Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
überwunden. Eigentlich ist das völlig ausgeschlossen. Glücklicherweise sind wahrscheinlich keine anderen Daten kopiert worden.“
Langsam dämmerte Stadler das ganze Ausmaß der Katastrophe. Nicht nur, dass jemand den BKA-Computer, ein Heiligtum der deutschen Sicherheitsdienste, geknackt hatte. Nein, er hatte dies ausschließlich mit dem Ziel getan, in den Besitz des Zugangscodes zur Präsidentensuite des Adlon zu gelangen. Stadler brach erneut der Schweiß aus, als die zerknirschte Stimme des Beamten an sein Ohr drang. „Befindet sich zurzeit jemand in der Suite?“
„Was glauben Sie denn!“, rief Stadler.
„Ein Streifenwagen ist bereits auf dem Weg zu Ihnen. Ich schicke noch ein Sondereinsatzkommando hinterher, wenn Sie wollen, aber lassen Sie die Suite vorsorglich von Ihren Wachleuten evakuieren.“ Kaspar atmete tief aus. „Machen Sie sich keine Sorgen, in einer Viertelstunde haben wir alles unter Kontrolle.“
Stadler hatte verstanden. Bis zur Ankunft der Polizei war er auf sich allein gestellt. Erneut bediente er den Laptop und hörte die vertraute Stimme des wachhabenden Sicherheitsmannes. „Guten Abend, Herr Direktor. Gibt es ein Problem?“
Kapitel 18
Parker schwenkte das Kristallglas und betrachtete die trägen Bewegungen des dickflüssigen, golden schimmernden spanischen Brandys, den er im Barschrank gefunden hatte. Der Lepanto schmeckte bitter. Er schaute auf seine Hand, die das Glas hielt, die Hand, die weder den Tod von Ian Fowler noch den von Anne hatte verhindern können. Mechanisch führte er das Glas zu den Lippen und trank einen Schluck. Das Brennen des Alkohols überdeckte die Bitterkeit, ohne sie jedoch vertreiben zu können.
Zoé schaute ihn mit nachdenklicher Miene an, strich dann mit ihren Händen über die Jeans und erhob sich von der Sessellehne. „Verzeihen Sie mir. Ich konnte Ihnen die Bilder nicht ersparen – Sie hätten mir sonst nicht geglaubt.“
Er nickte. „Warum musste Anne sterben?“
Sie sah ihn nur an und schwieg.
Parker löste sich von ihrem Blick und schüttelte ratlos den Kopf. Das Vorgehen der Täter war widersprüchlich. Warum hatten sie so sorgsam darauf geachtet, Annes Gesicht und ihre lebenswichtigen Organe nicht zu verletzen? Er hatte keinen Zweifel daran, dass es dafür eine Erklärung gab. „Vielleicht wollten die Täter sie zunächst gar nicht töten“, dachte er laut.
Zoé blickte ihn traurig an.
„Möglicherweise sollte es eine Warnung sein“, fuhr er widerstrebend fort.
„Aber warum haben die Mörder dann nicht rechtzeitig aufgehört?“ Ihre Stimme war ganz leise. „Warum haben sie Anne schließlich doch umgebracht?“
Parker senkte den Kopf und atmete tief aus. „Vielleicht ist irgendetwas schiefgelaufen. Die Mörder haben die Kontrolle verloren und sind in Panik geraten. Ich weiß es nicht.“
Sie machte einen Schritt auf ihn zu und legte für einen Moment die Hand auf seinen Arm. Schweigend erwiderte er ihren Blick, bis ein Piepton von der an der Wand angebrachten Telefonanlage die Stille vertrieb.
„Der Butler“, murmelte Zoé und drückte kurzerhand auf die Do-not-disturb -Taste, woraufhin der Ton verstummte.
Parker fuhr sich durchs Haar. Er brauchte Luft zum Atmen und Denken und schaute sich um, doch die kugelsicheren Fenster der Luxussuite waren fest in die Wand eingelassen und nicht zu öffnen. Verloren stand er inmitten all der Pracht und wusste nicht, was er sagen oder tun sollte. Er sprach nur, um die Leere in sich zu füllen. „Warum die vielen Drogen? Anne konnte sich doch schon nach der ersten Dosis nicht mehr wehren.“
Da durchfuhr ihn ein Gedanke, der im Verborgenen geschlummert hatte und den erst seine eigenen Worte zutage förderten. „Die Drogen sollten sie nicht wehrlos, sondern gefügig machen. Verstehen Sie?“
Zoé nickte mit leerem Blick.
„Anne konnte ihnen keine effektive körperliche Gegenwehr leisten. Darum ging es auch gar nicht. Die Mörder wollten nicht ihre Gegenwehr, sondern ihren Willen brechen.“ Er machte eine Pause, gefangen in seinen Überlegungen. „Sie sollte den Verbrechern …“
„… etwas verraten“, vollendete Zoé den Satz. Das Flackern der Flammen unterteilte ihr ovales Gesicht in helle und dunkle Flächen, die ständig ihre Form veränderten. Im Spiel des Lichts sah er das Entsetzen in ihren Augen. Sie stand wie erstarrt vor ihm, als sie weitersprach. „Die Mörder haben sie geschlagen und vergewaltigt, aber sie haben nicht erfahren, was sie wissen wollten.“ Ihre
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