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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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nicht
wahr?« Er breitete die Arme aus. »Da du aber nicht auf dem Balkon und nicht beim Turnier warst, ist es das auch wieder nicht, oder?«
    Statt ihm zu antworten, wechselte sie lieber das Thema: »Wie lange sind die Ritter schon hier?«
    »Seit dem späten Morgen. Kamen einer nach dem anderen.«
    »Haben sie gesagt, wann sie weiterwollen?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Warum interessiert dich das?«
    »Nur so.« Sie nahm einen Schluck von der Limonade, sah wieder zu den Rittern und hoffte, der Junge würde den Wink verstehen.
    Tat er aber nicht, stattdessen fragte er: »Willst du was von denen?«
    »Nein.«
    »Mhm«, machte er und wurde im selben Moment vom Wirt gerufen. Sofort drehte er sich um und lief zur Theke, wo der Mann auf ihn einredete und der Junge unter seinem Blick zusammenzuckte. Er hat es sicher nicht schön hier, dachte Vela, aber das gab ihm immer noch nicht das Recht, sie auszufragen.
    Draußen wurde es bereits später Nachmittag, und die Ritter saßen immer noch im Gasthaus und tranken. Die Stube füllte sich, und Vela fiel immer weniger auf, weil sie hinter den breiten Rücken der Männer und dem Rauch ihrer Pfeifen verschwand. Der Junge sprach sie nicht mehr an, weil er so viel damit zu tun hatte, die anderen Gäste zu bedienen, und sie lehnte müde den Kopf gegen die Wand.
    Irgendwann fielen ihr die Augen zu, die durchwachte Nacht machte sich bemerkbar, und so versank sie in einen Dämmerschlaf, der seltsame Bilder durch ihren Kopf spuken ließ. Sie sah sich auf dem Turm im Dorf, und riesige Vögel mit Schlüsseln
flogen über den Himmel. Sie sah die Werkstatt und auch die Schmiede, und überall liefen Ritter herum und aßen Äpfel.
    Das Schlafen beunruhigte sie fast noch mehr als das Wachen, bis eine Hand sie sanft an der Schulter rüttelte.
    »Wach auf. Du kannst nicht hierbleiben.«
    Sie blinzelte und setzte sich gerade auf. Die Gaststube hatte sich wieder geleert, über einigen Tischen lagen Männer und schnarchten, aber die Ritter waren verschwunden. Mit einem Schlag war Vela wach. »Wo sind sie? Habe ich ihren Aufbruch verpasst?«
    »Wer? Die Ritter?«, fragte der Junge und trat einen Schritt von ihr weg.
    »Ja, wo sind sie hin?«
    »Nach oben.«
    »Wie? Nach oben?«
    »Na, hoch, in die Gästezimmer.«
    Sie verstand nicht - was wollten die Ritter denn dort, sie mussten doch aufbrechen. »Werden sie denn heute nicht weiterreiten?«
    Der Junge schüttelte den Kopf und stemmte dann die Hände in die Hüfte, genau wie der Wirt. »Glaub ich nicht, sie haben ein paar Krüge mit nach oben genommen und bei Lole anfragen lassen, ob sie ihre Mädchen vorbeischickt, damit die ihnen was vorsingen.«
    Vela kannte weder Lole noch ihre Mädchen und wusste auch nicht, was das mit der Singerei sollte, aber es schien ihr ganz und gar unpassend. Dieser Tag war einfach nicht so verlaufen, wie sie sich das vorgestellt hatte.
    Sie warf einen Blick durch das Fenster, draußen war es bereits stockdunkel. Wenn die Ritter heute nicht mehr aufbrechen
würden, dann konnte sie auch am Morgen wiederkommen. Aber allein durch die ganze Stadt laufen, mitten in der Nacht? Hier war es nicht wie daheim im Dorf, wo es nur eine Straße gab und der Weg zum Haus ein Katzensprung war. In der Stadt gab es einige dunkle Gassen, die Vela auf dem Weg zum Schloss durchqueren musste. Gänsehaut zeigte sich auf ihren Armen. Sie hätte nicht einschlafen dürfen!
    »Du kannst im Stall schlafen«, sagte da der Junge. »Dort ist es warm, und morgen früh kannst du dann nach Hause gehen. Nur die Ausrede, warum du nicht nach Hause gekommen bist, musst du selbst erfinden.«
    Überrascht sah sie ihn an. »Warum tust du das für mich?«
    »Vielleicht bilde ich mir ja immer noch ein, ich hätte dich gestern gesehen«, antwortete er, dann ging er und deutete nach draußen. »Hinterm Haus. Pass auf, dass du die Pferde nicht unruhig machst. In der Kiste hinter der Tür liegt eine Decke.«
    Mit diesen Worten ließ er Vela allein, die aufstand und dabei ihre steifen Glieder bemerkte. Es empfahl sich nicht, im Sitzen zu schlafen, ganz und gar nicht.Im Stall war es stockdunkel, und sie musste sich erst die Decke ertasten und dann eine leere Box finden, wobei sie den Geräuschen der Pferde lauschte, die mit dem Huf im Stroh scharrten oder leise wieherten. Es roch nach Pferden, Stroh und trockener Wärme.
    Im hinteren Teil fand sie eine leere Box. Sie wickelte sich in die Decke und legte sich auf einen breiten Strohballen, aber es piekste

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