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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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können.“
    „Ich glaube nicht, dass man Sie töten will. Vorerst reicht es, Sie zu überwachen.“
    „Sie meinen, ich werde beschattet?“
    „Ja, vor dem Eingang zur Charité stand heute Abend ein weißer Lieferwagen mit mindestens zwei Männern, der Ihnen dorthin gefolgt ist.“
    Parker versuchte zu verstehen, was er gerade gehört hatte. Er selbst sollte von Annes Mördern beschattet worden sein? Das konnte er nicht glauben. Er dachte an die geheime Telefonnummer der Kanzlerin. Vielleicht könnte er Zoés Angaben überprüfen lassen.
    „Konnten Sie sich das Kennzeichen des Wagens merken?“
    „Nein“, sagte sie mit einem leisen Seufzen. „Ich bin kein Profi in solchen Sachen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass Anne höchstwahrscheinlich von einem grobschlächtigen Totschläger mit einem blonden Zopf umgebracht worden ist. Der gleiche Mann, der Ihnen zur Rechtsmedizin gefolgt ist. Und der mich danach quer durch Berlin gejagt hat.“
    Ihre angespannte Miene zeigte ihm, dass sie das alles völlig ernst meinte. Er beugte sich zu ihr vor. „Vielleicht erzählen Sie mir die ganze Geschichte einfach von Anfang an.“
    In den folgenden Minuten hörte Parker ihr gespannt zu, wie sie die Ereignisse des Nachmittags schilderte. Die Worte sprudelten nur so hervor. Dass sie sich, zwischen Angst und Neugier gefangen, als Ärztin verkleidet in die Rechtsmedizin getraut und kurz entschlossen das Gutachten geklaut hatte, war bereits ein Husarenstück – obwohl ihm die Haare zu Berge standen bei der Überlegung, wie viele Straftaten sie dabei begangen hatte. Als er nun auch noch von ihrer wilden Flucht durch Berlin bis ins KaDeWe erfuhr, war er sprachlos.
    Als sie geendet hatte, entstand eine seltsame Stille zwischen ihnen, die sie wie ein unsichtbares Band umgab, gewoben aus der bedrohlichen Situation, in der sie sich befanden, und der Trauer um ihre gemeinsame Freundin.
    Doch Parkers Gehirn lief gleichzeitig auf Hochtouren. Die Mörder suchten Zoé und hatten ihn im Visier. Nichts lag näher, als das Hotel zu überwachen. Die Mörder waren im Adlon. Zoé und er saßen in der Falle!
    Ihre Blicke trafen sich, und Parker betete, dass Zoé niemals in die Hände dieser Verbrecher fallen würde. Immerhin beruhigte ihn der Schutz, den die hochgesicherte Präsidentensuite zu bieten hatte.

Kapitel 17
    Der Direktor des Adlon drückte behutsam mit Daumen und Zeigefinger die kurze, aber voluminöse Zigarre, die er sich soeben aus dem hoteleigenen Humidor genommen hatte. Zufrieden sah er, wie der Tabak weich und geschmeidig nachgab. Eine Robusto von ausgezeichneter kubanischer Qualität.
    Über die Zigarre hinweg schweifte sein Blick zum Fenster, in dem er seine eigene Spiegelung erkannte. Theodor Stadler, ein Mann Anfang sechzig, der sich gut gehalten hatte – was er ausgiebigen Radtouren im Brandenburger Land zuschrieb –, blickte ihn durch eine randlose Brille an. Die Haarpracht hatte ihn schon lange verlassen, und sein kahler Schädel wurde durch die buschigen weißen Augenbrauen und den sorgfältig gestutzten Oberlippenbart in der gleichen Farbe noch betont.
    Mit geradezu diebischer Freude holte Stadler ein kleines rotes Einwegfeuerzeug aus der Tasche, biss kurzerhand das runde Zigarrenende ab, entsorgte die Tabakspitze im Papierkorb und zündete sich die Havanna ohne viel Federlesens an. Um das strikte Rauchverbot in allen Verwaltungsräumen des Hotels kümmerte er sich nicht.
    Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, während er beobachtete, wie sich der bläuliche Rauch in seinem Büro ausbreitete. Er lehnte sich vor und betrachtete durch das Fenster die Wilhelmstraße, die vom Reichstagsufer bis nach Kreuzberg führte. Genüsslich zog er an der Robusto, und beinahe war ihm, als ob er die geballte politische Macht spürte, die über zweihundert Jahre lang von dieser Straße ausgegangen war. Zahlreiche Ministerien und Regierungsbehörden waren hier angesiedelt, und im Dritten Reich auch hochrangige Stäbe des gefürchteten Reichssicherheitshauptamtes – und die Neue Reichskanzlei, die Hitler sich hatte errichten lassen, lag auch nicht weit vom Adlon entfernt.
    Ein langgestreckter Signalton unterbrach abrupt die Ruhe. Stadler setzte sich das Headset auf, welches mit dem Laptop verbunden war, dem einzigen Gegenstand auf seinem Schreibtisch. Er nahm die Zigarre aus dem Mund und drückte mit dem kleinen Finger auf eine Taste des Computers.
    „Ja?“
    „Guten Tag, Herr Direktor“, meldete sich der Empfang. „Ein Herr

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