Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
zu haben. Ein Zucken lief durch die zitternde rechte Hand der Geisel – und ein grässlicher Schrecken befiel Stadler.
Im gleichen Sekundenbruchteil riss der bullige Gangster die Waffe in einer blitzschnellen Bewegung herum. Zwei Schüsse fielen in kurzer Folge, die jedoch aufgrund des Schalldämpfers keinen Lärm verursachten, sondern nur als bösartiges Spucken durch das Headset drangen. Die gewaltige Gestalt des Wachmanns taumelte schwerverletzt und fiel dann krachend auf den Boden, wo sich sofort eine weite Blutlache bildete. In Panik streckte der zweite Wachmann den Arm nach seiner Waffe aus, die nur zwei oder drei Handbreit von ihm entfernt auf dem Boden lag – und von dem Dandy mit dem linken Schuh zur Seite getreten wurde. Die vermeintliche Geisel hielt plötzlich einen kleinen Revolver in der Hand.
Niemand sagte ein Wort; nur das heftige Atmen des zweiten Wachmanns drang über das Mikro an Stadlers Ohr. Die beiden Männer schauten sich für einen Augenblick direkt an. Dann blitzten die strahlend weißen Zähne des Gangsters auf, und er drückte ab.
Stadler ging in die Knie. Ihm wurde schwarz vor Augen, und mit aller Kraft hielt er sich an der massiven Glasplatte seines Schreibtischs fest. Unter keinen Umständen durfte er jetzt ohnmächtig werden! Der Direktor sah verschwommen, wie der bullige Verbrecher über die Leiche des Wachmanns trat und sich dem goldenen Klingelschild der Suite näherte. In der Hand hielt er einen starken Schraubenzieher, den er mit einer geschickten Bewegung ansetzte. Die Platte gab im gleichen Moment nach und löste sich von der Wand.
Nun erschien eine Tastatur nebst Schlitz zur Eingabe einer Chipkarte. Stadler wusste, dass der Weg in die Suite jetzt frei war für die Mörder.
Das dumpfe Pochen hatte aufgehört, und Zoés Blick fiel auf die Telefonanlage. Ihre Augen weiteten sich. Ein grünes Lämpchen signalisierte einen eingehenden Anruf. Irgendjemand versuchte erneut, sie zu erreichen. Sie löste sich von Parker und riss aufgeregt fast den gesamten Apparat von der Wand, als sie nach dem Hörer griff. „Ja?“
„Endlich“, schallte eine gehetzte, krächzende Stimme aus dem Lautsprecher. „Sie sind in Lebensgefahr. Schauen Sie auf den Monitor!“ Die Panik des Anrufers übertrug sich unmittelbar auf Zoé.
Hektisch drückte sie auf die Monitortaste der Wandstation, und der kleine Bildschirm hellte sich auf. Der Anblick des grobschlächtigen Verfolgers aus dem KaDeWe traf sie wie ein Schlag in den Magen. Kreidebleich erkannte sie die regungslosen Körper zweier Männer, die in Blutlachen vor dem Aufzug lagen. Sie schrie laut auf, als sie sah, dass der Verbrecher sich an der Tür der Suite zu schaffen machte.
„Die sind gleich drin!“, brüllte der Anrufer.
Ungläubig sah sie zu Parker herüber, der das Gespräch wortlos mitverfolgt hatte. Mit grimmiger Miene griff er nach dem schweren, gusseisernen Schürhaken im vergoldeten Kaminständer und blickte entschlossen zum Eingangsbereich.
„Sind Sie wahnsinnig?“, schrie sie ihn an.
Kapitel 20
Zoé war fassungslos. Mit dem Schürhaken in der Hand stürmte Parker in den Eingangsbereich der Suite und blieb abrupt vor dem chinesischen Lackpaneel stehen. Schnell schob er den massiven Tisch beiseite, der vor der asiatischen Wandvertäfelung stand. „Späte Ming-Dynastie, die alten Kaiser mögen mir verzeihen“, rief er, holte mit dem Eisen aus und schlug es dann mit aller Kraft in das lackierte Holz. Der Haken zertrümmerte die Befestigung des Lackpaneels an der Wand, und es entstand ein kleiner Spalt zwischen Wand und Holz. Parker rammte das Eisen hinein und benutzte es jetzt wie einen Hebel. Kraftvoll drückte er dagegen, und Zoé hörte, wie sich die Vertäfelung krachend von der Wand löste. Offensichtlich hatten die Handwerker nicht gewagt, ein so kostbares Stück fest mit der Wand zu verschrauben, stattdessen hatte man es nur an einigen wenigen Stellen angeklebt. Parker wandte sich jetzt der anderen Seite des Paneels zu, und wieder grub sich der Schürhaken ins Holz. Er war so in sein zerstörerisches Werk vertieft, dass er sich nicht mehr zu Tür umgedreht hatte – aber Zoé sah klar und deutlich, dass sie sich langsam öffnete. Der Panik nahe schrie sie: „Vorsicht! Sie kommen rein!“
Ohne sich weiter darum zu kümmern, rammte Parker den Schürhaken mit Schwung in die Ritze, die zwischen dem Paneel und der Wand entstanden war. Das Eisen verkeilte sich, und er zog mit dem ganzen Gewicht seines Körpers daran.
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