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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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pausbäckigen Wangen gruben, dann löste er sich vor ihren Augen auf, verschmolz einfach mit dem Wald, und sie hörte nur noch sein leises Pfeifen, das sich immer weiter entfernte.
    Schnell rannte Vela Urs und Cephei nach, die von Serpems Gastfreundschaft schwärmten, von den funkelnden Augen, dem schönen Lächeln und dem goldenen Haar. Urs begeisterte sich für Serpems Gang, der so leicht sei, als würde sie schweben, und Vela verschluckte sich fast. Es war gut, dass sie dem schmalen Trampelpfad folgten, von dem Morvan gesprochen hatte. So musste Urs wenigstens nicht auf den Weg achten.
    Cephei ernannte die Hexe kurzerhand zur schönsten Frau der Welt. »Noch viel schöner als die Schlüsselkönigin, jawohl!«
    »Sie bleibt trotzdem eine Hexe«, warf Vela ein.
    »Du bist doch bloß eifersüchtig, weil dein Haar aussieht wie das Fell eines Muths«, erwiderte Cephei und lachte. »Wie eines Muths, wenn es Sommerfell kriegt. Kurz.«

    Danach sprachen sie eine Weile nicht mehr miteinander, denn Vela schwieg beleidigt. In dieser Stimmung fielen ihr einfach keine Worte ein, um den anderen zu beichten, was sie von Serpem erfahren hatte.Cephei machte es ihr manchmal wirklich schwer - und Urs hatte noch immer nicht mit dem Schwärmen aufgehört.

    Als sie eine gute Stunde unterwegs waren, griff sich der Bär plötzlich an den Kopf. Er schüttelte sich, hustete und ließ ein Schnauben hören, das wie ein trockenes Niesen klang. Er musste stehen bleiben und sah mit zusammengekniffenen Augen über die Schulter zurück, doch da war nichts außer Bäumen und Sträuchern.
    »Die Hexe...«, stammelte er.
    »Was ist mit Serpem?« Vela wartete auf das nächste Loblied.
    »Da waren Körperteile...«
    Irritiert beobachtete sie, wie Urs vor sich hin murmelte, zwei Schritte vorwärts machte und dann wieder stehen blieb. Noch einmal schüttelte er sich wie ein nasser Hund, der das Wasser in seinem Fell loswerden wollte.
    »Ein Elf … und viele Töpfe … das Essen …«
    Auch Cephei blieb jetzt stehen und griff sich an den Kopf, hustete und nieste. »Wir haben dort gegessen...«, keuchte er.
    »Na, das fällt euch ja zeitig auf.«
    »Man soll bei Hexen nichts essen.« Cephei klang fast panisch.
    »Warum habt ihr es dann getan?« Vela hob die Arme, während er sie verwirrt ansah.
    »Keine Ahnung.«
    »Ihr habt euch bestens mit Serpem unterhalten. Gelacht. Habt ihr eure Hände hingehalten, damit sie euch die Zukunft voraussagt.«

    Erschrocken sahen die beiden sie an. »Das ist nicht wahr«, protestierte Cephei, und Vela sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. »Ich kann mich gar nicht erinnern …«
    Urs kratzte sich am Kopf. »Das ist alles so verschwommen.«
    »Ich wusste es!« Vela stieß die Faust in die Hand. »Sie hat euch verhext.«
    »Verhext? Bei der dreischwänzigen Katze!«, rief Cephei.
    »Aber warum hat sie dich dann nicht verhext?«
    Diese Frage konnte Vela nicht beantworten. Vielleicht hatte Serpem geglaubt, dass Vela keine Gefahr war, oder sie hatte von Anfang an gehofft, Vela zu einem Hexenhandel zu bewegen. Vielleicht wirkte dieser Zauber aber auch einfach nicht auf Mädchen und Frauen.
    Cephei musterte sie misstrauisch. »Was ist mit deinen Haaren passiert?«
    »Das hast du schon gefragt.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Bei der Hexe.«
    »Und? Was hast du geantwortet?«
    Warum war der Kerl nur so hartnäckig?, fragte sich Vela. Warum ließ er es nicht einfach auf sich beruhen? Er musste doch merken, dass sie nicht darüber reden wollte. »Ich hab gesagt, dass ich sie abgeschnitten hab.«
    »Das sehe ich! Aber warum?«
    »Darum.«
    »Dann warst du also auch verhext?«
    »Nein. Ich...« Warum sollte sie das nicht einfach behaupten? Das würde als Erklärung genügen, aber sie wollte partout keine Verbindung zwischen Serpem und ihren Haaren herstellen. »Ich wollte sie loswerden, sie stören nur auf der Reise. Ständig bleibe
ich in den Ästen hängen, das ist unangenehm. Kurz ist es viel praktischer.«
    Langsam nickte Cephei. Er schien ihr zu glauben oder hielt ihre Haare inzwischen für nebensächlich. »Und was machen wir jetzt?«
    »Was sollen wir schon machen? Wir gehen weiter. Ihr habt ja noch alle eure Gliedmaßen und gefüllte Bäuche.« Manchmal verstand Vela ihn wirklich nicht.
    Urs rührte sich aus seiner Starre und lief langsam weiter. »Meinst du wirklich?«
    Sie nickte nachdrücklich.
    »Dann können wir ja froh sein, dass wir noch am Leben sind«, flüsterte Cephei. »Und sollten schleunigst verschwinden. Ab jetzt

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