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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Herr Schütz. Ich lasse Sie alle in Frieden. Wenn Sie mich einmal brauchen, werde ich da sein. Denken Sie daran.“
    Dann war das Phantom verschwunden. Sein Orakel hielt sich noch lange in der Luft. Der Tod Strahlens wirkte sich schon bald aus. Die Erbscheine der deutschen Kolonie aus Paraguay wurden weniger, bis sie ganz versiegten.
    Die Morde hatten sich gehäuft. War Schütz jetzt sicher vor einer Denunziation?

34 Zu Nebenwirkungen ..
     
     
     
    Könnte er irgendwo und irgendwie seinen Frieden finden? Wir würde das alles weitergehen?
    Zwischen seinen Fingern ließ er die Schachtel immer wieder auf den Tisch gleiten, rollte und drehte sie, als hätte er eine neue Packung ‚ Happy Hour ‘ in seinen Händen. Seine Frau schlug ihm die Medikamentenschachtel aus der Hand, rief „das gehört dem Mädchen“ und schob die Packung demonstrativ von ihm fort. Derartige Scharmützel an der Ehefront häuften sich in der letzten Zeit. Schütz wusste, wie schwierig sich die Zukunft gestalten würde. Bis auf seine wenigen Ansätze, die sie immer wieder abgeblasen hatte, gab es bisher kein klärendes Wort.
    Anita hatte es leichter. Für sie waren alle Entscheidungen gefallen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann es zu geschehen hatte. Einmal schon war ihr ein schwerwiegender Fehler unterlaufen. Dabei hatte sie den Mann als Hexer in den Katakomben selber ausgesucht. Für diese Aufgabe aber wäre ein Profi notwendig gewesen.
    Am liebsten hätte sie Jürgen selbst gefragt, wie das alles abgelaufen war. Nun, gut, ihre nächsten sicheren Züge waren gut vorbereitet. Es gab kein Entrinnen mehr. Sein ‚Selbstmord‘ würde nun endlich gelingen.
    Sie schaute wütend auf ihren mit der dämlichen Schachtel spielenden Ehemann.
    Endlich erhob sich Schütz und trat auf den Balkon hinaus, um sich dort dem zweifelhaften Genuss einer Zigarette hinzugeben. An dem freundlichen Oktober Sonntag war es ein Vergnügen, sich an der frischen Luft zu erholen. Der Hundertjährige Kalender hatte es nach den Worten von Biermacher vorhergesagt. Dieser Monat war tatsächlich golden, und die warme Herbstsonne verhieß friedliche, angenehme Tage. Sein Freund Dr. Karlheinz Westenhagen trat zu ihm auf den Balkon und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    „Bist du davon noch nicht losgekommen? Beruhigt sie dich nun oder regt sie dich an?“
    „Die Antwort fällt mir ebenso schwer, wie das Verständnis für die Vorgänge. Vielleicht kannst du mir als Chemiker helfen. Kann es sein, dass eine Chemikalie das Gegenteil dessen bewirkt, wofür sie eigentlich gedacht war?“
    Zu ihren Füssen breitete sich der begrünte Hinterhof aus. Obwohl die Wohnung der Familie Westenhagen mitten in der Stadt lag, hörte man von hier kaum den Verkehr. Beinahe war die Ruhe zu vergleichen mit der Waldesruh im Anwesen Schütz.
    „Erkläre mir den Hintergrund deiner Frage ein wenig genauer“, bat Karlheinz.
    „Du weißt, ich bin ein nervöser Mensch seit meiner frühesten Kindheit. Um meine Nervosität in den Griff zu bekommen, habe ich schon recht früh zur Zigarette gegriffen. Tatsächlich macht sie mich ruhiger. Vor allem diese ‚ Happy Hour ‘. Es ist aber wie eine Sucht. Es ist Gift. Ich komme nicht mehr von ihr los. Mehr noch und schlimmer. Mein Arzt hat mich schon gewarnt, wegen der Gefahr des Lungenkrebses.“
    Sein Freund erklärte ihm die Zusammenhänge, wie er sie als Chemiker sah. Darüber hinaus aber noch einiges mehr. Schütz zog einen Vergleich zwischen dem Medikament, das Westenhagens Tochter nahm und den Chemikalien, die sie in der Happy Hour entdeckt hatten.
    „Seit wann nimmt deine Tochter das Zeug?“
    „Seit sie acht ist.“
    „ Du lässt also zu, ihr Gehirn in dieser frühen Entwicklungsphase täglich mehrmals mit Chemikalien zu spülen?“
    Karlheinz schaute ungläubig auf seinen Freund, der ihm zum ersten Mal einen schweren Vorwurf in dieser unmissverständlichen Form machte. Gleichzeitig fragte er sich nach der Richtigkeit seines eigenen Tuns.
    Sie mischten sich wieder in das Gespräch der beiden Frauen ein. Karlheinz machte zuweilen den Eindruck tiefster Besorgnis. Schütz aber hatte längst wieder begonnen, mit der Medikamentenschachtel ‚SibalI In‘ zu fummeln. Er öffnete sie endlich, nahm den Beipackzettel heraus und studierte den Inhalt. In einem unbeobachteten Moment steckte er den Zettel in seine Tasche. Vor allem seine Frau dürfte von seinem Tun nichts ahnen. Später würde er sich damit auseinandersetzen. Er wusste noch nicht,

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