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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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drehte sie sich weg und ging zurück zu den anderen.
    Bei der Verabschiedung hätte Vela Urs und Cephei gern mit einem Nudelholz über die Köpfe gehauen.
    »Ja … also …«, stammelte der Bär - und »… ich wollte nur …«, stotterte Cephei. Dann sagten sie gleichzeitig »Danke« und lachten blöd, während sie Serpem nicht aus den Augen
ließen. Vela schob sie in Richtung Leiter und drängte sie zum Abstieg.
    Nachdem Urs endlich den Boden erreicht hatte und sehnsüchtig nach oben schaute, drehte sich Vela noch einmal zu Serpem um. Es gab so viele Fragen, die sie gern gestellt hätte, aber sie traute sich nicht. Über den Rauschwald und diese Aniba, aber sie hatte Angst, Serpem würde noch mehr Gegenleistungen erwarten, deshalb hielt sie lieber den Mund.
    Serpem schien trotzdem zu wissen, was in ihrem Kopf vorging, sie lächelte und schien sich bestens zu amüsieren. Das ärgerte Vela.
    »Leb wohl«, sagte sie kalt und nickte, dann folgte sie den anderen die Leiter hinunter.
    Als sie fast den Boden erreicht hatte und Urs schon die Pranke ausstreckte, um ihr zu helfen, steckte Serpem noch einmal den Kopf durch die Türöffnung und rief nach ihr.
    Vela sah nach oben. »Eines Tages wirst du alles verstehen, bis dahin gib gut Acht, kleine Vela. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder.«
    Für einen Moment sahen sie sich noch in die Augen, dann verschwand Serpem, und Urs gab einen langen Seufzer von sich.
    Während sich Urs und Cephei auf dem Weg noch mehrmals umdrehten und winkten, obwohl Serpem gar nicht zu sehen war, nicht einmal als Schemen am Fenster, lief Vela einfach weiter. Nie wieder wollte sie in diese grüne Augen blicken!
    Noch hatten sie die Lichtung nicht verlassen, als Morvan plötzlich vor ihnen auftauchte, genau wie am Tag zuvor. Er erschien einfach und ließ die Luft flimmern. »Wolltet ihr gehen, ohne euch von mir zu verabschieden? Bei uns zu Hause gilt das aber als unhöflich.« Er schnalzte mit der Zunge. »Hinter der
Lichtung werdet ihr auf einen Pfad treffen. Folgt ihm, er wird euch an den Rand des Rauschwalds führen.«
    »Wirst du eines Tages zu ihnen zurückgehen? Den Elfen, meine ich«, wollte Vela wissen, worauf er nachdenklich die Stirn kraus zog.
    »Eines Tages. Vielleicht. Aber jetzt gefällt es mir hier ganz gut, ich habe alles, was ich brauche.«
    »Aber fehlt es dir nicht manchmal? Dein Zuhause, meine ich.« Morvan zuckte mit den Schultern. »Nur weil man sein Zuhause vermisst, heißt das doch nicht, dass man auch zurückkehren sollte, oder? Wahrscheinlich würde ich das hier«, er deutete über ihre Schulter auf das Hexenhaus, »genauso vermissen, wenn ich fortgehen würde. Seltsam, wenn man dort ist, will man unbedingt weg, und wenn man weg ist, will man wieder hin.«
    Vela nickte, es war verwirrend. Cephei und Urs verabschiedeten sich von Morvan und schlenderten langsam in den Wald hinein. Vela blickte noch einmal zum Haus auf dem Vogelfuß zurück, aber Serpem war nicht zu sehen. »Hat sie sie verzaubert? Urs und Cephei?«
    »Nicht so, wie du es meinst, kleine Vela.«
    Einen Moment lang sahen sie einander an, dann fragte sie: »Du weißt, was sie macht - nachts. Ich meine, du …«
    »Ja«, unterbrach er sie. »Ich weiß, was sie ist und was sie tut.«
    »Macht es dir keine Angst?«
    »Nein. Weißt du, verglichen mit den anderen Elfen bin ich tatsächlich anders. Ich habe Freude an anderen Dingen. Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollen. Ich mag mich. So, wie ich bin. Und bei Serpem kann ich es sein. Deshalb bin ich bei Serpem.«
    Vela wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, noch immer gingen ihr viele Fragen durch den Kopf. Eine blieb so hartnäckig,
dass sie herausmusste: »War es Zufall, dass wir hier entlanggekommen sind? Der Wald ist groß und vielleicht …«
    Morvan lächelte. »Gleichgültig, wie unterschiedlich Hexen auch sein mögen, eines haben sie alle gemeinsam: Sie glauben nicht an Zufälle. Egal, was sie dir auch jemals erzählen werden, nichts passiert bei ihnen zufällig. Wenn sie wollen, dass du sie siehst, dann siehst du sie, wenn sie gewinnen wollen, dann gewinnen sie.« Er beugte sich ein wenig nach hinten und verschränkte die Finger hinter dem Rücken. »Und wenn sie verlieren wollen, verlieren sie. Merk dir das, meine Schöne, und vergiss es nicht.«
    »Aber wenn sie so mächtig sind, wie konnte der König dann das Land von ihnen befreien?«
    »Wer sagt denn, dass er das hat?« Noch einmal lachte Morvan, wobei sich Grübchen in seine

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