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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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trotzdem fürchterlich. Eine Weile starrte sie in die Dunkelheit, aber sie konnte nicht mehr über den Tag nachdenken oder darüber, was der kommende bringen würde, sie war einfach zu müde …

EIN NEUER VERSUCH
    Am nächsten Morgen weckte sie der Lärm eines Pferdes, das mit den Hinterhufen gegen die Stallwand trat. Vela hob langsam den Kopf und spuckte einen Strohhalm aus, auf den sie über Nacht wohl gebissen hatte. Wirklich bequem war das Nachtlager nicht gewesen, mehrmals rollte sie die Schultern, um die Verspannungen zu lösen.
    Zu allem Überfluss stanken ihre Kleider, das Haar und die Hände nach Stall. Es war ein scheußlicher Morgen, und er versprach auch kaum besser zu werden. Nachdem sie die Decke wieder verstaut und den Stall leise verlassen hatte, schlich sie um das Gebäude, um vorn durch die Fenster zu schauen.
    In der Gaststube war noch nicht viel zu sehen, nur der Junge von gestern saß an einem Tisch und rupfte ein Huhn. Dabei hatte er die Stirn gerunzelt, und kleine Federn steckten in seinem Haar. Er schien etwas vor sich hin zu murmeln.
    Vorsichtig öffnete sie die Tür und blickte sich suchend nach dem Wirt um, aber der war nicht da. Der Junge sah auf, warf von seinem Platz aus einen Blick durch die geöffnete Küchentür und winkte ihr dann zu. Sie ging zu ihm und setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl, und sofort zog er einen Apfel aus der Tasche und legte ihn vor sie hin.
    »Mehr kann ich dir nicht geben. Ist kein gutes Frühstück, aber besser als keins.«
    »Danke«, sagte sie und griff danach. »Wie heißt du eigentlich?«
    »Cephei, und du?«
    »Vela.«

    »Du kannst nicht lange bleiben, bald wird Dorado von seinem Einkauf wiederkommen. Er mag es nicht, wenn Kinder in der Gaststube sind. Verdirbt ihm das Geschäft, sagt er. Und du bist dann schon zwei Tage hintereinander hier.«
    »Ich muss aber auf die Ritter warten.«
    »Warum denn?«
    Vela sah auf den Apfel in ihrer Hand und kaute langsam weiter. Dann sagte sie: »Ich muss ihnen etwas sagen, das von großer Wichtigkeit ist. Außerdem will ich ihnen viel Glück für die Reise wünschen. Sie müssen den Schlüssel einfach finden, so viel hängt davon ab. Der König und …«
    »Und was?«
    »Nun, das Land eben«, wich sie aus und aß weiter. Dabei sah sie Cephei aber nicht an, der immer noch das Huhn rupfte.
    Eine Weile war es still zwischen ihnen, bis er sagte: »Wenn du mich fragst, dann glaube ich nicht, dass die Ritter so schnell aufbrechen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil sie für einen Monat im Voraus bezahlt haben. Die bleiben noch.«
    Mit offenem Mund starrte Vela ihn an. »Einen Monat? Aber sie müssen doch los, sie dürfen keine Zeit verlieren, sonst verliert sich die Spur des Vogels!«
    Cephei zuckte mit den Schultern.
    »Nein, das kann nicht sein. Sie sind doch Ritter!«
    »Mag sein, aber ihre Knappen sind jedenfalls auch nicht hier, keinen Einzigen habe ich gesehen. Ich weiß auch nicht.« Betrübt ließ er das Huhn in seinen Schoß sinken und legte die Hände auf den Tisch. »Irgendwie sind sie aus der Nähe betrachtet viel weniger glanzvoll als bei dem Turnier. Heute Morgen
wäre ich fast über Ritter Kundan gefallen, weil er im Gang vor der Tür geschlafen hatte. Ganz laut geschnarcht hat der. Vielleicht müssen die ja so sein, wenn sie nicht gerade in Schlachten reiten.«
    Er nahm die Arbeit an dem Huhn wieder auf, das schon zur Hälfte nackt war und noch überhaupt nicht nach einem leckeren Brathuhn aussah.
    Vela sank ein Stück in sich zusammen, die Lage schien ihr wieder hoffnungsloser. Was sollte sie denn jetzt machen, wenn die Ritter tatsächlich noch einen ganzen Monat hierblieben? Jeder Tag ohne Schlüssel bedeutete, dass der König weiter schweigen würde und ihr Vater im Kerker bleiben musste, und das Leben dort war sicher nicht angenehm. Es war kalt und das Essen schlecht, überall Spinnen und Ratten, und dann gab es die fürchterlichen, gefräßigen Schemen, die angeblich in Träume hinüberschwimmen konnten. Vela mochte sich gar nicht vorstellen, wie es ihrem Vater jetzt erging, ein Monat erschien ihr lang. Viel zu lang.
    »Ich brauche den Schlüssel aber unbedingt zurück«, flüsterte sie.
    »Alle brauchen wir den Schlüssel, weil ihn der König braucht.«
    »Ich werde mit den Rittern reden, sie müssen doch einsehen, dass sie nicht warten können.«
    »Na dann, viel Glück.« Cephei schüttelte den Kopf. »Sie werden dich auslachen, und Dorado wird dich in hohem Bogen vor die Tür setzen, wenn

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