Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
…“ Er schaute Thalberg aus zusammengekniffenen Augen an. „Bis das Konsortium einen vagen Hinweis bekam.“ Ein Lächeln umspielte seinen Mund, und aus den Augenwinkeln warf er Sarrow einen kurzen Blick zu. „Einen Hinweis, dass der berühmte Thalberg das Bernsteinzimmer seit Jahren versteckt hält.“ Der Lauf der Pistole wippte vor Thalbergs Gesicht auf und ab, als er weitersprach. „Am Anfang hat das natürlich kaum jemand ernsthaft glauben können. Nachdem meine Auftraggeber jedoch diskret weitere Informationen eingeholt hatten, schien der Gedanke zwar noch immer sehr gewagt, aber nicht mehr völlig ausgeschlossen. Also beschloss man, Sie ein bisschen auf die Probe zu stellen.“ Das Grinsen ging über das ganze Gesicht, und voller Häme in der Stimme sprach er weiter. „Es war klar, dass Sie die Bernsteintafeln nicht für ein paar Millionen abgeben würden. Nein, für den großen Thalberg kam nur ein wirklich großes Angebot in Betracht. Eine Milliarde Euro musste es schon sein. Und ehrlich gesagt, hatten viele Zweifel, ob das wirklich reichen würde.“ Der Stutzer holte tief Luft. „Als Sie dann tatsächlich auf unser Angebot eingegangen sind, war das der Beweis, dass Sie wirklich im Besitz des Bernsteinzimmers sind. Ein Thalberg hätte doch nie so ein Spiel begonnen, wenn er nicht wirklich etwas zu verkaufen gehabt hätte. Eine Frage der Ehre, oder?“ Triumphierend fuhr er fort: „Tja, und dann hat das Konsortium eine geheime Vereinbarung mit dem lieben Herrn Sarrow getroffen, die für beide Seiten höchst auskömmlich sein dürfte. Eine echte Win-win-Situation, würde ich sagen! Meine Wenigkeit wurde dann, wie Sie wissen, auf Empfehlung von Herrn Sarrow offiziell zur Unterstützung Ihrer Organisation und als Verbindungsmann zum Konsortium angeheuert. Und so fügte sich eins zum anderen.“
Zoé saß wie angewurzelt auf ihrem Stuhl. Die Gedanken flogen wie Puzzleteile umher und setzten sich allmählich zu einem Bild zusammen. Thalberg war in eine raffinierte Falle gelockt worden! Er war rettungslos verloren.
Und er schien seine völlige Niederlage langsam zu begreifen. Sein Kopf war kraftlos nach vorne gefallen, und er starrte auf den Boden. Mit einem Mal kam er Zoé alt und schwach vor. Er hustete und beugte sich immer weiter vornüber.
Der Stutzer lachte laut auf. Mit einer übertrieben besorgten Miene klopfte er mit der Hand auf Thalbergs Schulter „Wollen Sie sich vielleicht hinsetzen?“ Lächelnd beugte er sich zu ihm herunter. Im gleichen Augenblick verschwammen vor Zoé die Bilder, so schnell waren die Bewegungen, die ihre Augen zu erfassen suchten. Thalberg hatte dem Killer mit voller Wucht den Ellenbogen ins Gesicht gerammt und ihm zugleich die Waffe aus der Hand geschlagen. Mit einem Stöhnen ging der Stutzer blutend zu Boden. Thalberg hatte seine eigene Pistole die ganze Zeit über in der Hand behalten und richtete sie nun auf den Killer. Sofort positionierte er sich so, dass er auch Sarrow im Blick hatte. „Keine Bewegung, ihr Bastarde, sonst erledige ich euch gleich hier!“
Zoés Herz schlug bis zum Hals. Sie starrte Thalberg verblüfft an. Alles war dermaßen schnell abgelaufen, dass der Killer nicht die geringste Chance gehabt hatte.
Sie riss vergebens an der Handfessel, die sie an die Wand kettete, und fluchte innerlich. In der dramatischen Situation hätte sich ohne die Kette vielleicht die Chance zur Flucht ergeben, doch die Schlüssel für das Kettenschloss lagen zwei Meter von ihr entfernt auf dem Eichentisch – unerreichbar für sie.
„Wir haben Beate“, hörte sie Sarrow plötzlich sagen.
Entgeistert schaute Thalberg ihn an, und Zoé hätte es nicht gewundert, wenn er den Mann im Affekt erschossen hätte.
„Sag das noch mal!“
„Wir haben Beate.“
Das Gesicht des Kommandeurs verzerrte sich zu einer traurigen Maske. „Das stimmt nicht!“ Thalberg durchbohrte Sarrow mit seinen Blicken. „Das stimmt einfach nicht!“
„Doch.“ Sarrow schluckte schwer. „Es gibt eine Nachricht von ihrer Tochter an sie. Lassen Sie mich die DVD im Laptop starten, und Sie werden selbst sehen.“
Mit der Waffe in der Hand dirigierte Thalberg Sarrow an den Computer. Der Stutzer kauerte noch immer am Boden und beobachtete Thalberg voller Rachgier.
Sarrow startete die Disk.
Auf dem Bildschirm erschien eine Frau im Alter von knapp sechzig Jahren, die an einem Tisch saß; vor ihr stand ein Mikro. Ihre blond gefärbten Haare waren durcheinandergeraten, und sie hatte unterhalb
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