Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
Waffe“, blaffte Thalberg.
Der Stutzer blieb völlig unbeeindruckt. Er fasste langsam in seine Tasche und förderte eine DVD, verpackt in einer Plastikhülle, zutage – aber keine Waffe. Er klappte die Hülle auf, zog die Disk unter Thalbergs verblüfftem Blick heraus und steckte sie in den Seitenschlitz des Computers. Während er den Laptop wieder aufklappte, musterte er Thalberg aus den Augenwinkeln und sagte beiläufig: „Herr Sarrow hat Ihnen eine Mitteilung zu machen.“ Sein geringschätziger Tonfall ließ es Zoé kalt den Rücken herunterlaufen. Sarrow und der Stutzer führten gemeinsam etwas im Schilde, wurde ihr schlagartig klar. Fast fühlte sie sich zu Thalberg hingezogen und verspürte den irrationalen Drang, ihm zur Seite zu stehen. Doch tatsächlich hatte sie überhaupt keine Möglichkeit, auf das Geschehen einzuwirken, und keiner der drei Männer nahm auch nur die geringste Notiz von ihr.
Thalberg warf dem Killer einen ernsten Blick zu. „Du siehst krank aus, Stutzer. Gib mir deine Waffe und leg dich ins Bett.“
Die beiden Männer wechselten mit steinernen Mienen feindselige Blicke. Thalbergs rechte Hand wanderte zum Holster seiner Pistole und öffnete den ledernen Riemen, der die Waffe von oben sicherte. „Sarrow, was geht hier vor?“
„Herr Kommandeur.“ Sarrow drückte den Rücken durch. „Herr Kommandeur, es hat eine wesentliche Änderung der Operation gegeben.“
Fassungslos starrte Thalberg ihn an. Blitzschnell hatte er seine alte Wehrmachtspistole aus dem Holster gezogen. Er hielt sie am langen Arm, aber der Lauf zeigte auf den Boden. Zoé wurde übel vor Anspannung. Sarrow lief der Schweiß übers Gesicht. Sie merkte, wie er seinen ganzen Mut zusammennahm und mit letzter Überwindung zu sprechen begann. Allerdings konnte sie kaum glauben, was da einem Donnerschlag gleich an ihr Ohr drang: „Das Kommando der Organisation wird ab jetzt von mir übernommen.“ Nachdem er den Satz ausgesprochen hatte, breitete sich eine aufgeladene Stille im Raum aus, die Zoé an eine hochentzündliche Gaswolke erinnerte. Und erschrocken sah sie, dass der Stutzer plötzlich eine Halbautomatik genau auf Thalbergs Stirn gerichtet hatte. Der Killer musste die Waffe die ganze Zeit unter seiner Jacke verborgen haben. Sarrows Meldung hatte die Aufmerksamkeit des Alten für einen entscheidenden Augenblick abgelenkt, anderenfalls wäre der Stutzer niemals lebend an seine Pistole gekommen.
Lächelnd näherte sich der Killer Thalberg, die Waffe unverändert auf den Agentenführer gerichtet. „Herr Sarrow hat sich mit dem Konsortium auf eine Planänderung geeinigt. Das Bernsteinzimmer wird anstatt für eine Milliarde Euro für nur fünfzig Millionen Euro an das Konsortium abgegeben.“
Thalberg stand da mit der Pistole am herunterhängenden Arm, wie vom Donner gerührt. Ein leichtes Zucken hatte sich seines rechten Auges bemächtigt, und Zoé hörte seinen schweren Atem. „Das ist Verrat“, sagte er. Seine offenkundige Schwäche ließ ihre schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Es erschien ihr selbst verrückt, aber Thalberg wirkte im Vergleich zu dem Killer mit den fiebrigen Augen und dem Gernegroß Sarrow wie ein Fels in der Brandung. Jemand, der ihr zumindest einen schnellen, schmerzfreien Tod garantierte.
Auf Sarrows Miene mischte sich Unglauben mit Triumphgefühlen. „Thalberg, Sie haben Unermessliches für die Organisation geleistet und daher lebenslang freies Geleit – wenn Sie jetzt kooperieren. Ernennen Sie mich jetzt zu Ihrem Nachfolger und stimmen Sie dem Verkauf zu.“
Dann sah sie den Blick aus Thalbergs eisigen Augen, der alle ihre Sinne Alarm schlagen ließ. „Erschießen Sie mich doch, Sarrow. Oder fehlt Ihnen dazu der Mut? Keiner wird Sie als Chef akzeptieren.“
Die Selbstsicherheit des Alten trieb augenblicklich die Zornesröte in Sarrows Gesicht. „Sie täuschen sich gewaltig! Sind Sie wirklich schon so borniert und senil, dass Sie die Realität nicht mehr zur Kenntnis nehmen? Thalberg, Ihre Zeit ist schon seit Jahren abgelaufen. Viele unterstützen mich. Die Wachen sind auf meiner Seite. Ab jetzt führe ich die Geschäfte der Organisation.“
Thalbergs Augen verengten sich zu Schlitzen. „Wir betreiben kein Geschäft“, sagte er ganz leise, aber deutlich. „Wir kämpfen für unser Vaterland!“
„Ach ja, immer noch das Vierte Reich im Kopf?“ Sarrow stieß ein verächtliches Schnauben aus, seine Augenbrauen stiegen in die Höhe. „Die Einzigen, die den ganzen Quatsch
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