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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Geburtstag vergessen? Lass dir rechtzeitig die Antiinfarkt-Gene impfen.“
    Sie stimmten das Huldigungslied „Happy Birthday“ an . Viele Frauen drückten ihn an ihre Brüste. Er konnte nicht umhin die zarten Busen zu genießen. Das war auch schon das Schönste an seinem Freundeskreis. Leichtfertig, wie mit ihrem Generationen alten Schmuck, gingen sie mit ihren Reizen um. Mit einem zärtlichen Kuss, der ihm den höchsten Genuss für die Stunden nach der Feier versprach, führte ihn seine Frau Anita zu einer Ecke im Salon.
    Seine Geburtstagsgeschenke schienen ihm wie Kränze bei einer Beerdigung aufgebahrt. Ein Armreif in Silber fiel ihm als Erstes in die Augen. Den würde er ohnehin niemals tragen. Eine Herrenhandtasche in Krokodilleder. Dabei hatte er gedacht, die Zeiten dieser Täschchen für Herren seien endgültig vorbei. Ein rubinroter Edelstein auf einem silbernen Ring gefiel ihm noch am besten. Spontan hatte er einen Freund im Kopf, dem er ein solches Schmuckstück vermachen könnte. Nicht schlecht fand er ein Sachbuch mit dem Titel: ‚Der Umgang mit den Herren dieser Welt‘. Vielleicht könnte er dem Autor für ein paar Kapitel in der nächsten Ausgabe beratend zur Seite stehen. Der Clou war in einer sehr detailliert ausgeformten Unterhose zu sehen, die ihn an die Ritterzeiten erinnerte. Anita würde von ihm verlangen, dieses Wunderstück an bestimmten Abenden zu tragen. Glücklicherweise nicht heute.
    Die Reihe der nutzlosen Wertgegenstände setzte sich fort, bis er schließlich ein größeres Paket öffnete. Zum Vorschein kam eine uralte Kerzenlaterne aus der Zeit der Weltreisen des Kolumbus. Nicole Baumann beteuerte, der große Genuese hätte sie selbst auf seinem Schiff Ende des fünfzehnten Jahrhunderts gefahren. Patina und eine Grav ur zumindest untermauerten dies. Ebenso zeugte ein angebranntes Stück Pergament von der Echtheit der Schiffsausrüstung. Na, er wagte nicht daran zu denken, welches Vermögen sein Freund Ulf Baumann dafür ausgegeben haben mochte.
    „Nicole ist mit mir wegen dieser Geschichte nach New York geflogen“, rief Baumann in die Runde. „Bei Schneesturm haben wir sie ausgesucht. Ich kann dir gar nicht erzählen, was ich durchgemacht habe, und wie froh ich endlich das Metall in dem alten Hafen in Manhattan einpacken ließ. Du weißt schon, in der South Street, Sea Port, nahe dem alten Fischmarkt, unter dem neuen Museum „Nine Eleven.“
    Schütz nahm die urige Laterne wie ein rohes Ei in seine Hände und streichelte die Gravuren liebevoll. Unter den empfindsamen Kuppen seiner Finger fühlte er die gut ausgearbeiteten Konturen eines aufgetakelten Bermudaseg lers. Erstaunlich dachte er, Kolumbus hatte an alles gedacht. Zu der damaligen Zeit kannte man die Bermudasegel noch gar nicht! Außerdem hatte er nicht erst vor Kurzem eine solche Laterne auf dem Polenflohmarkt in Berlin gesehen? Für fünfundzwanzig DM? Wie dem auch sei. Mit besonderer Inbrunst umarmte das Geburtstagskind Nicole Baumann, seine Freundin aus vergangenen Tagen. In der Umarmung schenkte sie ihm ein Signal, das wie das Laternenlicht in einsamer Nacht leuchtete. Genüsslich stellte er dabei fest, dass der schwarze BH von ihr sein müsste. Die Intensität ihrer Umarmung flüsterte: ‚Ich habe noch mehr für dich als nur eine alte Seglerlampe‘. Genierte sie sich doch nicht, ihn herzhaft auf den Mund zu küssen. Ihre Zunge spielte zart an seinen Lippen, bis sich die Gesellschaft in einem „Hoho“, und „seht, seht“ erging.
    Das Auspacken der Geschenke entwickelte sich wie das Erstellen einer Inventarliste eines Luxusnippgeschäftes. Dabei überfiel ihn ein Gefühl, als würde er unter den Bergen von abgerissenem Geschenkpapier ersticken.
    Als das Telefon klingelte, schwieg die Gesellschaft. H.B. beehrte sich, dem Gemahl seiner Nichte zu gratulieren. Jürgen schlich sich mit dem Hörer in sein Büro in der ersten Etage. Solche Gespräche entwickelten sich oft zu politischen Statements.
    „Hallo, Jürgen, alter Junge, erwische ich dich doch zu Hause.“ Sein Onkel klang sehr bedeutend. „Wir haben hier eine wichtige Konferenz. Es geht um unsere Zukunft. Wir treffen heute die Entscheidungen. Wie findest du das, dass ich dich trotzdem anrufe?“
    Jürgen konnte noch nicht einmal antworten.
    „Eine tolle Sache was? So wichtig bist du mir. Wichtiger, als die Hansel um mich herum. Aber ich habe sie bald alle so weit. Dann können wir das hier beenden. Fast hatte ich angenommen, du wärst im Büro. Also zu

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