat lässt nur 800 Millionen an uns zurückfließen. Wir können nicht länger immer nur dulden. Zweiundsiebzig Jahre sind genug. Jetzt wollen wir die Früchte unserer Arbeit genießen, nicht in einer Zukunft, die wir, die Bergleute, nie erleben werden. Wissen Sie, wie hoch unsere durchschnittliche Lebenserwartung ist?« Ohne eine Antwort abzuwarten, sprach Scherbo weiter: »Achtundvierzig Jahre. Nach der Statistik habe ich noch vier zu leben. Außerdem kommen von uns viele in den Bergwerken um. In der Union sind es zwei pro eine Million Tonnen, in unserem Revier mehr als zwanzigmal soviel; weil unsere Flöze so schwer abzubauen sind. Und trotzdem steigen und steigen die Normen.«
    »Gut, in drei Tagen.«

    Alexander, der keine Erklärung dafür fand, warum er sich so für die Bergleute engagierte, beriet sich mit Leonid. Der warf ihm auch prompt vor, sich zu sehr für die Probleme anderer zu verschleißen. Schließlich hätten sie auch Kohle zu verkaufen, und zwar die aus Aldan. Dort würden die Halden auch immer höher. »Aber die Kokskohle ist gefragter.«
    »Unsere ist dafür halb so teuer und Obendrein leichter abzubauen.«
    »Im Kusbass gärt es, bei uns nicht. Wenn man denen nicht hilft, dann platzt der Ballon.«
    »He, so kenne ich dich ja überhaupt nicht. Ich dachte, dir sei der Staat scheißegal?«
    »Ist er auch, aber die Kumpels können nichts dafür.«
    »Seit wann fühlst du dich als Samariter und Retter des Volkes?« stichelte der große Georgier.
    Alexander telefonierte mit Sato und mit Kurz. Ein Dreiecksgeschäft sei zu machen, allerdings müsse dies außerhalb der Europäischen Gemeinschaft abgewickelt werden, weil sie den heimischen Markt vor Billigkohle aus dem Ausland schütze.
    Sato war bereit, pro Woche fünftausend Tonnen abzunehmen, die andere Hälfte verkaufte er für fünfundvierzig Dollar die Tonne nach Südkorea. Kurz erklärte sich einverstanden, aus dem großen, übervollen Kühlschrank der EG für die Bergleute im Kusbass Nahrungsmittel zum Tiefstpreis zu erstehen. Aber mit Frischfleisch könne er leider nicht dienen. Alexander rief Gubitzki an, den Schwarzhändler der Sowchose 19. Er gab sich zu erkennen, und bevor der alerte Schieber explodieren konnte, fragte er ihn, ob er in der Lage sei, wöchentlich tausend Schweine zu liefern. Einen Rubel pro Kilogramm bot Alexander, aber bitte nicht mit Wasser aufgeschwemmt und eingefroren, sondern lebend. Auf den

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