Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
Vom Netzwerk:
lag er mit flatternden Lidern in ihren Armen. Sie konnte jede Ader und jeden Knochen durch die dünne Haut erkennen. Das Gesicht hatte endgültig die pergamentartige Konsistenz einer Totenmaske angenommen. In Sekundenbruchteilen schien jede Flüssigkeit aus dem Mund und den Augen zu weichen. Sie wusste, dass er gerade über die Schwelle des Todes schritt.
    Die blättrigen Lippen bewegten sich. „Abababab … bug …“, drang es schwach an ihre Ohren. Ein rauhes, kehliges Husten, dann: „Schaaba … Schabaa … “ Sie begriff nicht, was er ihr noch mitteilen wollte. Wieder bewegte sich sein Mund. „Hunta …“
    „Hundert?“
    So etwas wie eine Bestätigung zeigte sich im erlöschenden Licht seiner Augen, woraufhin weitere unverständliche Wortfetzen aus seinem Mund folgten: „Jale …“ Thalberg schluckte und öffnete wieder den Mund. „D’nn …“ Verzweifelt blickte er zu ihr auf.
    Das ergab alles keinen Sinn. Vielleicht hatte er im Delirium des Todes bereits den Verstand verloren.
    „Jaled’nn?“
    Er schlug den Kopf von rechts nach links, und sie wusste, dass sie ihn wieder nicht verstanden hatte. Er zitterte nun am ganzen Körper. Völlig überraschend sperrte er mit einem Mal die Augen weit auf, und wieder war die Kraft in seine Hand zurückgekehrt, mit der er sie an sich heranzog. „Roschee“, stieß er hervor, und Schleim floss aus seinen Mundwinkeln.
    Sie spürte, dass ihr nur noch Sekunden blieben, um seine letzten Worte zu verstehen. Aber mit Roschee konnte sie ebenso wenig anfangen wie mit Jaled’nn.
    Und dann ertönte noch einmal ganz deutlich seine Stimme: „Roos!“
    „Roos?“
    Er nickte.
    Fieberhaft suchte sie nach Assoziationen mit dem Begriffen Roos und d’nn . Was hatte das Bernsteinzimmer mit einer Roosd’nn zu tun?
    Sie fühlte mit einem Mal die ganze Schwere seines Körpers in ihren Armen. Seine Augen starrten wie eingerenkt auf einen imaginären Punkt, und sein keuchender Atem war verstummt. Aus dem geöffneten Mund drang kein Lufthauch mehr.
    Thalberg war tot.
    Parker half ihr, den Leichnam vorsichtig auf den Boden zu legen, und schloss ihm die Augen.
    Ihr Feind auf Leben und Tod war in ihren Armen gestorben und hatte das Schicksal seiner Tochter und das des Bernsteinzimmers in ihre Hände gelegt.

Kapitel 62
    Der Stutzer jagte den Mercedes-Geländewagen über den Waldweg auf das Tor zu, das Thalbergs Refugium mit dem Reinhardswald verband. Seine Wut über den schmachvollen Abgang war schon fast verflogen. Er hatte noch ein ganzes Leben Zeit, um sich an Parker und dem Mädchen zu rächen. Jetzt gab es Wichtigeres.
    Das Fieber war gestiegen und umsurrte seinen Geist wie ein wilder Mückenschwarm. Aber das störte ihn nicht. Thalberg war schwer verletzt, Sarrow bereits tot – und bis Parker und das Mädchen reagieren konnten, würde alles schon vorüber sein. Nur das zählte.
    Vor seinem inneren Auge erschien die Zahlenfolge, die er an das Konsortium gesendet hatte, und ein feines Lächeln glitt über seine Lippen.
    Fünf banale Zahlen, aber in Wirklichkeit eine Wette mit allerhöchstem Einsatz. Sein Wagemut erfüllte ihn mit großem Stolz. Es standen zehn Millionen Euro auf dem Spiel – und sein Leben.
    Anfänglich war er davon überzeugt gewesen, dass das Konsortium sein Angebot rundweg ablehnen würde. Sowohl wegen der Risiken als auch wegen des hohen Honorars, das er gefordert hatte. Zehn Millionen Euro.
    Aber diese zehn Millionen waren am Ende für das Konsortium gleichbedeutend mit einer Ersparnis von zweiundvierzig Millionen, und als Garantie für einen reibungslosen Ablauf hatte er seinen Kopf auf die Waagschale gelegt.
    Und so wurde eine Zusatzvereinbarung geschlossen, die auf der Annahme beruhte, dass Sarrow nach Thalbergs Sturz nicht mehr Herr der Lage war. In einer solchen Situation war vieles denkbar, auch dass das Bernsteinzimmer der Organisation abgenommen werden konnte, ohne dafür fünfzig Millionen zu bezahlen – durch einen schnell ausgeführten, präzisen Raubzug.
    Es war ein Optionsrecht, das vereinbart worden war. Ein Optionsrecht, das seine ursprüngliche Vergütung von zwei Millionen Euro auf zehn Millionen Euro erhöhte – im Erfolgsfall.
    Es sollte ihm überlassen bleiben, ob er die Option ausüben wollte oder nicht. Als geheimes Zeichen hatte man sich auf die Übermittlung einer fünfstelligen Zahlenfolge geeinigt, vorzugsweise per SMS.

Kapitel 63
    Parker spähte durch die halb geöffnete Tür des Haupthauses nach draußen. Vor seinem

Weitere Kostenlose Bücher