Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
Vom Netzwerk:
du verstehst, was ich meine.«
    »Dann komme ich eben wieder herein. So lange, bis sie aufbrechen.«
    Cephei sah sie skeptisch an und wollte gerade noch etwas sagen, als vor der Tür Stimmen laut wurden. Der Wirt schrie
einen Mann an, der am Brunnen vor dem Haus seinen Rausch ausgeschlafen hatte.
    »Du musst jetzt gehen, Dorado ist da. Geh durch die Küche hinten raus, dann sieht er dich nicht. Mach schon.«
    Vela gehorchte, sie hatte keine Lust auf einen Streit mit dem Wirt, denn der schien dabei ganz gern seine Faust zu gebrauchen, wie das blaue Auge von Cephei bewies. Sie rannte durch die Küche, durch den Hintereingang und hinaus auf die Straße. Von dort aus machte sie sich auf den Heimweg, um sich umzuziehen und zu waschen.
    Der Heimweg schien ihr kürzer als am Vortag, vielleicht weil sie nicht unentwegt anhalten musste. Als sie ihr Zimmer im Schloss betrat, war Kassia natürlich längst fort, nur auf Velas unberührtem Bett lag ein Zettel.
    Wo warst du? , stand drauf und: Wenn ich bis zum Mittag nichts von dir höre, lasse ich dich suchen. Neben dem Zettel stand ein kleines Tablett mit Brot, Wurst und einem Apfel. Am Fenster wartete noch der Waschzuber, ein Krug mit klarem Wasser daneben, Kassia hatte vorgesorgt.
    Nachdem sich Vela gewaschen hatte, zog sie die Kleider an, die sie am Tag der Zeremonie getragen hatte, und setzte sich aufs Bett, um nachzudenken.
    Im Schloss konnte sie nicht bleiben, ganz gleich, was passieren würde - weiter in diesem Zimmer zu sitzen und abzuwarten, war ihr unmöglich. Mit Kassia in die Kanzlei zu gehen, kam auch nicht in Frage. Den ganzen Tag Pergamentrollen hin und her schieben und so tun, als wäre nichts geschehen - das brachte sie nicht fertig.
    Blieben nur zwei Möglichkeiten: Sie konnte nach Hause zu ihrer Mutter fahren oder aber zurück zum Gasthaus gehen, um
die Ritter zu beobachten. Einen Moment überlegte sie noch, dann packte sie entschlossen ihre Habseligkeiten in den Rucksack. Hemd und Hose zum Wechseln, den Mantel, das Taschenmesser, die kleine Kiste mit Werkzeug und den Beutel mit Münzen, der sie eigentlich nach Hause bringen sollte, mit dem sie nun aber wohl eine weitere Mahlzeit im Gasthaus bezahlen würde.
    Dann setzte sie sich an den kleinen Tisch, um unter Kassias Nachricht eine Notiz zu schreiben - und um sich zu verabschieden. Sie schrieb, dass sie nach Hause fahren würde und Kassia noch viel Glück für die Zukunft wünschte. Grüße auch an Deinen Vater , schrieb sie darunter und unterzeichnete mit Deine Vela .
    Und wieder kam ein weiterer Strich auf ihrer Lügenliste hinzu.
    Als sie die Tür hinter sich ins Schloss zog, kam es ihr vor wie das Ende einer Wegstrecke. Es war, als wäre sie an einer Kreuzung angelangt und müsste sich für eine neue Richtung entscheiden. Dabei wusste sie gar nicht, wohin der neue Weg sie führen würde.
    Wieder einmal suchte ihre Hand unter dem Hemd den Hammer. Er hing wie immer an ihrem Gürtel, und das glatte Metall zu berühren, beruhigte sie.

    Cephei hatte den Morgen damit verbracht, die Ritter zu bedienen, ihnen Frühstück auf die Zimmer zu bringen, das Wasser für die Waschzuber bereitzustellen und Loles Mädchen nach Hause zu schicken. Außerdem hatte er sich mit Knochensalbe eingerieben, die ihm die Schusterstochter alle paar Wochen schenkte, weil sie Mitleid mit ihm hatte. Davon gingen die blauen Flecken schneller weg, und auch die Verkrampfung in
den Schultern, wenn er wieder einmal zu viele Bierkrüge geschleppt hatte.
    Immer wenn er einen Moment Zeit hatte und unbeobachtet war, sah Cephei aus dem Fenster, um nach Vela Ausschau zu halten, aber das Mädchen ließ sich nicht blicken, vielleicht wohnte sie am anderen Ende der Stadt. Er hätte gewettet, dass sie trotz seiner Warnungen wieder auftauchen würde. Da war so etwas in ihrem Blick gewesen, eine seltsame Mischung aus Furcht und Entschlossenheit.
    Nachdem sich die Ritter mit einem reichlichen Frühstück und zwei Krügen Wein gestärkt hatten, brachen sie auf, weil sie ganz in der Nähe an einem Fluss den Gerüchten um ein finsteres, rotäugiges Flussmonster nachgehen wollten. Wozu sie dafür einen gefüllten Picknickkorb und eine zweite Riege von Loles Mädchen brauchten, wollte sich Cephei gar nicht vorstellen. Er war froh, als sie verschwunden waren, denn am Abend wären sie sicher wieder zurück, und dann begann die Plackerei von vorn und es hieß wieder: »Junge, mach dies und tu das und bring mir dies und jenes und so fort.«
    Ritter hatte er sich

Weitere Kostenlose Bücher