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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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und das man beobachten konnte, bis es endlich weiterflog.
    »Ich muss.« Vela stand auf.
    »Ich könnte euch etwas mitgeben, das euch den Weg zeigt«, sagte Serpem auf einmal in ihrem Rücken, und Vela drehte sich um.
    »Und was muss ich dir dafür geben?«
    »Nichts weiter. Außer«, sie machte eine kleine Pause, »vielleicht ein bisschen von deinem Blut.«
    »Auf keinen Fall!«
    »Keine Angst, Vela, nur ein paar Tropfen, ich brauche es nicht eimerweise.«
    »Was hast du damit vor?«, fragte Vela misstrauisch, aber Serpem machte nur eine unbestimmte Geste in Richtung Kochtöpfe, aus der Vela nicht schlau wurde. Wollte sie damit kochen? Ihr
Blut unter die Speisen mischen? Bei dem Gedanken wurde ihr übel.
    »Du musst ja nicht - niemand zwingt dich, etwas zu tun, das du nicht willst. Dein Blut nützt mir nur, wenn du es freiwillig hergibst. Was ist also, möchtest du, dass ich dir helfe?«
    Vela dachte nach. Eigentlich war der Umgang mit Hexen verboten, aber wenn sie eine Hexe mit der Hilfe einer anderen fand, musste sie sich wohl oder übel darauf einlassen. Außerdem hatte sie Serpem ja schon ihr Haar gegeben, was machten da noch ein paar Tropfen Blut?
    Wortlos hielt sie Serpem die Hand entgegen, und mit der Scherenspitze piekste Serpem ihr in die empfindliche Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand, bis Blut zu sehen war. Vela biss die Zähne zusammen, es schmerzte mehr, als sie befürchtet hatte.
    Serpem nahm ein Taschentuch und betupfte die Wunde, bis sie aufhörte zu bluten und das Taschentuch einen münzgroßen roten Fleck aufwies. Das Tuch legte sie zu Velas Haaren in den Schrank.
    »Ach, ich habe eine Schwäche für aussichtslose Fälle«, sagte die Hexe gut gelaunt. »Sieh dir nur Morvan an! Der wird nie die Finger von den Honigtöpfen lassen können, ganz gleich, wie sehr ihn die Bienen stechen.«
    Serpem berührte mit den Fingerspitzen Velas Stirn, und auf einmal spürte Vela ein kurzes heißes Brennen um ihren Nabel. Doch so plötzlich der Schmerz gekommen war, so schnell verschwand er auch wieder.
    Hastig zog Vela das Hemd nach oben und blickte an sich herunter. Neben ihrem Nabel befand sich ein roter Fleck in der Form einer Hühnerkralle, der zuvor nicht da gewesen war.

    Ein Hexenmal!
    Jetzt war sie für immer gezeichnet, und jeder, der dieses Mal sah, würde wissen, dass sie sich mit einer Hexe eingelassen hatte. Panisch sah Vela Serpem an, die sie durch halb geschlossene Lider betrachtete.
    »Leg dich jetzt noch ein bisschen hin, Vela, die Nacht ist noch nicht vorbei. Morgen werde ich dir geben, was ich versprochen habe.«
    Morgen erst? Immer wieder nahm Serpem und vertröstete sie mit der Gegenleistung auf später. Das war also der Grund, warum man mit Hexen keine Geschäfte machte: Sie hielten sich nie an das, was ausgemacht war.
    Zitternd vor Wut und doch viel zu erschöpft, um zu protestieren, gehorchte Vela, aber einschlafen konnte sie nicht. Sie fühlte sich ausgelaugt und schwach, als hätte sie viel mehr als nur ein paar Tropfen Blut verloren. Ihre Hand lag auf dem Hexenmal, das ihr wärmer erschien als der Rest ihres Körpers.
    Als sie zu Hause losgefahren war, hatte sie noch geglaubt, ihr einziges Problem wären ihre Eltern mit ihrem Wunsch, dass sie Turmwächterin werden solle. Jetzt schien das vollkommen unbedeutend zu sein. Ihre ganze Welt hatte sich innerhalb eines Tages und weniger Stunden auf den Kopf gedreht, und Vela befürchtete, dass sie sich nicht so einfach wieder auf die Füße stellen ließ. Nicht mal, wenn das alles gut ausgehen würde.
    Sie starrte an die dunkle Decke. Wenn sie am nächsten Tag den beiden anderen erzählte, was sie erfahren hatte, wollten sie vielleicht gar nicht mehr mit ihr gehen. Diese Vorstellung ängstigte sie so sehr, dass sie nicht mehr atmen konnte, doch dann holte sie schnaubend Luft und spürte auch ihren Herzschlag wieder. Sie könnte es den anderen nicht verdenken, wenn sie
umkehren wollten, aber sie hoffte, dass sie weiterhin an ihrer Seite blieben. Sogar Cephei.
    Doch konnte sie ihnen die Sache mit der Hexe wirklich verschweigen? Was würde aus ihrem Vater werden, wenn sie ihnen die Wahrheit berichtete? Dass sie gegen eine mächtige, scheinbar unbesiegbare und böse Hexe in den Kampf zogen, und Urs und Cephei beschlossen plötzlich, sie allein zu lassen? War es denn überhaupt eine Lüge, wenn sie etwas verschwieg?
    Unruhig wälzte sich Vela hin und her.

ZWEI RAUMGEISTER
    Am nächsten Morgen wurden sie von Morvan geweckt - er

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